Beuermann studierte Grafik an der Werkkunstschule Hannover, vertiefte seine Studien an der École des Beaux-Arts in Paris im Atelier J. Friedländer und an der Hochschule der Künste Berlin bei Bachmann und Gonda. Nach einem Stipendium des Institut Français im Jahr 1962 war er als freier Maler tätig. Wilhelm Beuermann war Mitglied im Deutschen Künstlerbund. Von der 17. Ausstellung in Hannover 1969 bis zur 38. Ausstellung in Berlin 1990 nahm er an sechs DKB-Jahresausstellungen teil.[1]
Mit der Grafikerin und Zeichnerin Rosemarie Würth – sie heirateten im Jahr 1963 – lebte und arbeitete er ab 1971 in den folgenden Jahrzehnten immer wieder für mehrere Monate in seinen Ateliers, erst in Ligurien, später auf Sardinien – bis zum Jahr 2003.
Die Zeiten im mediterranen Umfeld wirkten sich wesentlich auf Stimmung und Inhalte der nun folgenden Bilder aus. Fasziniert hatten Wilhelm Beuermann immer wieder die menschenleeren Stadtlandschaften in der mittäglichen Sommerhitze, in der die lichtgleißenden Mauerflächen der Häuser von harten Schlagschatten gegliedert sind.
In seinem Werk lassen sich 5 Schaffensperioden erkennen. Bis Anfang der 1970er Jahre entstanden Gemälde mit rundlich organischen Gebilden. Die 70er Jahre waren geprägt von Bändermotiven.
Ende der 70er Jahre vermischten sich Bändermotive mit architektonischen Ansichten, um im Laufe der folgenden Jahre von ihnen abgelöst zu werden. Die 90er Jahre waren geprägt durch das Schiffsmotiv.
Zum Ende der 1990er Jahre entdeckte Wilhelm Beuermann für seine neuen Bildwelten Steinformationen und vollzog damit eine Hinwendung zur Formenwelt der Natur.
Lebten die früheren Bilder von Kontrasten intensiver Farben, herrschten in den späten Bildern grau-schwarz-beige Töne vor.
Dieses Prinzip steigerte sich – hin zu einem auf der Leinwand dargestellten individuellen Realismus und ebenso in seinen mit vielen Zeichnungen und Gouachen versehenen Tagebüchern – bis zur späteren Krankheit und Tod im Jahre 2006.
Den Ausgangspunkt meiner Bilder finde ich im Sichtbaren meines jeweiligen Wohnortes und Ateliers. Fotos und Skizzen vor Ort sind Dokumente vom Fundort, von Gegenständen, Konstellationen und Stimmungen, Plätze, Straßen, in Innenräumen und in jeder Form von Landschaft. Mit dem Beginn des Malprozesses im Farbentwurf auf Papier bis hin zum Leinwandbild wandelt sich das Sujet in mehr oder weniger nachvollziehbaren Schritten. Reduktion und Addition wechseln sich ab, stellen Formen und Farben mehr und mehr in den Kontext des Bildszenariums und wandeln sie zum Zeichen, das sich vom Vorbild und reinen Abbild entfernt. ... W. Beuermann 22.08.1999
In seinem ersten Studienjahr hatte Wilhelm Beuermann eine ca. 100 cm hohe Plastik aus Gips modelliert. Hier deutete sich bereits das malerische Spiel mit den Bändern an. Es war sein Wunsch, dass dieses dargestellte Motiv einmal sein Grab schmücken sollte. 2007 kopierte der Bildhauer Jürgen Friede diese Plastik in rotem Granit. Sie steht an dem Grab von Wilhelm Beuermann auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover.
Kunst am Bau
Beuermann gewann mehrere Wettbewerbe für Kunst am Bau im öffentlichen Bereich, so 1974 die Wandgestaltung für die Fassade der Sporthalle der Lutherschule in Hannover – Nordstadt.
Eine Malerei aus blauschimmernden, vertikal angeordneten Bändern, die mehr als 50 m Länge einnahm, breitete sich für den Betrachter auf der Seite der Asternstraße aus. Im Jahr 2015 musste die Fassade umgebaut und renoviert werden. Eine Gedenktafel mit einer restaurierten Architekturfotografie zeigt und erläutert den ursprünglichen Zustand der Wandmalerei.
1988 wurde das aus emaillierten Kassetten hergestellte Wandbild des Postbaus in Hannover-Laatzen vollendet und 1990 das Wandbild „Der runde Tisch“ im Casino der Heinrich-der-Löwe-Kaserne in Braunschweig. Es folgten Wandgestaltungen für eine U-Bahn-Station in Köln sowie für einen Lichtschacht des Treppenhauses im Kunstverein Hannover.
Poesie
Seit Anfang der 1980er Jahre gewann die dichterischen Ausdrucksform zunehmende Bedeutung in Tagebuch und Lyrik.[2]
Wilhelm Beuermann, Ulrike Enders, János Nádasdy, Max Sauk, Rosemarie Würth, Gruppe PlasMa, Ausstellung vom 30. Juli – 28. August 1983 im Kunstkreis Hameln, Hameln 1983
Uta von Kardorff (Text), Wulf Brackrock (Fotos): Uta von Kardoff: Wen die Götter lieben ..., in: architektur und wohnen, Ausgabe 1 vom 21. März 1984, S. 60–63
Dominic Hyland (Text), Jürgen Weichardt (Red.): Gruppe PlasMa. Wilhelm Beuermann, Ulrike Enders, János Nádasdy, Max Sauk, Rosemarie Würth. Poznań, 26. Oktober bis 18. November 1984, Biuro Wystaw Artystycznych (BWA) Stary Rynek ... Perpignan, 14. Juni – 10. Juli 1985, Palais des Congrés, Perpignan, Text auch fraz. u. poln., Kulturamt Hannover, Hannover 1984
Heinz Liesbrock, Ludwig Zerull (Red.): Bestände. Die Sammlung des Niedersächsischen Sparkassen- und Giroverbandes, Hannover: Th. Schäfer Druckerei, 1994
Jürgen Weichardt, Feledy Balázs: Gruppe PlasMa (Plastik und Malerei) : Wilhelm Beuermann, Ulrike Enders, János Nádasdy, Max Sauk, Rosemarie Würth, 1998. okt. 27 – nov. 12-ig Szombathelyi Képtar, Szombathelyi, 1989, ISBN 963-01-9946-7
Holles Kunstgeschichte 2. Band Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Baden-Baden 1971, S. 375
Wilhelm Beuermann – Bilder aus fünf Jahrzehnten, Hannover 2009, ISBN 3-89384-047-8