Uchtenhagen, ein Marschhufendorf mit Kirche,[1] liegt zwei Kilometer nordwestlich von Walsleben und etwa sechs Kilometer östlich der Stadt Osterburg (Altmark) am Uchtenhagener Graben in der Altmark. Nördlich des Dorfes beginnt das Landschaftsschutzgebiet Altmärkische Wische.[4]
Im Jahre 1256 wurde ein Hubertus (alias Herbetus) de Vchtenhagen in einer in Sandau ausgestellten Urkunde als Zeuge genannt.[5][6]
Das Dorf Uchtenhagen ist im Jahr 1343 als ville vchtinhagen zum ersten Mal erwähnt worden, als Markgraf Ludwig dem Heilig-Kreuzaltar der Kirche zu Uchtenhagen eine Hufe Landes zu Wasmerslage zum Seelenheil der von Jagow vereignete.[7] Weitere Nennungen sind 1687 Vchtenhagen[1] und 1804 Dorf und Gut Uchtenhagen mit einem Krug.[8]
Westlich der Kirche bestand seit dem 19. Jahrhundert bis zum Ende des 20. Jahrhunderts eine Ziegelei.[9]
Burg Uchtenhagen
Im nordwestlichen Teil des Ortes auf dem Gelände des ehemaligen Rittergutes existiert die obertägig sichtbare Struktur eines Bodendenkmals, die Spuren der Burganlage einer mittelalterlichen Niederungsburg.[4]
Wie Paul Grimm im Jahre 1958 ermittelte, waren damals von der ausgedehnten Anlage Teile eines, im Westen vom Uchtenhagener Graben umgebenen, künstlichen Hügels und einige doppelte, zum Teil geradlinig verlaufende Wälle und Gräben erhalten.[10] Die Burg Uchtenhagen besaß ursprünglich einen runden Turm und an der Westseite ein Tor mit einem Turm. Davon waren um 1800 auf dem Hof des Rittergutes noch die Grundmauern zu sehen.[11] Auf der Ostseite waren 1865 noch teilweise zwei mächtige Befestigungsgräben vorhanden.[12]
Der Bretscher Pfarrer August Hofmeister meinte 1884, dass die Burg Uchtenhagen schon zur Zeit von Otto I. eine Grenzburg gewesen sein könnte.[13] Nach Angaben der Chronisten Christoph Entzelt[14] und Andreas Angelus[15] soll die Burg um die Mitte des 13. Jahrhunderts während des Magdeburger Krieges der Markgrafen Johann Johann und Otto III. mit dem Erzbischof von Magdeburg zerstört worden sein. Sie wurde aber wieder aufgebaut, denn 1447 wird sie unter den landesherrlichen Schlössern und Städten der Altmark als uchtenhagen genannt.[16]
Rittergut Uchtenhagen
Nach der Burg nannte sich das ritterliches Geschlecht der von Uchtenhagen, das 1243 in der Uckermark auftaucht und dort bis zu seinem Erlöschen zu Beginn des 17. Jahrhunderts nachweisbar ist.[9] Ernst Wollesen nimmt an, dass die von Uchtenhagen in der Uckermark in den Besitz der von Jagow in Jagow gekommen sind und dann unter Annahme dieses Namens etwa 1267 als von Jagow in die Altmark zurückkehrten.[12]
Wohl schon vor 1343, sicher aber vor 1413 hatten die von Jagow Rechte über das Dorf und das Patronat über die Kirche mit den drei Vikarien Heiliges Kreuz, Unser Lieben Frau und St. Katharinenaltar, den großen Hof mit dem Holz, die Uchte geheißen, und 1598 über die Segewische und die Jagowsche Wische.[1]
Der Uchtenhagener Gutsbetrieb bewirtschaftete um 1913 eine Fläche von 242 Hektar und war mit dem 428 Hektar großen Hauptgut Calberwisch vereinigt. Es wurden Rinder, Schafe und Schweine gehalten.[1]
Das Gut blieb bis 1945 bei den von Jagows, die ihren später Sitz in Calberwisch hatten. Zuletzt gehörte es der Freifrau von Patow, einer verwitweten von Jagow.[9]
Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: vier Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 128 Hektar, eine Kichenbesitzung hatte 15 Hektar und die Gemeinde 0,1 Hektar Land. Im Jahre 1948 hatten aus der Bodenreform 10 Vollsiedler jeder über 5 Hektar und ein Kleinsiedler unter 5 Hektar erworben. Im Jahre 1953 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III, die LPG „Frischer Wind“, die 1954 aufgelöst wurde.[1] 1953 war die Bauernfamilie mit dem größten Hof in die Bundesrepublik übergesiedelt, so dass neben den Neusiedlern nur noch zwei Bauernhöfe verblieben, welche dann in dem Jahr der LPG in Walsleben beitraten.[9]
Herkunft des Ortsnamens
Ernst Haetge deutete 1938 den Ortsnamen Uchtenhagen so: Der Ort liegt am Tal der Uchte, „hagen“ ist ein Gehölz, ein von Wald umhegter Platz.[11]
Vorgeschichte
Paul Kupka berichtete 1910 von einem Depotfund aus der älteren Bronzezeit. Der Landwirt Friedrich Hartmann war beim Beackern seines Landes in der Flur Kossittenstück auf einen flachen Stein gestoßen. Darunter stand ein nicht erhaltenes Gefäß, in dem sich Fußringe in C-Form und Armröhren (Armspiralen) befanden, Bronzen im Gesamtgewicht von fast 3 Kilogramm.[17]
Am 20. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Uchtenhagen nach Walsleben eingemeindet.[19]
Durch den Zusammenschluss von Walsleben mit anderen Gemeinden zur Einheitsgemeinde Hansestadt Osterburg (Altmark) am 1. Juli 2009[20] kam der Ortsteil Uchtenhagen zusammen mit dem Ortsteil Walsleben zur neu errichteten Ortschaft Walsleben und außerdem zur Stadt Osterburg.
Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Uchtenhagen stammen aus dem Jahre 1575.[28] Ernst Haetge gab 1579 als erstes Jahr der Überlieferung an.[11]
Alfred Pohlmann überlieferte im Jahre 1901 die folgende Sage. Ein Ritter aus der Burg Uchterhagen kämpfte einst mit dem Markgrafen von Brandenburg in einer Schlacht, wo sein Wagen ein Rad verlor, „indem er nicht zu Rosse, sondern zu Wagen gekämpft hatte“. Als Dank befahl der Markgraf diesem Ritter, dass er forthin den Namen „Jag to“ (Jag zu!) tragen solle, woraus später der Name Jagow entstanden sei.[31]
Literatur
Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.2259–2262, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.189 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.384, 139. Uchtenhagen (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Ernst Wollesen: Beiträge zur Geschichte des Kreises Osterburg. Teil 3, 1908, S.3–17.
↑ abcdefghPeter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.2259–2262, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
↑ abcNico Maß: Zurück im Minus. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 18. Januar 2024, DNB1047269554, S.13.
↑Johann Christoph Becmann, Bernhard Ludwig Beckmann: Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg. Band2. Berlin 1753, 5. Teil, 2. Buch, III. Kapitel, Spalte 132 (uni-potsdam.de).
↑Paul Grimm: Handbuch der vor- und frühgeschichtlichen Wall- und Wehranlagen. Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg (= Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte. Band6). 1958, ZDB-ID 1410760-0, S.376, Nr. 990.
↑ abcErnst Haetge: Der Kreis Osterburg (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB361451652, S.323–326.
↑ abErnst Wollesen: Beiträge zur Geschichte des Kreises Osterburg. Uchtenhagen. Teil 3, 1908, S.5–10.
↑August Friedrich Gebhardt Hofmeister: Historische Erörterungen zur Urkunde Kaiser Otto I. vom Jahre 956. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 18. Jahresbericht, 1884, S.36, 3. Uchtenhagen (altmark-geschichte.de [PDF]).
↑Paul Kupka: Ein Depotfund der älteren Bronzezeit von Uchtenhagen im Kreis Osterburg. Hrsg.: Paul Kupka im Auftrag des Altmärkischen Museumsvereines zu Stendal (= Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde der Altmark. BandIII.). 1910, ZDB-ID 212026-4, S.465–468.
↑Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S.232.
↑Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr.18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S.277 (PDF).
↑Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag zur Bildung der neuen Gemeinde Hansestadt Osterburg (Altmark). In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr.2, 28. Januar 2009, ZDB-ID 2665593-7, S.13–19 (landkreis-stendal.de [PDF; 512kB; abgerufen am 18. April 2020]).
↑ abcWilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.189 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
↑ abSo viele Einwohner zählen die einzelnen Orte. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Osterburg. 12. Januar 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 11. April 2020]).
↑Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB1047269554, S.19–20.
↑Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S.88 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
↑Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S.12 (genealogy.net [Volltext und Scan]).