Wir sind die WelleWir sind die Welle ist eine deutschsprachige Jugend-Dramaserie von Dennis Gansel, die lose auf dem Roman Die Welle von Morton Rhue aus dem Jahr 1981 basiert.[1] Die Serie erschien am 1. November 2019 weltweit auf dem Video-on-Demand-Dienst Netflix.[2] HandlungDie Serie spielt in der fiktiven deutschen Stadt Meppersfeld und erzählt die Geschichte einer Gruppe von Jugendlichen, die beschließen, gemeinsam gegen gesellschaftliche Missstände zu kämpfen. Lea, eine Gymnasiastin aus wohlhabendem Elternhaus, ist gelangweilt und frustriert von ihrem begüterten Leben. Sie zweifelt am Lebensentwurf ihrer Eltern, die sich für weltoffen und umweltbewusst halten, und spürt, dass sie selbst mehr tun möchte, um sich für eine bessere Welt einzusetzen. Als dann Tristan, ein neuer Mitschüler, nach Meppersfeld kommt und sich mit den Außenseitern Zazie, Rahim und Hagen anfreundet, ist Leas Interesse geweckt. Geschickt nutzt Tristan die persönlichen Lebensumstände der sehr unterschiedlichen Teenager, um sie auf einen gemeinsamen Kampf gegen Missstände und Ungerechtigkeiten einzuschwören. Rahim und seine Familie beispielsweise werden immer wieder Opfer rassistischer Angriffe. Außerdem droht der Familie der Verlust ihrer Wohnung, weil ein Investor das Gebäude luxussanieren will. Hagens Familie verlor ihre wirtschaftliche Existenz, nachdem der Abfallschlamm einer ortsansässigen Papierfabrik die Felder der Ökolandwirte verseucht hatte. Zazie wird von Mitschülerinnen gemobbt und fühlt sich durch sexistische Geschlechterstereotype, denen sie nicht entspricht, unterdrückt. Nach kurzem Zögern schließt sich auch Lea der Gruppe an, die sich nachmittags auf einem verlassenen Fabrikgelände trifft, um gemeinsam nächste Schritte zu planen. Angetrieben von Tristan werden die Aktionen der Gruppe, die sich bald „Die Welle“ nennt, immer radikaler und riskanter. Was als idealistischer und spielerischer Aufstand gegen das Establishment beginnt, bekommt schon bald eine bedrohliche Eigendynamik. Zentral ist der Konflikt zwischen Lea, die an friedliche Formen von Protest und Widerstand glaubt, und Tristan, der Leas Optimismus für naiv hält und sich vehement dagegen sträubt, die Gruppe für weitere Mitglieder zu öffnen. Im Verlauf der Geschichte wird klar, dass Tristan persönliche Motive für seine Radikalität hat und eine terroristische Aktion gegen einen großen Waffenhersteller plant (seine Mutter wurde bei einem Hilfseinsatz in Afrika von Soldaten getötet, die durch illegale Waffenexporte in den Besitz deutscher Waffen gelangt waren). Im Finale kann Lea Tristans Anschlag in letzter Sekunde verhindern. Gleichzeitig gelingt es ihr, mit einer medienwirksamen Aktion den Waffenhersteller, der gegen zahlreiche gesetzliche Auflagen verstoßen hat, empfindlich zu treffen. ProduktionAm 18. April 2018 kündigte Netflix die Serie, die damals noch den Arbeitstitel Die Welle trug, im Rahmen seiner Veranstaltung See What’s Next in Rom an.[3] Die Dreharbeiten für die erste Staffel dauerten vom 11. Februar 2019 bis zum 26. Mai 2019, und fanden in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz statt, u. a. in Köln, Hürth, Leverkusen, Düren, Euskirchen, Neuss, Wuppertal, Solingen, Gelsenkirchen, Remagen, Bonn und Hagen.[4] Produziert wird die Serie von Rat Pack Filmproduktion in Zusammenarbeit mit Sony Pictures Film und Fernseh Produktion und wird von den Produzenten Christian Becker, den Executive Producern Dennis Gansel, Jan Berger und Peter Thorwarth sowie den Producern Amara Palacios und Eva Gerstenberg verantwortet. Drehbücher stammen von Ipek Zübert, Kai Hafemeister und Thorsten Wettcke unter der Head-Autorenschaft von Jan Berger. Die Regie führen Anca Miruna Lăzărescu und Mark Monheim.[5] Episodenliste
RezeptionDie Veröffentlichung des Trailers wenige Tage vor dem Serienstart sorgte für Kontroversen. So wurde befürchtet, die Serie könnte Linksradikalismus verherrlichen. Den Vorwurf sieht die Süddeutsche Zeitung jedoch entkräftet, da die Protagonisten der Serie zunehmend hinterfragen, „was sie da eigentlich tun“.[6] Das Presseecho zum Serienstart war gemischt. Der Deutschlandfunk bewertete die Serie als „erfrischend politische Mainstream-Produktion“ und als „wesentlich gelungener als andere deutsche Netflix-Produktionen“. Für eine zweite Staffel gebe es gute Argumente, „wenn man weiter so nah am Puls der Zeit“ bleibe.[7] Der MDR bezeichnete Wir sind die Welle als „originelle und spannend erzählte Serie, die mit viel mehr Frauenfiguren aufwartet als damals der Kinofilm“.[8] Die Berliner Zeitung konstatierte: „Dramaturgisch haben Autoren und Regisseure alles richtig gemacht: Dramatik und Spannung steigen, angetrieben von pulsierenden Elektroklängen, von Folge zu Folge, weil die Aktionen immer riskanter werden“ und stellte fest, der Ausgang biete reichlich Anknüpfungspunkte für eine zweite Staffel.[9] Der Branchendienst Quotenmeter stellte fest, die Serie vermöge „eine ähnliche Sogwirkung zu entfalten wie die Vorlage“ und lobte den erzählerischen Ansatz der Neuadaption: „Denn in einer Zeit, in der die Welt der Fiktion (gefühlt) von Neuauflagen dominiert wird, ist es wohltuend, zu sehen, wenn Kreative im Prinzip nur ausgewählte Elemente, eigentlich sogar nur die Kernidee eines Stoffes nehmen und daraus etwas vollkommen Neues entwickeln.“[10] Der Zeit-Ableger Ze.tt lobte die Aktualität der Serie und resümierte, man sei als Zuschauer „froh, dass zumindest ein Teil der Welle begreift, wie wenig zielführend die Radikalität ist und stattdessen auf den friedlichen Protest der Masse vertraut. Dadurch gewinnt die Handlung nicht nur an Tiefe, Wir sind die Welle erhält dadurch auch das Potenzial, den heutigen Schulunterricht zu bereichern.“[11] Die New York Times fasste zusammen, dass die Kurzserie sich mit Spannungen und Leadership in einer Gruppe befasse. Sie gehe aber auch der Frage nach, was passiere, wenn eine Welle ein Tsunami würde.[12] Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hingegen bezeichnete die Handlung in der Serie als „eine Revolte ohne theoretischen Unterbau“, der es bis auf die am Anfang aus dem Off kommende Bemerkung „Ihr hattet alle genug Zeit – und habt sie verschwendet“ an Tiefsinnigkeit mangele. Wir sind die Welle sei ein „sehr deutsches Produkt“ und man müsse im Hinblick auf die vergangenen Verfilmungen des Romans Die Welle konstatieren, dass sie „nach einem halben Jahrhundert endgültig verebbt“ sei.[13] Das Portal Filmstarts machte deutlich, dass die Serie im Gegensatz zum Roman Die Welle einen komplett anderen Ansatz verfolge. Ausgangspunkt sei nicht mehr ein Schulprojekt, sondern der eigene Antrieb von Jugendlichen, sich gegen die herrschenden Missstände aufzulehnen. Das abschließende Fazit bezeichnet die Serie als flach: „Das substanzlose und überkonstruierte Abarbeiten von eigentlich so relevanten Themen lässt die Wirkung des vielversprechenden Stoffes aber schnell verpuffen.“[14] Die Stuttgarter Nachrichten attestierten der Serie das Fehlen von Eigendynamik und Entschlossenheit.[15] Auch die Programmzeitschrift TV Spielfilm urteilte negativ; die Serie sei die „spektakulär gescheiterte Umsetzung einer tollen Idee“. Zwar habe der Auftakt Potenzial, jedoch laufe mit Folge vier „nicht nur die Welle aus dem Ruder, sondern auch die Serie“. Am Ende sei die Serie „weniger Die Welle 2019 als eine radikalisierte Version von Die Lümmel von der ersten Bank“.[16] Preise
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Einzelnachweise
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