Das Lautertal beginnt bei der Quelle des Baches Lauter an der Neunkircher Höhe und verläuft in westliche Richtung zunächst breiter, dann recht schmal und steil bis an die Bergstraße, wo die Lauter in Bensheim ihren Namen in Winkelbach ändert. Außerdem gehören zu Lautertal mehrere Höhenzüge zu beiden Seiten des eigentlichen Tales.
Für die Ortsteile Reichenbach, Elmshausen, Lautern, Gadernheim, Raidelbach, Knoden mit Breitenwiesen, Schannenbach und Beedenkirchen mit Schmal-Beerbach, Staffel und Wurzelbach wurde je ein Ortsbezirk mit einem Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[6]
Eine Besonderheit der Gemeinde ist die Spitzenposition beim Hebesatz für die von Haus- und Wohnungseigentümern zu zahlende Grundsteuer mit 1050 Prozent im Jahre 2020.[7]
Der Ursprung der einzelnen Gemeindeteile liegt zum Teil bereits in römischer Zeit (siehe Felsenmeer) und im Mittelalter (von einer vermutlich einmal bestehenden Burg bei Gadernheim haben sich jedoch keine Reste erhalten).
Der Name der Gemeinde wurde am 1. Juli 1980 amtlich in Lautertal (Odenwald) geändert.[8]
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Lautertal 7144 Einwohner. Darunter waren 321 (4,5 %) Ausländer, von denen 170 aus dem EU-Ausland, 105 aus anderen Europäischen Ländern und 46 aus anderen Staaten kamen.[9] (Bis zum Jahr 2020 erhöhte sich die Ausländerquote auf 8,2 %.[10]) Nach dem Lebensalter waren 1188 Einwohner unter 18 Jahren, 2865 zwischen 18 und 49, 1596 zwischen 50 und 64 und 1494 Einwohner waren älter.[11] Die Einwohner lebten in 3036 Haushalten. Davon waren 822 Singlehaushalte, 891 Paare ohne Kinder und 994 Paare mit Kindern, sowie 270 Alleinerziehende und 59 Wohngemeinschaften.[12] In 603 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 1971 Haushaltungen lebten keine Senioren.[11]
Einwohnerentwicklung
Lautertal: Einwohnerzahlen von 1970 bis 2020
Jahr
Einwohner
1970
6.283
1976
6.693
1984
6.947
1992
7.182
2000
7.400
2005
7.325
2010
7.092
2011
7.144
2015
7.153
2020
7.152
Quellen: siehe folgende Liste
Im Jahr 1970 zählten die in der Gemeinde Lautertal zusammengeschlossenen Gemeinden 6283 Einwohner.[13]
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Gemeindevorstands, dem in der Gemeinde Lautertal (Odenwald) neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Beigeordneter und sieben weitere Beigeordnete angehören.[21] Bürgermeister ist seit dem 6. November 2017 der parteiunabhängige Andreas Heun.[22] Sein Amtsvorgänger Jürgen Kaltwasser (SPD) beendete im 63. Lebensjahr seine vierte Amtszeit vorzeitig und trat am 31. Juli 2017 in den Ruhestand. Der Erste Beigeordnete Helmut Adam (CDU) leitete die Gemeindeverwaltung kommissarisch und die Wahl des neuen Bürgermeisters musste vorgezogen werden. Andreas Heun erhielt am 24. September 2017 im ersten Wahlgang bei 79,3 Prozent Wahlbeteiligung 56,2 Prozent der Stimmen. Es folgte eine Wiederwahl im Juni 2023.[23]
Ortsbezirk Reichenbach (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Reichenbach). Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern.
Ortsbezirk Elmshausen (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Elmshausen). Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern.
Ortsbezirk Lautern (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Lautern). Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern.
Ortsbezirk Gadernheim (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Gadernheim). Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern.
Ortsbezirk Raidelbach (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Raidelbach). Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern.
Ortsbezirk Knoden mit Breitenwiesen (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Knoden mit Breitenwiesen). Der Ortsbeirat besteht aus n Mitgliedern.
Ortsbezirk Schannenbach (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Schannenbach). Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern.
Ortsbezirk Beedenkirchen mit Schmal-Beerbach, Staffel und Wurzelbach (Gebiete der ehemaligen Gemeinden Beedenkirchen, Schmal-Beerbach, Staffel und Wurzelbach). Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern.
Wappen und Flagge
Wappen
Blasonierung: „Schild geteilt; über einem silbernen Wellenbalken (Lauter) in Rot zwei silberne sechsstrahlige Sterne, unten in Schwarz ein goldenes Schrägkreuz.“[27]
Das Wappen wurde der Gemeinde Lautertal am 19. Juli 1974 durch das Hessische Innenministerium genehmigt. Gestaltet wurde es durch den Bad Nauheimer Heraldiker Heinz Ritt.
Die Sterne im oberen Bereich des Wappens haben ihren Ursprung im Wappen der Grafen bzw. Fürsten von Erbach-Schönberg. Das Wellenband soll das Flüsschen Lauter symbolisieren, das durch Lautertal fließt und das Schrägkreuz im unteren Wappenfeld ist das Kreuz des Heiligen Sankt Andreas, dem die 1426 erbaute Kirche in Reichenbach geweiht wurde.
Flagge
Die Flagge wurde der Gemeinde am 3. März 1975 durch das Hessische Innenministerium genehmigt und wird wie folgt beschrieben:
„In der verbreiterten weißen Mittelbahn das rot-weiß-roten Flaggentuches das Gemeindewappen.“[28]
Partnerstädte
Parish of Aldenham (England), seit 25. Oktober 1980
Bei Familien und Wanderern beliebt ist das überregional bekannte Felsenmeer am Felsberg oberhalb des Ortsteils Reichenbach. Es handelt sich um einen mit abgerundeten Granitblöcken überzogenen Berghang, der auch von Kindern leicht durchklettert werden kann. Die Römer nutzten das Felsenmeer als Granitsteinbruch. Davon zeugt unter anderem die so genannte Riesensäule.
Hohenstein und Borstein
Im Ortsteil Reichenbach liegen zwei vom Deutschen Alpenverein anerkannte Kletterfelsen, der 17 m hohe Hohenstein und der 8 m hohe Borstein beim Waldgasthaus Am Borstein, einem ehemaligen Naturfreundehaus. Beide Felsen haben auch Aufstiegsmöglichkeiten mit geringem Schwierigkeitsgrad und werden von vielen Kletterkursen genutzt.
Bauwerke
Historische Häuser
Mehrere Ortsteile haben ihre alten Fachwerkrathäuser bewahrt, zumeist aus dem 16.–17. Jahrhundert: Elmshausen mit dem 1777 erbauten Fachwerkrathaus, Reichenbach und Gadernheim (dort ist heute das Heimatmuseum untergebracht). In Gadernheim gab es bereits 1608 eine Schmiede, heute das älteste Gebäude des Lautertals und eine der ältesten unveränderten Schmieden Hessens. Sie ist jedoch in schlechtem Zustand und wird wohl nicht mehr lange zu erhalten sein.
Kaiserturm
Auf der Neunkircher Höhe wurde 1906/07 der 34 m hohe Kaiserturm als Aussichtsturm erbaut. Vom Turm fällt der Blick über den Odenwald sowie unter anderem zum Hessischen Ried, zur Pfalz, nach Frankfurt am Main und zum Taunus.
Evangelische Pfarrkirche Gadernheim
1912/1913 erbaute der bekannte Jugendstil-Architekt Heinrich Metzendorf diese große Kirche im sogenannten Heimatstil. Sie dominiert, auf dem höchsten Hügel des Dorfes gelegen, das obere Lautertal. Es handelt sich um eine Saalkirche mit ausladender polygonalerApsis und einem Fassadenturm, alles mit steilen Dächern gedeckt. Nach außen hin zeigt die Kirche vor allem Granit und – davon abgesetzt – Sandsteinelemente. Der obere Teil der Fassade und des Turmes ist mit graublau lackierten Holzschindeln verschalt. Die Ausstattung (Gestühl, Kanzelaltar) ist aus der Erbauungszeit erhalten.
Striethteich Elmshausen
Das Naherholungsgebiet Striethteich in Elmshausen wurde vor ungefähr 40 Jahren vom Verschönerungsverein Elmshausen aus einem Sumpfgebiet geschaffen. Der Teich bietet Wasservögeln, die eine eigene kleine Insel im Teich zur Verfügung stehen haben, einen guten Lebensraum. In unmittelbarer Nähe befindet sich ein kleines Schutzhäuschen und ein kleines, wasserbetriebenes Modell der Deichertsmühle. Jedes Jahr findet dort am Himmelfahrtstag ein Frühlingsfest statt, das vom Verschönerungsverein Elmshausen und der Elmshäuser Kerwejugend organisiert wird.[29][30]
Der „Felsberg bei Reichenbach“ (FFH-Gebiet 6218-301) mit dem Felsenmeer in den Gemarkungen Beedenkirchen und Reichenbach. Er ist gleichzeitig in identischer Ausdehnung Naturschutzgebiet.
„Gronauer Bach mit Hummelscheid und Schannenbacher Moor“ (FFH-Gebiet 6318-306, Gemarkungen Knoden und Schannenbach). Darin ist das Naturschutzgebiet „Schannenbacher Moor“ enthalten.
Naturschutzgebiet „Wiesentälchen von Beedenkirchen“
Zahlreiche Einzelbäume und Felsformationen sind als Naturdenkmale ausgewiesen.
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschluss und Gliederung von Gemeinden vom 29. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.3, S.84ff., Punkt 93, Nr. 84 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0MB]).
↑Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC180532844, S.211.
↑ abHauptsatzung. (PDF; 22 kB) §; 5. In: Webauftritt. Gemeinde Lautertal, abgerufen im Januar 2020.
↑ abViernheim online, 20. Oktober 2023: Pressemitteilung von Dr.Michael Meister: „Andreas Heun. Dieser wird am 6.11.2023 seine zweite Amtszeit als Bürgermeister antreten.“
↑Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Lautertal, Landkreis Bergstraße vom 19. August 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1974 Nr.31, S.1373, Punkt 987 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 7,1MB]).
↑Genehmigung einer Flagge der Gemeinde Lautertal, Landkreis Bergstraße vom 3. März 1975. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1975 Nr.12, S.508, Punkt 413 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 7,5MB]).