Herr ist Feminist und setzt sich mit Artikeln und Kampagnen für die Gleichstellung von Frauen und Männern ein. In einem 2015 für The European erschienenen Artikel bezeichnet er Frauen als „Schlüssel zur Zukunft Europas“ („Women are Key to Europe’s Future“) und fordert mehr Anstrengungen im Einsatz für Gleichberechtigung besonders auch von Männern.[5] In einem offenen Brief an die Männer Europas für das Onlinemagazin Treffpunkteuropa wiederholt er diese Thesen und fügt hinzu: „Echte Männer degradieren Frauen nicht. Echte Männer belästigen Frauen nicht. Echte Männer schauen nicht weg.“[6] 2016 veröffentlichte er zusammen mit Martin Speer für Zeit Online eine Anleitung für Männer zum Feminist-Werden.[7] Herr ist deutscher Botschafter der UN-Women-Kampagne HeForShe und setzt sich wiederholt öffentlich für die Initiative ein.[8] Seit Mitte 2017 schreibt er Blogbeiträge für die Frauenrechte-Organisation Pinkstinks.[9] Gemeinsam mit Martin Speer gründete er das internationale feministische Autor:innenkollektiv Feminist Lab, welches 2023 "Das Buch, das jeder Mann lesen sollte" veröffentlichte.[10]
Geschichtswissenschaft und Gesellschaft
Im Sommer 2014 veröffentlichte Herr in der Zeit ein Plädoyer für eine Neubetrachtung der Geisteswissenschaften, insbesondere der Geschichtswissenschaften. In dem Text beschreibt er eigene Erfahrungen als Geschichtsstudent und geht besonders auf ein Vorurteil ein, nach dem Geschichtswissenschaft in der heutigen Zeit wenig nützlich sei. Herr fordert ein stärkeres gesellschaftliches Interesse an der Auseinandersetzung mit Geschichte und legt dar, warum historisches Wissen für aktuelle Entwicklungen und politische Entscheidungen von Wichtigkeit ist. In dem Text bezieht er sich explizit auf Friedrich SchillersAntrittsvorlesung zum Thema Universalgeschichte an der Universität Jena und schließt mit den Worten: „In einer globalisierten, vernetzten und gehetzten Welt lohnt es sich, über die Vorzüge eines schillerschen Verständnisses von Geschichte umso mehr nachzudenken. Denn wenn wir wissen wollen, wohin wir gehen, sollten wir wissen, woher wir kommen.“[11]
In einem Artikel für das Magazin The European im Jahr 2015 greift Herr diese Thesen auf und untersucht den Zusammenhang zwischen Gewalt und gesellschaftlichem Fortschritt. Der Artikel, erschienen zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa, fordert dazu auf, vergangene Entwicklungen und Katastrophen ernst zu nehmen, daraus zu lernen und so Gesellschaft in Zukunft friedvoller und respektvoller gestalten zu können.[12]
Europäische Integration
Europaforschung und Young European Collective
Herr setzt sich für die europäische Integration und eine bürgernähere Europäische Union ein. Im Rahmen einer von der Stiftung Mercator und der Heinrich-Böll-Stiftung finanzierten Forschungsreise im Jahr 2014 bereiste er 14 europäische Länder und führte Interviews mit über 200 jungen Menschen.[13] In der Folge gründete er gemeinsam mit dem Aktivisten Martin Speer das Young European Collective, welches aus 18 jungen Aktivisten aus 14 verschiedenen Ländern besteht.[14] Die Gruppe nimmt es sich zum Ziel, ihrer Generation in Europa eine Stimme zu geben und junge Menschen in Europa zum gesellschaftlichen Engagement zu motivieren. Im Juni 2017 erschien das Buch Wer, Wenn Nicht Wir? Vier Dinge, die wir jetzt für Europa tun können im Verlag Droemer Knaur.[15] Im Februar 2017 veröffentlichte die Gruppe einen Aufruf zum gesellschaftlichen Engagement in der Ära nach Brexit und der Wahl Donald Trumps in der ZEIT.[16]
Im Jahr 2015 startete Herr zusammen mit Martin Speer die Free Interrail Kampagne mit dem Ziel, die Europäische Kommission von der Einführung eines kostenlosen Interrailtickets für alle EU-Bürger zum 18. Geburtstag zu überzeugen. Die Initiative erfuhr große mediale Aufmerksamkeit und wurde von Politikern verschiedener Parteien sowie einer gesellschaftlichen Mehrheit in Deutschland unterstützt.[17][18][19] Nach einem Pilotprojekt 2018 mit 15.000 kostenlosen Interrail-Tickets[20] plant die EU-Kommission im Zeitraum 2021 bis 2027 bis zu 700 Millionen Euro für #DiscoverEU bereitzustellen, wie die auf FreeInterrail basierende Initiative der EU genannt wird.[21]
#EuropeLovesUK
Im Vorfeld zum Referendum über den Verbleib in der Europäischen Union im Vereinigten Königreich starteten Herr und Speer einen Aufruf mit dem Ziel, britische Wähler für eine Stimme für den Verbleib in der EU zu motivieren. Der Text, der auch als Kampagne auf der Petitionsseite Change.org in Englisch, Deutsch, Spanisch und Französisch verfügbar war, wurde von über 57.000 Menschen in Europa unterzeichnet.[22]
Familie
Herr ist Sohn der Kultur- und Musikwissenschaftlerin Annette Kreutziger-Herr und lebt mit seiner Frau in Berlin.[23]
Auszeichnungen
„Berlins Beste“, Auszeichnung des Berliner Stadtmagazins Zitty, 2016[24]
Nominierter für den „Blauen Bären“, Europapreis der Stadt Berlin 2017[25]
Top 4 des „Europäischen Jugendkarlspreises“ 2017[26]
Bayreuther Vorbildpreis der Bayreuther Dialoge 2017, dem Zukunftsforum für Ökonomie, Philosophie und Gesellschaft[27]
↑Vincent-Immanuel Herr: Women are Key to Europe’s Future. In: TheEuropean. 22. Juli 2015 (theeuropean-magazine.com [abgerufen am 12. November 2017]).
↑Von Mann zu Mann. In: treffpunkteuropa.de | europäisch, politisch, kritisch. 30. Oktober 2016 (treffpunkteuropa.de [abgerufen am 12. November 2017]).
↑Vincent-Immanuel Herr, Martin Speer: Feminismus: Deutschland braucht mehr Feministen! In: Die Zeit. 11. Februar 2016, ISSN0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 12. November 2017]).
↑Vincent-Immanuel Herr: 70th anniversary of VE Day. In: TheEuropean. 13. Mai 2015 (theeuropean-magazine.com [abgerufen am 12. November 2017]).
↑„Finding Young Europe“ – dem jungen Europa auf der Spur | Heinrich-Böll-Stiftung. In: Heinrich-Böll-Stiftung. (boell.de [abgerufen am 12. November 2017]).
↑The Young European Collective. In: Who, If Not Us? (whoifnotus.eu [abgerufen am 12. November 2017]).
↑Vincent-Immanuel Herr, Kevin Müller, Annika Päutz und Martin Speer, Deutschl, Antje Scharenberg: Jugendprotest: Jetzt ist es an uns! Abgerufen am 12. November 2017.
↑ZEIT ONLINE: Free Interrail: EU plant 700 Millionen Euro für kostenlose Interrail-Tickets. In: Die Zeit. 2. Mai 2018, ISSN0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 26. Februar 2019]).
↑Winner of the 2018 Jean Monnet Prize: #FreeInterrail campaign. In: EuropeanConstitution.eu. (europeanconstitution.eu [abgerufen am 20. November 2018]).