Oblast Cherson
Die Oblast Cherson (ukrainisch Херсонська область Chersonska oblast; russisch Херсонская область Chersonskaja oblast) ist eine von 25 Verwaltungseinheiten (Oblaste der Ukraine) im Süden der Ukraine. Sie hat 1.016.707 Einwohner (Anfang 2021).[1] GeographieDie südliche Grenze der Oblast bildet im westlichen Teil das Schwarze Meer, die Landenge von Perekop verbindet die Oblast mit der Krim. Im Osten davon bildet der Sywasch ein filigranes Geflecht von Wasserflächen, Inseln und Halbinseln als Übergang zum Asowschen Meer. Über die Halbinsel Tschonhar bestehen weitere Verkehrsverbindungen zur Krim. Die Oblast grenzt im Westen an die Oblast Mykolajiw, im Norden an die Oblast Dnipropetrowsk und im Osten an die Oblast Saporischschja. Durchflossen wird die Oblast vom teilweise angestauten Dnepr, der sich ab Cherson in einem breiten, mit Inseln durchsetzten Delta fortsetzt, bevor er über den Dnepr-Bug-Liman ins Schwarze Meer abfließt. Vom Dnepr zweigt der Nord-Krim-Kanal ab, der den Süden der Oblast – und bis 2014 die Halbinsel Krim[2] – mit Wasser versorgt. Internationale Bekanntheit besitzt das in der Oblast liegende Naturschutzgebiet Askanija-Nowa mit seiner natürlichen Steppenvegetation. Mit dem Oleschky-Sande befindet sich das größte Wüstengebiet der Ukraine in der Oblast. Im Südosten der Oblast befindet sich im Asowschen Meer die Byrjutschyj-Insel. Größte StädteHauptstadt der Oblast ist die gleichnamige am Nordufer des Dnepr gelegene Stadt Cherson.
GeschichteDie Oblast wurde am 30. März 1944 gebildet.[3] Das Gebiet gehörte zuvor zur Oblast Mykolajiw und zur Oblast Saporischschja.[4] Bis 1920 hatte das Gebiet nördlich des Dnepr dem Gouvernement Cherson, der südliche Teil dem Gouvernement Taurien angehört. Im Jahr 1991 wurde die damals zur USSR und zur UdSSR gehörende Oblast nach dem Referendum über die Unabhängigkeit der Ukraine Staatsgebiet der Ukraine. In diesem Referendum stimmten von den Wählern in der Oblast Cherson 7 % gegen und 90 % für die Unabhängigkeit der Ukraine von der Sowjetunion. Im Rahmen des russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 wurde ein großer Teil des Gebiets von russischen Truppen besetzt. Für den Mai 2022 wurde von den Besatzern in den besetzten Teilen des Oblasts die Einführung des russischen Rubels als neue Währung angekündigt.[5] Das Gebiet wurde außerdem vom ukrainischen Internet abgetrennt und stattdessen mit russischer Infrastruktur verbunden.[6] Die Besatzer beschlagnahmten Farmen, verkauften das Getreide in bedürftige Länder[7] und zwangen die Arbeiter, für sie zu arbeiten, dazu kamen Geiselnahmen zur Erpressung von Lösegeld. Bis zu einer halben Million Tonnen Getreide wurde in Richtung Krim abtransportiert. Dazu kommen Zehntausende Tonnen Sonnenblumenöl sowie Landwirtschaftsmaschinen und Dünger wie auch Agrarchemikalien. Hohe Militärs und Silowiki seien in diese Schiebereien verwickelt gewesen. Verkäufe ins Ausland haben dank Interventionen der Ukraine teils verhindert werden können, womit die gestohlene Ware innerhalb Russlands verkauft werden würde. Teile des Landes konnten nicht bewirtschaftet werden, da die Bewässerung nicht aufrechterhalten wurde. Gewisse Gemeinden erwirtschafteten vor dem Krieg bis zu 70 Prozent ihrer Einnahmen durch Verpachtung von Land. Die Region werde ohne die in den letzten Jahren entwickelte moderne Landwirtschaft um Jahrzehnte zurückgeworfen. Es werde unter den Russen nicht einmal Ersatzteile für die modernen Traktoren geben.[8] Nach erfolgreicher Intervention lieferte die Ukraine wieder zuverlässig an kapitalstarke Länder.[9] Am 30. September 2022 verkündete der russische Präsident Wladimir Putin nach einem am 27. September 2022 beendeten Scheinreferendum die Annexion des russisch besetzten Teils der Oblast Cherson.[10] Nach wochenlangen Kämpfen bat Sergei Surowikin Verteidigungsminister Schoigu in einem am 8. November 2022 veröffentlichten Video, um den Rückzugsbefehl vom rechten Ufer des Dneprs. Dem Rückzug wurde stattgegeben und Russland begann mit dem Abzug seiner übrig gebliebenen Truppen vom Nordufer des Dnepr.[11] Am 11. November 2022 hat Russland den Rückzug abgeschlossen.[12] Innerhalb weniger Tage bekam die Ukraine knapp 5.000 km² ihres Gebietes in den Oblasten Cherson und Mykolajiw zurück. Am frühen Morgen des 6. Juni 2023 wurde der in der Oblast liegende Kachowka-Staudamm zerstört. Dies führt zu einer riesigen Überschwemmung entlang des Dneprs südlich des Staudamms. Noch am selben Tag wurden erste Betroffene u. a. mit Zügen evakuiert.[13] In Teilen der Stadt Cherson soll das Wasser bis zu 3,5 m hoch gestanden haben.[14] Administrative UnterteilungDie Oblast Cherson ist verwaltungstechnisch in fünf Rajone unterteilt; bis zur großen Rajonsreform am 18. Juli 2020[15] war sie in 18 Rajone sowie 4 direkt der Oblastverwaltung unterstehende (rajonfreie) Städte unterteilt. Dies waren die Städte Hola Prystan, Kachowka, Nowa Kachowka sowie das namensgebende Verwaltungszentrum der Oblast, die Stadt Cherson. Rajone der Oblast Cherson mit deren Verwaltungszentren
Bis 2020 gab es folgende Rajonsaufteilung:
BevölkerungBevölkerungsentwicklungDie Oblast wurde im Jahr 1944 gegründet und besteht seither in unverändertem Umfang. Bis 1993 gab es ein stetiges Wachstum (Höchststand 1. Januar 1994 1.282.200 Personen). Seither nimmt die Einwohnerschaft ständig ab. Die städtische Bevölkerung sank seit 1989 um 17,68 %, die Zahl der Bewohner auf dem Land nahm im gleichen Zeitraum um 18,53 % ab. Seit der Jahrtausendwende verlor der Oblast rund 189.000 Bewohner oder 15,67 % der Bevölkerung.
VolksgruppenDie Ukrainer stellten bei der letzten Volkszählung 2001 in allen Städten und Rajons eine deutliche Bevölkerungsmehrheit. Ihr Bevölkerungsanteil schwankte zwischen 76,5 % in der Stadt Cherson und 92,5 % im Rajon Welyka Oleksandriwka. Russische Minderheiten leben vorwiegend in den Städten und den städtischen Vororten.
Im Jahr 2001 war die Anzahl der Ukrainer nur unwesentlich höher als 1989. Durch den zwischen den Volkszählungen erfolgten Bevölkerungsrückgang stieg der Anteil der Ukrainer allerdings deutlich. Der Anteil der Russen, Belarussen, Moldauer und Krimtataren ist seit 1989 erheblich gesunken, während der Anteil der Tataren, Türken und Armenier deutlich gestiegen ist.[19]
SpracheUkrainisch ist die Sprache der Bevölkerungsmehrheit. Selbst 8,4 % der Russen gaben Ukrainisch als Muttersprache an. Doch gaben bei der letzten Volkszählung 2001 auch viele Ukrainer (13,0 %) und zahlreiche weitere Nichtrussen Russisch als Hauptsprache an. In den Städten Cherson und Nowa Kachowka und dem (damaligen) Rajon Henitschesk war der Anteil der Menschen mit Russisch als Muttersprache weit über dem Oblastdurchschnitt. Die in der Oblast lebenden Minderheiten der Juden, Koreaner, Russlanddeutschen und Bulgaren waren mehrheitlich russifiziert. Starke russischsprachige Minderheiten zählte man unter den Belarussen. Stark ukrainisiert waren auch die Polen, Roma und Moldauer.[20] Die beiden Hauptsprachen haben sich gegensätzlich entwickelt. Zwischen 1989 und 2001 stieg der Anteil der Menschen mit Ukrainisch als Muttersprache von 67,7 % auf 73,19 %, der Anteil der Personen mit Russisch als Muttersprache sank dagegen von 30,4 % auf 24,86 %.
Siehe auchWeblinksCommons: Oblast Cherson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Koordinaten: 46° 30′ N, 34° 0′ O |