Wittichenit
Wittichenit, auch unter der veralteten, bergmännischen Bezeichnung Kupferwismutglanz oder Kupferwismuterz bekannt, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Cu3BiS3 und ist damit chemisch gesehen ein Kupfer-Bismut (Wismut)-Sulfid. Wittichenit findet sich meist in Form feinkörniger bis massig-derber Mineral-Aggregate von stahlgrauer bis zinnweißer Farbe bei schwarzer Strichfarbe. Selten bildet er aber auch größere Kristalle von einigen Millimetern bis wenigen Zentimetern Größe aus, die einen tafeligen bis kurzprismatischen Habitus aufweisen. Frische Proben zeigen auf den Oberflächen einen metallischen Glanz. An der Luft läuft das Mineral nach einiger Zeit bleigrau bis messinggelb an. Etymologie und GeschichteErstmals entdeckt wurde Wittichenit in der Grube Neuglück nahe Wittichen im baden-württembergischen Landkreis Rottweil. Das Mineral war dort unter verschiedenen Bezeichnungen als Kupferwismuterz bzw. Kupferwismutglanz bekannt. 1817 stellte C. J. Selb nach Untersuchung einiger Kupferwismutglanze allerdings fest, dass dieses Erz aus zwei verschiedenen Minealarten besteht, die sich in Bruchverhalten, Farbe und Kristallausbildung unterscheiden. Letzteres Unterscheidungsmerkmal veranlasst Selb zu den Bezeichnungen „dichtes Kupfer-Wismuterz“ und „strahliges Kupfer-Wismuterz“.[4] Das dichte Kupfer-Wismuterz erhält 1853 durch Franz von Kobell den bis heute gültigen Namen Wittichenit nach seiner Typlokalität[5] und das strahlige Kupfer-Wismuterz wird 1855 durch Gustav Adolf Kenngott als Emplektit[4] bezeichnet. KlassifikationIn der alten Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) gehört der Wittichenit noch zur undifferenzierten Abteilung der „Sulfosalze“, wo er zusammen mit Skinnerit eine eigene Gruppe bildet. Mit der Neustrukturierung in der 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik wurden auch die Abteilungen der Klasse der Sulfide teilweise neu definiert und präziser aufgeteilt. Das Mineral befindet sich nun entsprechend in der Abteilung der „Sulfoarsenide, Sulfoantimonide, Sulfobismuthide“ und dort in der Unterabteilung der „Insel(Neso)-Sulfarsenide, usw., ohne zusätzlichen Schwefel (S)“, wo er ebenfalls zusammen mit dem Skinnerit die unbenannte Gruppe 2.GA.20 bildet. Die Systematik der Minerale nach Dana sortiert den Wittichenit in die Abteilung der „Sulfosalze mit dem Verhältnis 3 > z/y und der allgemeinen Zusammensetzung (A+)i(A2+)j[ByCz], wobei A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ sind. Dort bildet er zusammen mit Skinnerit und Moëloit in der unbenannten Unterabteilung „03.04.08“. Bildung und FundorteWittichenit bildet sich in hydrothermal in kupfer- und bismuthaltigen Erzgängen, oft in Paragenese mit anderen Bismut- bzw. Kupfer-Mineralen wie Bornit, Chalkosin, Chalkopyrit, Digenit, Djurleit, Emplektit, Pyrit, Stromeyerit und Tennantit, aber auch mit Aragonit, Baryt, Calcit, Fluorit und Rammelsbergit sowie gediegen Bismut. Weltweit konnte Wittichenit bisher an rund 260 Fundorten (Stand: 2014)[6] nachgewiesen werden, so unter anderem in Argentinien, Armenien, Australien, Belgien, Bolivien, Bulgarien, Chile, China, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Grönland, Irland, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Mexiko, Marokko, Namibia, Nordkorea, Norwegen, Österreich, Peru, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Slowakei, Spanien, Südafrika, Tschechien, Ungarn, Vereinigtes Königreich (Großbritannien) und Vereinigte Staaten (USA).[7] KristallstrukturWittichenit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe P212121 (Raumgruppen-Nr. 19) mit den Gitterparametern a = 7,723(10) Å; b = 10,395(10) Å und c = 6,716(5) Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2] Siehe auchLiteratur
WeblinksCommons: Wittichenite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
|
Portal di Ensiklopedia Dunia