Seit dem 8. Jahrhundert besiedelten aus dem Osten kommende Slawen nach und nach die Gegend um die Flussläufe Pfreimd und Naab. Slawische Ortsnamen wie Döllnitz, Söllitz, Köttlitz, Gleiritsch, Hohentreswitz oder Trefnitz belegen eine frühe Besiedlung der Gegend um die Pfreimd. Aus dem Osten einsickernde slawische Siedler trafen auf aus dem Süden nordwärts vordringende Bajuwaren. Zwei Handelsstraßen, heute auch Altstraßen genannt, durchzogen das Gebiet der heutigen Oberpfalz. Sie führten meist entlang von Flussläufen. Eine dieser Altstraßen verlief von Sulzbach-Rosenberg kommend über Luhe, Michldorf, Kaimling, Waldau und Waldthurn entlang der Luhe nach Tachau.[4]
Herrschaft Waldthurn
Seit 1217 ist Friedrich von Waldthurn urkundlich belegt.[5] Zu der Herrschaft Waldthurn gehörten Waldthurn, Lennesrieth, Remmelberg, Letzau (Leutsowe), Pirk, Tresenfeld und die Streubsitzungen Bernhof und Willhof. Nach 1308 hatten die Waldauer die Herrschaft Waldthurn übernommen. Sie nannten sich Waldauer zu Waldthurn. Im Jahre 1335 besaßen sie Letzau mit 7 Höfen, 2 Gütern und zwei öden Höfen. 1352 konnten die Waldauer zu Walthurn vom Kloster Waldsassen mehrere Besitzungen erwerben, neben anderen Waldkirch, Bernrieth, Dimpfl und Fahrenberg, eine klösterliche Niederlassung von Waldsassen. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts bis 1806 war die Herrschaft Waldthurn böhmisches Lehen.[6] Am 10. April 1540 verkaufte Georg von Waldau zu Waldau und Walthurn die Herrschaft Waldthurn mit der Besitzung Schellenberg an Willibald von Wirsberg, der von der Burg Wirsberg bei Kulmbach kam.[7] Ein Salbuch der Herrschaft Waldthurn aus dem Jahre 1666, in dem Besitzverhältnisse erfasst sind, berichtet von einem Kloster in Fahrenberg, in dem „Cisterziensermönche waren, das vor unvordenklichen Jahren abgegangen“.[8] Die vorher an das Kloster Fahrenberg zu entrichtenden Abgaben erhielten die Waldauer zu Waldthurn, später deren Nachfolger die Wirsberger.[9] Als König von Böhmen verkaufte Kaiser Ferdinand III. am 16. Mai 1656 die Herrschaft Waldthurn an den Fürsten Wenzel von Lobkowitz.[10] Die Lobkowitzer waren bis 1806 im Besitz der Herrschaft Waldthurn. Diese verkauften die Herrschaft 1806 an das Königreich Bayern.
Viele der historischen Gebäude gingen beim großen Brand am 5. Oktober 1865 verloren.
Steuerdistrikt und Gemeindebildung
Das Königreich Bayern wurde 1808 in 15 Kreise eingeteilt. Diese wurden nach französischem Vorbild nach Flüssen benannt (Naabkreis, Regenkreis, Unterdonaukreis usw.).[11] Die Kreise gliederten sich in Landgerichtsbezirke. Die Bezirke wiederum sollten in einzelne Gemeindegebiete eingeteilt werden. 1808 wurde das LandgerichtVohenstrauß in 47 Steuerdistrikte eingeteilt. Einer davon war der Distrikt Waldthurn mit der Einöde Luhmühle.[12] 1821 entstand die eigenständige Gemeinde Waldthurn. Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurden am 1. Januar 1972 die Gemeinden Lennesrieth und Spielberg sowie Gebietsteile der aufgelösten Gemeinde Bernrieth eingegliedert.[13]
Einwohnerentwicklung
Einwohnerentwicklung in der Gemeinde unter Berücksichtigung der Eingemeindungen:[14]
Jahr
1840
1871
1900
1925
1939
1950
1961
1970
1987
1991
1995
2005
2010
2015
2020
Einwohner
1757
1677
1737
1834
1890
2305
1923
2052
2072
2214
2157
2182
2015
1946
1867
Zwischen 1988 und 2018 sank die Einwohnerzahl von 2067 auf 1913 um 154 Einwohner bzw. um 7,5 %.
Politik
Marktgemeinderat
Die Gemeinderatswahlen seit 2014 ergaben folgende Sitzverteilungen:
Blasonierung: „Geteilt von Blau und Silber; oben nebeneinander drei durch Mauern verbundene silberne Zinnentürme, unten drei auf niedrigen grünen Hügeln stehende grüne Laubbäume.“[16]
↑Hauptstaatsarchiv München I, Pfalz-Neuburg, Ausw. Staten, Nr. 2587
↑Hauptstaatsarchiv München, Gerichtsliteralien Oberpfalz, Waldthurn Nr. 3, May 56
↑Hauptstaatsarchiv München, Gerichtsliteralien Oberpfalz, Floß Nr. 6/I
↑Hauptstaatsarchiv München, Gerichtsliteralien Oberpfalz, Waldthurn Nr. 3
↑Ernst Emmering, Die Regierung der Oberpfalz, Geschichte einer bayerischen Mittelbehörde, Beiträge zur Geschichte und Landeskunde der Oberpfalz, Heft 20, Regensburg 1981, S. 12 ff.
↑Oberpfalz Medien – Der Neue Tag: Erinnerungen an Hans Beimler aus Waldthurn: Kämpfer gegen die Nazis. In: onetz.de. (onetz.de [abgerufen am 22. Dezember 2016]).