Wilfried Dietrich gewann in seiner Laufbahn zwischen 1951 und 1977 insgesamt 30 Deutsche Meisterschaften (Einzeltitel und Mannschaftstitel mit dem VfK Schifferstadt sowie mit dem ASV Mainz 1888).
Dietrich trat dabei immer in der höchsten Gewichtsklasse an. Diese begann zu Beginn seiner Karriere bei 87 kg Körpergewicht, 1962 aufgrund einer neuen Gewichtsklasseneinteilung durch den Internationalen Ringerverband (FILA) bei 97 kg Körpergewicht. 1969 wurden zwei neue Gewichtsklassen zu den bis dahin bestehenden acht eingeführt, das Papiergewicht bis 48 kg Körpergewicht und das Schwergewicht, bis 100 kg Körpergewicht. Die Gewichtsklasse über 100 kg Körpergewicht bezeichnete man nunmehr als Superschwergewicht.
Höhepunkt seiner Ringerlaufbahn war der Olympiasieg im Freien Stil 1960 in Rom. Im darauf folgenden Jahr bestätigte Dietrich diesen Erfolg mit dem Gewinn des Weltmeistertitels in Yokohama. Weitere Olympiamedaillen gewann er 1956 in Melbourne (Silber im griechisch-römischen Stil), 1960 in Rom (Silber im griechisch-römischen Stil), 1964 in Tokio (Bronze im griechisch-römischen Stil) und 1968 in Mexiko-Stadt (Bronze im Freistil).
Im Jahr 1968 war Wilfried Dietrich bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele Fahnenträger der bundesdeutschen Mannschaft.
Bei seinen letzten Olympischen Spielen 1972 in München blieb Wilfried Dietrich zwar ohne Medaille. Aber er landete einen sensationellen Schultersieg gegen seinen 182 kg schweren Gegner Chris Taylor aus den USA.
Im Jahr 1977 beendete Wilfried Dietrich seine aktive Laufbahn und wurde als „Kran von Schifferstadt“ eine Ringer-Legende.
Dietrich erlag 1992 im Alter von 58 Jahren einem Herzinfarkt in Durbanville. In diesem Vorort Kapstadts in Südafrika hatte er zusammen mit seiner zweiten Ehefrau gelebt. Wilfried Dietrich ist auf dem Waldfriedhof in Schifferstadt beigesetzt.[1]
Würdigungen
Wilfried Dietrich wird von vielen Experten als ein Jahrhunderttalent des Ringens bezeichnet. Denn es gelang nur wenigen Kämpfern, in beiden Stilarten olympisches Edelmetall zu „erringen“.
Im Juni 2008 ersteigerte Dietrichs Bruder Günther dessen sportlichen Nachlass für über 25.000 Euro und führte ihn aus Südafrika nach Deutschland zurück. Dieser Nachlass wurde Grundstein für ein Ringermuseum, das 2010 in Schifferstadt gegründet wurde.[2] Nach einem Wasserschaden wurde das Museum im Jahr 2020 vorerst geschlossen.
(Anm.: OS = Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaften, EM = Europameisterschaften, GR = griechisch-römischer Stil, F = Freistil, S = Schwergewicht, SS = Superschwergewicht, Klasse = Gewichtsklasse)
mit Siegen über Ray Mitchell, Australien, Max Widmer, Schweiz, Bertil Antonsson, Yaqub-Ali Shourvazi, Iran, Pietro Marascalchi, Italien u. Sawkus Dscharasow, UdSSR u. einem Unentschieden gegen Hamit Kaplan
mit Siegen über Akeo Nojima, Japan, Hallow Wilson, USA, Radoslaw Kassabow u. Hamit Kaplan, einem Unentschieden gegen Anatoli Roschtschin, UdSSR u. einer Niederlage gegen István Kozma
mit Siegen über Hamit Arslan, Türkei u. Alwyn Visser, Südafrika, einem Unentschieden gegen János Reznák u. einer Niederlage gegen Ljutwi Dschiber Achmedow
mit Siegen über Harry Geris, Kanada, Wieslaw Bochenski, Polen, Olziisaihany Erdeneochir, Mongolei u. Ștefan Stîngu, Rumänien u. Niederlagen gegen Osman Duraliew u. Alexander Medwed
Wilfried Dietrich – Ringerlegende aus Schifferstadt. In: Gerhard Sellinger: Beiträge zur Schifferstadter Geschichte. Geier-Druck-Verlag, Schifferstadt 2004, S. 59–79.
Rolf Sperber: Der „Kran von Schifferstadt“ überragte alle Schwerathleten. In: Heimat-Jahrbuch Rhein-Pfalz-Kreis. Bd. 26 (2009), S. 12–24.
Wilfried Dietrich – Ringerlegende aus Schifferstadt. Morgen Sonntag, 3. Juni, jährt sich zum 20. Mal der Todestag. In: Schifferstadter Tagblatt Jg. 108, Nr. 127 vom 2. Juni 2012, Magazin. ZDB-ID 1019722-9.
Vor genau 40 Jahren: Der „Jahrhundertwurf“. In: Schifferstadter Tagblatt Jg. 108, Nr. 209 v. 7. September 2012. ZDB-ID 1019722-9.