Wenn alle Brünnlein fließenWenn alle Brünnlein fließen ist ein deutsches Liebeslied, dessen Text in Teilen seit dem 16. Jahrhundert belegt und seit der Aufnahme in Friedrich Silchers Liedersammlung 1855 in seiner heutigen Textfassung bekannt ist. Eine von Silchers verwendeter Weise leicht abweichende Melodiefassung setzte sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts durch. In dieser Fassung ist das Lied bis heute eines der bekanntesten Volkslieder im deutschen Sprachraum. GeschichteEin Liebeslied mit dem Titel Die Brünnlein, die da fließen, dessen Text weitgehend dem der ersten und zweiten Strophe von Wenn alle Brünnlein fließen entspricht, wurde von Leonhard Kleber 1520 samt Melodie aufgezeichnet. 1534 erschien beim Nürnberger Verleger Hans Ott die Liedersammlung Hundert und ainundzwanzig newe Lieder mit vierstimmigen Chorsätzen, deren Nummer 44 besagtes Lied ist.[1] In der Folge wurde das Lied in wenig veränderten Fassungen wiederholt publiziert, so bei Hans Peterlein (Johannes Petreius) in Nürnberg 1541 und durch Ivo de Vento bei Adam Berg in München 1570. Clemens Brentano und Achim von Arnim nahmen eine Textvariante in Des Knaben Wunderhorn auf.[2] 1855 veröffentlichte Friedrich Silcher das Lied Wenn alle Brünnlein fließen in der heute bekannten Textfassung mit vier Strophen in einem Satz für vier Singstimmen. Die Melodie entspricht weitgehend der heutigen Fassung, weicht allerdings im zweiten Teil der Strophe etwas ab. Der Text, nicht jedoch die Melodie stimmt mit dem 1534 erschienenen Lied in großen Teilen überein.[3][4] Als Herkunft wird ungenau „Schwaben“ angegeben.[5] In Ludwig Christian Erks Deutschem Liederhort erschienen 1856 unter dem Titel Tritt zu! sowohl Wenn alle Brünnlein fließen (Nr. 89) mit einer anderen Melodie und der Herkunftsangabe „Odenwald, Gegend von Frankfurt am Main, Darmstadt, Babenhausen“ als auch Die Brünnlein die da fließen ohne Melodie (Nr. 89a).[6] In der erweiterten Ausgabe des Liederhort (1893) führt Franz Magnus Böhme weitere Text- und Melodievarianten aus Oberhessen, dem Dill- und Lahnkreis und aus Brauerschwend in Hessen-Darmstadt an.[7] Der erste Teil der heute üblichen Melodie gehört zu den im 18. und 19. Jahrhundert häufig „wandernden“ Melodieelementen.[8] Der Beginn weist große Ähnlichkeit mit der Arie des Papageno „Ein Mädchen oder Weibchen“ aus Mozarts Zauberflöte (1791) auf. Diese Melodie wurde in abgewandelter Form bald auch dem Lied Üb’ immer Treu und Redlichkeit von Ludwig Hölty unterlegt. Auch das geistliche Volkslied Ein Weidmann bin ich eben besitzt denselben Melodieanfang.[9] 1840 druckt Anton Wilhelm von Zuccalmaglio den Text vom Brünnlein zusammen mit der Melodie in seinen Deutschen Volksliedern ab.[10] Die von Silcher verwendete Melodie fand auch Eingang ins Allgemeine Deutsche Kommersbuch der Studentenverbindungen.[11] Das Lied wurde mit dieser beziehungsweise einer sehr ähnlichen Melodie im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts zu einem der am häufigsten gesungenen und abgedruckten Lieder des deutschen Sprachraums. Die heute am häufigsten gesungenen Melodiefassungen weichen in der zweiten Hälfte der Melodie etwas ab. Dabei geht an der Stelle „Wenn – ich mein Schatz nicht rufen darf“ (fünftletzter und viertletzer Takt) der Ton entweder eine Oktave nach unten[12] oder verbleibt im Melodieverlauf oben, während sämtliche übrigen Takte einschließlich der letzten vier Takte in beiden Versionen gleich sind.[13][14][15] Eigenständige Vertonungen des Textes schufen u. a. die Komponisten Simon Breu, Carl Heffner, Carl Isenmann, Hugo Richard Jüngst[16] und Karl Schauss.[17] Inhalt des LiedtextesDas Wasser des Brunnens – einer Quelle oder eines Baches – ist ein Symbol für Gefühle, wie es auch in anderen Liebesliedern wie etwa Am Brunnen vor dem Tore oder Und in dem Schneegebirge auftaucht. Wie der im 19. Jahrhundert verwendete Titel „heimliche Liebe“ besagt, besingt der Autor eine junge Frau, in die er sich verliebt hat, dies jedoch nicht offen zeigen darf. Neben dem Augenzwinkern („Winken mit den Augen/Äugelein“) wird in der zweiten Strophe auch das „Treten mit dem Fuß“ benannt. Hierbei handelt es sich um eine mögliche Kontaktaufnahme mit den Füßen, die sich unterhalb des Tisches befinden, an dem die Beteiligten sitzen. Nach Angaben von John Meier (1936), dem Begründer des Deutschen Volksliederarchivs, bedeutete im Mittelalter, wenn eine Frau dieses „Treten auf den Fuß“ erwiderte, dass sie dem Mann ein Eheversprechen gab.[18] In den beiden folgenden, im Lied des 16. Jahrhunderts noch nicht enthaltenen Strophen wird schließlich die Schönheit der Angebeteten und die Hoffnung, sie als Frau zu gewinnen, besungen.[12] Text und MelodieEine heute bekannte Version des Liedes lautet:[13] 1. 3. Die heute bekannteste Melodie lautet:[12] In geringfügiger Abweichung davon haben beispielsweise Zupfgeigenhansel und Bube Dame König gesungen: Die Brünnlein, die da fließenDer Text des Liedes Die Brünnlein, die da fließen aus dem 16. Jahrhundert lautet:[6] 1. 2. Kontrafaktur im 16. JahrhundertBereits im 16. Jahrhundert war das Lied Gegenstand von Kontrafaktur. 1586 erschien in Leipzig folgendes geistliches Lied, 1588 für vier Gesangstimmen gesetzt:[19] 1. 2. WeblinksCommons: Wenn alle Brünnlein fließen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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