Digenit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem und findet sich meist in Form von Verwachsungen mit anderen Kupfersulfiden und massigen Mineral-Aggregaten, selten aber auch in Form trigonaler oder pseudokubischer Kristalle bis etwa 3 cm Größe von blauschwarzer Farbe bei grauschwarzer Strichfarbe. Das Mineral ist auch in dünnen Schichten undurchsichtig (opak). Auf den Kristallflächen frischer Proben beziehungsweise auf frischen Schnitt- oder Bruchflächen zeigt sich starker Metallglanz. Allerdings laufen diese Flächen an der Luft nach einiger Zeit schwarz an und werden matt oder bilden einen braunen, pulvrigen Überzug.
Erstmals entdeckt wurde Digenit zusammen mit Cuproplumbit (Gemenge aus Galenit und Chalkosin) auf Mineralproben aus Chile. Einen genaueren Fundort für diese Proben konnte August Breithaupt in seiner Erstbeschreibung 1844 nicht nennen, da sie von dem Oberhüttenamts-Assessor Ihle aus einer Schiffsladung für ein Schmelzwerk in England entnommen und nach Freiberg gebracht wurden. Den von Breithaupt als neues Mineral beschriebene Digenit fand dieser im Zuge seiner Untersuchungen auch auf Proben aus Sangerhausen (Sachsen-Anhalt, Grenze Thüringen) in der Sammlung von Freiesleben.
Breithaupt benannte das Mineral aufgrund seiner chemischen Verwandtschaft mit Chalkosin und Covellin nach den griechischen Worten δύο [dýo] bzw. dessen Präfix δι- [di-] für Zwei und γένος [genos] für Art, Gattung, Geschlecht oder Stamm – zusammengesetzt also „von zweifacher Abstammung“.
Digenit war bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt. Damit hätte Digenit theoretisch den Status eines grandfathered Mineral. In der 1962 erfolgten Publikation der IMA: Commission on new minerals and mineral names wurde allerdings nach einstimmigem Beschluss die parallel kursierende Bezeichnung Neodigenit diskreditiert und Digenit als allein gültiger Mineralname anerkannt.[7] Seitdem wird Digenit in der „Liste der Minerale und Mineralnamen“ der IMA unter der Summenanerkennung „IMA 1962 s.p.“ (special procedure) geführt.[1]
Auch die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[8]9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Digenit in die Abteilung „Metallsulfide, M : S > 1 : 1 (hauptsächlich 2 : 1)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Kupfer (Cu), Silber (Ag), Gold (Au)“ zu finden ist, wo es zusammen mit dem bisher als hypothetisches Mineral geltenden Hoch-Digenit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 2.BA.05e bildet.
In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Digenit die System- und Mineralnummer 02.04.07.03. Das entspricht ebenfalls der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfidminerale“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n) : p = 2 : 1“ in der „Chalkosingruppe (Formel: Cu2-x S)“, in der auch Chalkosin, Djurleit, Roxbyit, Anilith, Geerit und Spionkopit eingeordnet sind.
Vor dem Lötrohr schmilzt Digenit spritzend zu einer spröden Kugel und unter Verwendung von Soda erhält man leicht ein Kupferkorn. In Salpetersäure löst sich Digenit unter Abscheidung von Schwefel und färbt die Flüssigkeit grün.[3]
August Breithaupt: Zwei neue Kupfer enthaltende Mineralien aus der Ordnung der Glanze. In: Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie. Band61, 1844, S.671–675 (rruff.info [PDF; 180kB; abgerufen am 2. September 2024]).
Digenite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 2. September 2024 (englisch).
↑ abcde
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
↑ abcdefgh
Digenite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 52kB; abgerufen am 2. September 2024]).
↑ abcdeHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.62 (englisch).
↑
International Mineralogical Association: Commission on new minerals and mineral names. In: Mineralogical Magazine. Band33, 1962, S.260–263 (englisch, rruff.info [PDF; 168kB; abgerufen am 3. September 2024]).