Die Fridericiana ist nicht farbentragend, aber farbenführend. Sie führt die Farben rosa-weiß.[2] Der Wahlspruch lautet Nach deutscher Weise, im Freundeskreise, im Reiche der Töne suchet das Schöne!
Geschichte
Name
Die Verbindung entstand am 14. Dezember 1878 als „Studentengesangverein (StGV) Erlangen im SV“, zunächst in bewusster Distanz zu den herkömmlichen Korporationen: Man trug keine Farben, hatte keinen Zirkel und focht nicht. „Dem Studentischen Ehrenkodex und seinen Konsequenzen konnten oder wollten sich auch die Nichtkorporierten und die nichtschlagenden Studentenverbindungen nicht entziehen, so dass viele das studentische Fechten wenigstens fakultativ einführten, z. B. die AMV Fridericiana Erlangen.“[5] In der Konsequenz benannte man sich 1923 in „Fridericiana Erlangen, Sängerverbindung im SV“ um.[1] In den 1930er Jahren hatte man sich von den Ursprüngen deutlich entfernt; als Prinzipien wurden u. a. „unbedingte Satisfaktion“[6] und „körperliche Ertüchtigung“ genannt.[7]
Auf Druck der NSDAP musste sich die Fridericiana Erlangen, die seit 1906 das Haus Spardorfer Str. 32[8] (später Marienhospital) besaß, am 31. Januar 1936 auflösen.[9]
1949 gründeten Alte Herren den „Studentengesangverein Erlangen (Academic Glee-Club Fridericiana Erlangen)“ wieder, der inoffiziell auch „Studentenverbindung Fridericiana“ genannt wurde. 1951 wurde daraus die „Akademische Gesangsverbindung (AGV) Erlangen im SV“, 1966 schließlich die „Akademisch-Musikalische Verbindung Fridericiana Erlangen im SV“.
Entwicklung vor 1914
Als erster studentischer Männergesangverein (Studentinnen gab es zur Gründungszeit in Erlangen noch nicht) von in Erlangen studierenden Mitgliedern der Akademischen Gesangvereine München und vor allem Würzburg gemeinsam mit weiteren Erlanger Studenten gegründet, erfreute sich der Verein bis zur Jahrhundertwende starken Wachstums. Im Jahre 1901 war er die zahlenmäßig stärkste studentische Korporation in Erlangen. Von den um 1905 etwa 1200 Erlanger Studenten waren fast fünf Prozent Mitglieder des Studentengesangvereins, im Wintersemester 1908/09 erreichte der Verein die Stärke von 100 Mitgliedern. Als einzige studentische Korporation veranstaltete die Fridericiana damals einen Ball unter Beteiligung der Erlanger Gesellschaft. Hierzu ergingen jeweils etwa 500 förmliche Einladungen an „alle Akademiker Erlangens, höhere Beamte, Professoren, Ärzte, Offiziere etc.“[10]
Die „musikalischen Aufführungen und Festlichkeiten“ der Verbindung übten „eine große Anziehungskraft auf die akademische und außerakademische Welt Erlangens und der Umgebung“ aus.[11]
Die Fridericiana war über ihre Altherrenschaft gut mit der Erlanger Gesellschaft vernetzt, was ihr im Jahre 1906 anlässlich des Süddeutschen Kanaltages sogar eine Kurzvisite des bayerischen Kronprinzen Ludwig in einer ihrer Konstanten einbrachte.[10]
1897 wurde das Gasthaus „Zur schönen Aussicht“ im nahen Rathsberg die Exkneipe des Studentengesangvereins.[12]
Das 40 Kilometer entfernte Lokal „Schottersmühle“ in der Fränkischen Schweiz wurde so oft besucht, dass es in einem Wanderführer u. a. mit den Worten „Standquartier des Erlanger Studentengesangvereins“[13] charakterisiert wurde.
In der Spardorfer Straße 32 hatte der Verein seit 1906 sein erstes eigenes Verbindungshaus[1]. Das Haus wurde nicht nur auf verbindungsintern verwendeten Ansichtskarten abgebildet, sondern – zusammen mit der etwa 300 m entfernten Ludwigsbrücke – auch auf frei erhältlichen Karten. Das Haus ging 1936 bei der Auflösung der Fridericiana verloren und wurde am 13. Mai 1937 geräumt.[10] Das Gebäude wurde 1994 abgerissen.
Ausrichtung und Betätigungsfelder
Die Fridericiana ist überparteilich und unkonfessionell und steht musisch interessierten männlichen Studenten unterschiedlicher Herkunft und Bekenntnis offen. Die Mitwirkung in einer der musischen Gruppen ist Pflicht. Die Verbindung unterhält einen Chor, Kammermusikensembles, eine Rockband und eine Bigband sowie eine Theatergruppe. Jedes Semester führen die Gruppen das Geprobte in Stadt und Umland öffentlich auf. Besonders die Theatergruppe findet dabei regelmäßig Beachtung in der Presse[14];
die Kritik im Kulturteil der Erlanger Nachrichten vom 2. Februar 2013 schließt: „Für jeden, der keine Angst vor Denkanstößen hat, (…) ein Muss.“, die vom 16. Juli 2013: „Besser geht Amateurtheater nicht.“
Kontakte zu anderen Verbindungen bestehen sowohl innerhalb des Dachverbands SV als auch zu den Schüler- und Studentenverbindungen im Großraum Erlangen-Nürnberg-Fürth.
Trivia
Der Zirkel entstand um 1883, als die AMV Fridericiana Erlangen noch „Studentengesangverein Erlangen“ hieß. Als man sich 1923 einen verbindungstypischeren Namen geben wollte, standen Skaldia, Stauffia und Fridericiana zur Auswahl. Man entschied sich für letzteren, weil sich aus dem längst existierenden Zirkel neben dem „E“ (für „Erlangen“) auch ein „F“ (für „Fridericiana“) herauslesen ließ. Dem Anhängsel des Zirkels werden die Buchstaben „v“, „c“ und „f“ (für lateinischvivat, crescat, floreat, „sie lebe, wachse und blühe“) zugeschrieben.
Bekannte Mitglieder
Hermann Ammon (* 1933), Herausgeber des pharmazeutischen Standardwerks „Hunnius“
Günther Beckstein (* 1943), Politiker (CSU), bayerischer Ministerpräsident von 2007 bis 2008
Karl Theodor Eheberg (1855–1941), Nationalökonom und Professor an der Universität Erlangen
Georg Erlwein (1863–1945), Elektrotechniker und Elektrochemiker, technischer Entwickler der Wasser- und Luftsterilisation mittels Ozon
Werner Ettemeyer (1924–2010), Verwaltungsjurist, Ehrungen für die Förderung des Sports: 1988 Ehrenring der Stadt Iserlohn[16], Ehrenplakette des westfälischen Turnerbunds, 1996 Bundesverdienstkreuz am Bande[15]
Wilhelm Fischer (1906–1980), Verwaltungsjurist, 1965–1971 Ministerialdirigent im Bayerischen Justizministerium, 1970 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, 1973 Bayerischer Verdienstorden[15]
Hermann Geib (1872–1939), Oberbürgermeister Regensburg, Staatssekretär im Reichsarbeitsministerium
Karl Koch (1919–2005), Jurist, 1973 Vorsitzender Richter (Senatspräsident) am Oberlandesgericht Nürnberg, 1978 dessen Vizepräsident, Träger der Goldenen Bürgermedaille der Stadt Lauf an der Pegnitz, 1986 Bundesverdienstkreuz[15]
Fritz Schmitz (1897–1990), Rechtsanwalt, Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes[15]
Werner Schwipper (1910–1989), Rechtsanwalt, Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse[15]
Fritz Specht (1890–1972), Professor für HNO-Krankheiten
Gustav Specht (1860–1940), Professor für Psychiatrie
Richard Spindler (1905–1982), Gymnasiallehrer in Nürnberg, Bezirksleiter des Bayerischen Roten Kreuzes, Ehrenmitglied der Wasserwacht, 1975 Bundesverdienstkreuz[15]
Robert Veh (1885–1983), 1945–1952 Regierungsdirektor und Vorsteher des Finanzreferats für Körperschaften in München, Bundesverdienstkreuz 1. Klasse[15]
Michael Weber (* 1945), 1987–2010 Nürnberger Tourismusdirektor, Träger des Verdienstkreuzes am Bande der Bundesrepublik Deutschland[21][22]
Leonhard Weißfloch (1908–1991), Gymnasiallehrer und Kreisheimatpfleger in Kaufbeuren, 1983 Bundesverdienstkreuz[15]
Georg Wünsch (1887–1964), evangelischer Theologe und Kirchenpolitiker
Ernst-Günther Zumach (1926–2012), Oberbürgermeister Ansbach, Träger des Verdienstkreuzes 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland
Literatur
Karl Eduard Haas: 15 Jahre Fridericana. Vom 75. zum 90. Stiftungsfest. 1954–1969. Erlangen 1969.
Karl Eduard Haas: Die Akademisch-Musikalische Verbindung Fridericana im Sondershäuser Verband, vormals Studentengesangverein Erlangen. Erlangen 1982.
Hermann Ude (Hrsg.): Der S. V.-Student.Handbuch für den Sondershäuser Verband. Kartell-Verband Deutscher Studenten-Gesangvereine. Hannover 1903, S. 111–115.
Joachim Wilkerling, Achim Block und Verband Alter SVer als Hrsg.: 100 Jahre Sondershäuser Verband akademisch-musikalischer Verbindungen. 1867–1967. Festschrift des Sondershäuser Verbandes. Aachen 1967, S. 119.
Anmerkungen
↑ abcErnst Deuerlein: Geschichte der Universität Erlangen, Verlag von Palm & Enke, Erlangen, 1927, Seiten 66, 80 und 89.
↑Hans König: Burschen, Knoten und Philister. Erlanger Studentenleben von 1743 bis 1983. Nürnberg 1983, S. 26.
↑Hans O. Finn: Academia Friderico Alexandrina in Nummis, Druckhaus-Meyer-Verlag, Erlangen, 1993, Seite 148.
↑Universitätsbund Erlangen e. V. (Hrsg.): Erlanger Universitätskalender Wintersemester 1929/30, Universitätsbuchhandlung Theodor Krische, Erlangen, Seite 110
↑Universitätsbund Erlangen e. V. (Hrsg.): Erlanger Universitätskalender Rektoratsjahr 1932/33, Universitätsbuchhandlung Theodor Krische, Erlangen, 1932, Seite 118; Universitätsbund Erlangen e. V. (Hrsg.): Erlanger Universitätskalender 1933/34, Universitätsbuchhandlung Theodor Krische, Erlangen, 1933, Seite 132
↑E. H. Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 36.
↑ abcKarl Eduard Haas: Die Akademisch-Musikalische Verbindung Fridericana im Sondershäuser Verband, vormals Studentengesangverein Erlangen. Erlangen 1982
↑Theodor Kolde: Die Universität Erlangen unter dem Hause Wittelsbach 1810–1910. U. Deichert’sche Verlagsbuchhandlung Nachf., Erlangen und Leipzig, 1910, Seite 409.
↑Ludwig Göhring: Erlanger Ausflugsbüchlein. Sonderabdruck aus: Die Universitätsstadt Erlangen und ihre Umgebung. Palm & Enke, Erlangen, vierte völlig umgearbeitete und vermehrte Auflage, 1916, Seite 3
↑Ludwig Göhring: Führer durch die fränkische Schweiz und ihre Vorberge, Th. Blaesings Universitäts-Buchhandlung, Erlangen, sechste Auflage, 1908, Seite 30; Ludwig Göhring: Führer durch die fränkische Schweiz und ihre Vorberge, Th. Blaesings Universitäts-Buchhandlung, Erlangen, siebente Auflage, 1911, Seite 42; Ludwig Göhring: Führer durch die fränkische Schweiz und ihre Vorberge, Th. Blaesings Universitäts-Buchhandlung, Erlangen, neunte Auflage, 1921, Seite 61; Ludwig Göhring: Führer durch die fränkische Schweiz und ihre Vorberge, Palm & Enke, Erlangen, zehnte Auflage, 1927, Seite 91.
↑ abcdefghijklmnopqHorst Gwinner: Die Akademisch-Musikalische Verbindung Fridericana im Sondershäuser Verband, vormals Studentengesangverein Erlangen. Erlangen 2016, im Selbstverlag