2004 gründete Xu das Architekturbüro Design and Architecture (DnA) ohne männlichen Partner, wie immer wieder bemerkt wird.[3] Mit ihrem Team realisierte Xu mit der Zeit Museen, Kulturzentren, Sportanlagen, Fabrikenanlagen, Theater und Wohngebäude.
Ihr erstes größeres Projekt war ein Neubaugebiet im Künstlerdorf Songzhuang in Peking mit Kulturzentrum, Galerie und Künstlerateliers. Auf einem ehemaligen Lagerplatz schuf sie 20 Künstlerwohnungen mit Atelier, Wohn- und Sanitärräumen auf ein bis zwei Stockwerken. Formal wird mit dem Einsatz von Containerformen die Geschichte des Ortes aufgegriffen. Die verschiedenen Gebäude wurden versetzt angeordnet, so dass ein interessantes Ganzes in kräftiger Farbigkeit entstand.[4]
Seit 2014 engagierte sich Xu mit ihrem Team im ländlichen Raum des Landkreises Songyang mit inzwischen über 20 Projekten. Dafür entwickelte Xu eine Methode, die sie „architektonische Akupunktur“ nennt. Sie möchte die Dorfgemeinschaften dauerhaft beleben und neue Zukunftsperspektiven aufzeigen. Sie beginnt damit, zu identifizieren, was einzigartig und schön ist in einem Dorf und entwickelt neue Elemente, die damit in Beziehung treten können.[3]
Eines der Projekt ist das Songyang Damushan Teahouse. Das ebenerdige Betongebäude liegt inmitten von Teeplantagen und grenzt auf einer Seite an einem Wasserreservoir. Alle Räume haben eine breite Fensterfront zum Wasser hin. Auch zu den Plantagen geben große Fenster den Blick frei auf die umgebende Natur. Das Gebäude beherbergt ein Büro, Räume für Teeverkauf und Teezeremonien, Sanitärräume, ein Kinderzimmer und einen Meditationsraum.[5]
Auch die Brown Sugar Factory wurde in der Provinz Songyang gebaut. Die Dörfer Xing und Zhangxi waren schon immer bekannt für ihre Zuckerproduktion. Der Gebäudekomplex besteht aus vier Teilen: dem Lager für das Zuckerrohr, der Fabrik für die Zuckerproduktion, einem Raum für öffentliche Veranstaltungen und einem Treffpunkt für die Dorfbevölkerung. Es handelt sich um eine leichte Stahlkonstruktion mit Glasfronten. Man kann den Produktionsprozess von außen beobachten.[6]
Im März 2018 stellte Xu ihre Projekte in der Ausstellung "Rural Moves – The Songyang Story" (Ländliche Bewegungen – Die Songyang-Geschichte) im AEDES Architecture Forum in Berlin vor, die auch in Venedig und Wien gezeigt wurde.[7] Zur Ausstellung erschien ein Katalog und kurze Zeit später ein Buch, dass die zukunftsweisenden Positionen und Ergebnisse der jungen chinesischen Architekten darstellt und in Gegensatz setzt zu den singulären Monumentalbauten der arrivierten internationalen Architekturbüros.[3]
„Ich möchte die Architektur nutzen als soziales Mittel für die Herausforderungen, die uns umgeben. Bald beginne ich ein Projekt zum Thema nachhaltige Landwirtschaft auf einer Insel. Es ist schön, ein Puzzleteil eines sozialen Gefüges sein zu können.“
2022: Swiss Architectural Award für drei Projekte: die Renovierung der Shimen-Brücke über den Songyin, die Tofu-Fabrik in Caizhai und die Umnutzung der Steinbrüche von Jinyun zu einem Kulturzentrum[15]
2019: Huiming Tea Workshop, Jingniang County, China
2019: Reisweinfabrik, Songyang
2022: Jinyun Quarries (ehemalige Steinbrüche), Umnutzung mit Kulturzentrum, Bibliothek und Theater, Jinyun, Zhejiang, China[27]
Veröffentlichungen
Jinyun quarries: The quarry as stage. From economic exploitation to ecological reuse (Steinbrüche von Jinyun: Der Steinbruch als Bühne. Von der wirtschaftlichen Ausbeutung zur ökologischen Wiederverwendung). Ausstellungskatalog. Aedes, Berlin 2022, ISBN 978-3-943615-74-6 (englisch).
Johannes Küchler: Rezension zu: Commerell, Hans-Jürgen; Feireiss, Kristin (Hgg.): Architectural Acupuncture as Driver for Rural Revitalization in China, Projects by Xu Tiantian, DnA_Beijing. In: Asien. Nr.158/159, April 2021, S.223–225 (uni-heidelberg.de).
Agata Toromanoff: Raising the roof. Woman architects who broke through the glass ceiling. Prestel, München / London / New York 2021, ISBN 978-3-7913-8663-8, S.212–217.
Anmerkung: Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Vornamen der Person gesetzt. Das ist die übliche Reihenfolge im Chinesischen. Xu ist hier somit der Familienname, Tiantian ist der Vorname.