Mit dem Grafiker Wolfgang Schmidt war Niedlich viele Jahre freundschaftlich verbunden. Schmidt gestaltete das visuelle Erscheinungsbild für Buchhandlung, Galerie und Verlag. Er entwarf Briefbogen, Visitenkarte, Packpapier (mit dem Aufdruck: „Da ist was von Niedlich drin.“), Stempel („Es handelt sich um Bücher“), Lesezeichen und Plakate.[3]
In den 1970er Jahren zog die Buchhandlung in die Hausnummer 9 der Schmalen Straße um. Die Besucher der Buchhandlung beschrieben einen außergewöhnlichen Ort: Bücher waren in den hohen Regalen nicht einfach chronologisch sortiert. In der Zeitschrift Du schilderte der Schriftsteller Otto Marchi ein „wohlgeordnetes Chaos, das sowohl Jandl- und Mayröcker-Gassen, eine Achternbusch-Pyramide, eine Brecht-Chaussee, ein Enzensberger-Hochhaus, als auch einen Joyce-Turm und ein Robert-Walser-Gebirge beinhaltete, das alles überragte“.[4] Zur Bundestagswahl 1980 stellte Niedlich das Schaufenster der Buchhandlung und eine Vitrine für die „Stoppt Strauß!“-Kampagne zur Verfügung, in der Flugblätter, Plakate und Aufrufe ausgelegt wurden. Ein Flugblatt mit dem Satz „Wer Strauß wählt, wählt Reaktion, Faschismus und Krieg“ führte bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart zur Anzeige gegen Niedlich wegen Beleidigung, die beim Amtsgericht Stuttgart-Bad Cannstatt abgelehnt wurde mit der Begründung, „Der inkrimierte Text erfülle nicht den Tatbestand des Paragraphen 185 StGB.“[5]
Im Juni 1998 schloss Niedlich die Buchhandlung. 2005 fand die Ausstellung „Wendelin Niedlich und seine Lesevergnügungsgesellschaft“ im Literaturhaus Stuttgart statt, die von dem Literaturkritiker Helmut Böttiger kuratiert wurde.[6] Zu seinem 90. Geburtstag 2017 wurde ebenfalls im Literaturhaus Stuttgart erstmals sein umfangreiches Bild- und Tonarchiv in einer Ausstellung präsentiert: „Wanted: Wendelin Niedlich“.[7]
Auszeichnungen
2019: Staufermedaille für Verdienste um das Land Baden-Württemberg
Zwanzig Jahre Buchhandlung Wendelin Niedlich Stuttgart. Festschrift zum 4.-5.-6. Juli 1980.
mit Horst Brandstätter (Hrsg.): Festbündel zum 60. Geburtstag des Buchhändlers Wendelin Niedlich. Zusammengetragen aus Grußadressen, Gedichten, Radierungen und Lithographien, Fotografien, Postkarten, Collagen, Scherenschnitten, einer leeren Seite und sonstigen Äußerungen der 60 Künstler, Dichter und Literaten. Merlin Verlag, Gifkendorf 1987.
In Stuttgart feierte die Buchhandlung Niedlich ihr 20jähriges. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, Bd. 36, 1980, S. 1801–1802.
Otto Marchi: Wendelin Niedlich: Die ruinösen Vorlieben eines standhaften Überlebenskünstlers. In: Du, Band 55, Heft 2, 1995–1996, S. 44–47.
Markus Heffner: Die linke Herzkammer des literarischen Lebens. Der Buchhändler Wendelin Niedlich erzählt von seinem Leben als Kulturarbeiter und von der „Kraft der Poesie“. In: Stuttgarter Zeitung, 14. März 2007, S. 20.
↑W. M.: Plastische Graphik: Wolfgang Kermer bei Eggert. In: Stuttgarter Nachrichten, Nr. 57, 8. März 1962, S. 7; Das Kunstwerk, 9/XV, März 1962, Abb. S. 31
↑Akademie-Mitteilungen 4: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart: für die Zeit vom 1. April 1973 bis 31. Oktober 1973. Hrsg. von Wolfgang Kermer. Stuttgart, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, November 1973, S. 30 (Ausstellungsrezension von Gerhard Hesler)
↑„Die mit ihrer Mappe vorbeikamen“: Thom Barth, Erhard Mika, Wilfried Momberg, Paul Th. Schandin, Jörg E. Wetterauer. Ausstellungskatalog, Niedlich, Stuttgart, 4. August – 31. August 1977 (lose, jeweils von den Künstlern individuell konzipierte Blattform in Umschlag, beigelegter Text von Wendelin Niedlich: „Die mit ihrer Mappe vorbeikamen oder aus der Arbeitswelt eines Galeristen“)