Aktuelle Zahlen zur Personalstärke und Ausstattung der ukrainischen Luftstreitkräfte sind seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine 2022 und der folgenden westlichen Waffenhilfe nur schwer zu verifizieren. Als Standorte sind die Heimatstandorte bis Februar 2022 angegeben.
Im März 1918 wurde die Luftfahrtkomponente des Militärs gegründet. Eines der ersten Flugzeuge war die Sikorsky Ilja Muromez, der erste in Serie produzierte viermotorige Bomber der Welt.
Im Bürgerkrieg existierten von 1919 bis 1920 einige selbstständige ukrainische Fliegereinheiten. Sie wurden nach dessen Ende aufgelöst oder in die Luftstreitkräfte Sowjetrusslands integriert.[3] Während des Zweiten Weltkrieges wurden viele ukrainische Piloten ausgezeichnet, zum Beispiel Iwan Nikitowitsch Koschedub.[4] Seit der Unabhängigkeit 1991 wurden die Luftstreitkräfte vernachlässigt. Die meisten Maschinen funktionierten nicht oder wurden eingelagert.[5] Nach dem Beginn des Krieges in der Ostukraine wurden viele Luftfahrzeuge und Radarsysteme wieder einsatzfähig gemacht.[5] Die meiste Ausrüstung stammt nach wie vor noch aus der Zeit vor dem Zerfall der Sowjetunion, was auch daran liegt, dass die Luftstreitkräfte im Ostukraine-Krieg nicht eingesetzt wurden.[6][7]
Spätestens ab dem Jahr 2020 begann die ukrainische Luftwaffe das Üben von Starts und Landungen auf für Flugzeuge tauglichen Straßen.[8][9]
Überfall auf die Ukraine 2022
In den ersten Tagen des russischen Überfalls auf die Ukraine – er begann am 24. Februar 2022 – versuchten die russischen Angreifer, Einrichtungen der ukrainischen Luftwaffe zu zerstören, um die Luftüberlegenheit zu erlangen. In jener am 21. Februar begonnenen Woche wurden die ukrainischen Streitkräfte und Munitionsbestände dezentralisiert und die Flugzeuge von großen Militärflughäfen, den offensichtlichen Primärzielen eines Aggressors, abgezogen.[10]
Zu Beginn der Invasion wurde berichtet, dass sämtliche Luftwaffenstützpunkte beschossen und zerstört wurden.[11][12] Diese Nachricht stellte sich später als falsch heraus, da die Flughafenbombardierungen nach Expertenmeinung vergleichsweise gering ausfielen und die ukrainische Luftwaffe ihre Flugzeuge zu Beginn der Invasion in der Luft hatte und diese nach den russischen Bombardierungen einzelner Flughäfen auf ihren verbliebenen, intakten Flughäfen landeten.[13]
Ein Teil der ukrainischen Kriegspropaganda war der angebliche Geist von Kiew.
Stand April 2023 verfügt die ukrainische Luftwaffe eigenen Angaben zufolge über drei MiG-29-Brigaden und zwei Su-27-Brigaden. Eine vollständige Brigade bestand bei der ukrainischen Luftwaffe in Friedenszeiten für gewöhnlich aus 36 Flugzeugen. Laut The Military Balance verfügte die Ukraine zu Jahresbeginn 2023 außerdem über 30 einsatzfähige Bomber unterschiedlicher Flugzeugmodelle.[14]
Bis Mai 2023 waren von den EU-Staaten Polen und Slowakei insgesamt 28 Flugzeuge an die Ukraine geliefert worden, darunter 14 MiG-29 aus Polen.[15][16]
Ausrüstung
Luftfahrzeuge
(Stand: Ende 2023[17], aktualisiert um einzelne verifizierbare Lieferungen)
Boden-gestützte Version zum Einsatz für NASAMS durch das Vereinigte Königreich geliefert.[30] Im Sommer 2023 wurden weitere Raketen im Wert von 1,15 Milliarden USD durch das Pentagon für die Ukraine bestellt.[31]
Anmerkungen: Einige Dienstgrade haben im Deutschen keine Entsprechung, daher sind einige auf Englisch. Der Kadett hat kein Dienstgradabzeichen, das Bild dient lediglich als Platzhalter.
Struktur
Die ukrainischen Luftstreitkräfte bestehen aus folgenden Verbänden:[48]
301. Flugabwehrregiment (S-300PS; Nikopol, Oblast Dnipropetrowsk)
302. Flugabwehrregiment (S-300PT; Charkiw, Oblast Charkiw)
540. Flugabwehrregiment (S-300PS, S-300PT; Kamjanka-Buska, Oblast Lwiw)
Zwischenfälle
Am 27. Juli 2002 wurden beim Flugunglück von Lemberg 86 Menschen getötet, nachdem eine Suchoi Su-27 bei einer Flugshow in eine Menschenmenge stürzte.
Am 14. Juni 2014 wurde eine Il-76 beim Anflug auf den Flughafen von Luhansk von Separatisten abgeschossen. Alle 49 Insassen wurden dabei getötet.
Im August 2014 wurde in der Nähe von Donezk eine MiG-29 von prorussischen Truppen abgeschossen. Der Pilot konnte die Maschine zu einer landwirtschaftlichen Nutzfläche steuern und sich selbst retten.[49]
Am 25. September 2020 starben bei einem Absturz einer An-26 in Tschuhujiw 26 Menschen, da der Pilot eine Straße mit der Landebahn verwechselte.[50]
↑Frank Drägert: Luftstreitkräfte Lexikon. Länder der Welt bis 1945. Entwicklung, Ausrüstung und Einsätze. Rockstuhl, Bad Langensalza 2013, ISBN 978-3-86777-536-6, S. 919.
↑Jörg Römer: (S+) Kampfjet-Lieferung an die Ukraine: Wie die DDR-MiG-29 Kiew helfen können. In: Der Spiegel. 14. April 2023, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 14. April 2023]).
↑Matthias Gebauer, Fritz Schaap, Konstantin von Hammerstein: (S+) Ukraine-Krieg: Den russischen Streitkräften unterliefen erstaunliche Fehler, nun droht weitere Eskalation. In: Der Spiegel. 28. Februar 2022 (spiegel.de [abgerufen am 28. Februar 2022]).
↑News zum Russland-Ukraine-Krieg: Das geschah in der Nacht zu Dienstag (4. April). In: Der Spiegel. 4. April 2023, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 4. April 2023]).
↑Jörg Römer: Was hinter den neuen JDAM-Waffen der Ukraine steckt. In: Der Spiegel. 3. April 2023, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 11. September 2023]).
↑US Is Giving Ukraine a Long-Range GPS-Guided Bomb That Can Hit Targets Miles Away. In: Bloomberg.com. 21. Februar 2023 (bloomberg.com [abgerufen am 11. September 2023]).