Der UCI-Kunstrad-Weltcup ist eine vom Radsport-Weltverband UCI ausgerichtete Serie von Kunstrad-Wettkämpfen, die jährlich an wechselnden Orten in mehreren Ländern stattfindet.
Geschichte
Der Kunstrad-Weltcup wurde erstmals 2018 ausgerichtet,[1] konzipiert als Serie von vier Läufen pro Jahr, von denen der letzte als Finale bezeichnet wird. Ausgetragen werden dieselben Kunstrad-Wettbewerbe wie bei den Hallenradsport-Weltmeisterschaften: Einer Männer, Einer Frauen, Zweier offene Klasse, Zweier Frauen und Vierer offene Klasse, jeweils in der Kategorie Elite.
Im Vergleich zur sehr langen Geschichte des Kunstradfahrens (Europameisterschaften seit 1928, Weltmeisterschaften seit 1956) ist der Weltcup ein junger Wettbewerb. Er kam durch die Initiative Indoor Cycling Worldwide (ICWW) zustande, die sich die Förderung des Hallenradsports und dessen Ausbreitung über die traditionellen Kernländer hinaus zum Ziel gesetzt hat. Die Schaffung eines Weltcups, für dessen Organisation die ICWW im Namen der UCI verantwortlich ist, wurde anlässlich der Hallenradsport-Weltmeisterschaften 2016 beschlossen.[2]
Die dritte und vierte Saison des Weltcups wurden durch die Corona-Pandemie erheblich gestört. 2020 fand nur die erste Runde im Februar noch statt, die übrigen Runden wurden abgesagt. Die ICWW führt für 2020 die Ergebnisse der ersten Runde als Endergebnis. Auch 2021 und 2022 gab es pandemie-bedingte Absagen, allerdings konnten meist alternative Veranstaltungsorte gefunden werden. Seit 2023 läuft der Weltcup wieder unter normalen Bedingungen.
Modus
Die Modalitäten des Weltcups sind in Abschnitt 8.6 des UCI-Regelwerks definiert. In den ersten drei Runden richtet sich die Zahl der Teilnehmer in jedem Wettbewerb nach der Nationen-Weltrangliste: Die ersten drei Verbände dürfen je drei Teilnehmer entsenden, die viert- und fünftplatzierten Verbände je zwei, alle anderen je einen. Im Vierer dürfen die ersten drei Verbände je zwei Mannschaften stellen, die übrigen eine. Für das Weltcup-Ranking werden je nach Platzierung folgende Punktzahlen vergeben:
Platz
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1 |
2 |
3 |
… |
10 |
… |
24 |
… |
30
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Punkte
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100 |
80 |
70 |
… |
35 |
… |
7 |
… |
1
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Die vierte und letzte Runde des Weltcups wird Finale genannt. Dort dürfen nur die zehn Besten aus den vorherigen Runden antreten, und die Punkte im Finale zählen doppelt. Es handelt sich also um eine Weltcup-Runde mit speziellem Gewicht, der Sieger des Finals ist aber nicht automatisch auch Sieger der Gesamtwertung.
Die Führenden nach jeder Weltcup-Runde erhalten ein spezielles Trikot verliehen, das bei der folgenden Runde zu tragen ist. Das Regenbogentrikot des Weltmeisters genießt jedoch Vorrang.[3]
Statistiken
Bis einschließlich 2024 gab es 7 Austragungen des Weltcups mit insgesamt 24 Läufen. Die Läufe fanden mit zwei Ausnahmen (Hongkong 2018, 2024) in Europa statt, die zu Beginn angedachten Visiten in Asien und Nordamerika[2] ließen sich vor allem aufgrund der Corona-Pandemie noch nicht regelmäßig verwirklichen.
Die beteiligten Sportler kamen ausweislich ihrer Vereinszugehörigkeit bislang allesamt aus Mitteleuropa (Belgien, Deutschland, Frankreich, Niederlande, Österreich, Schweiz, Slowakei, Tschechien, Ukraine, Ungarn) und Ostasien (Hongkong, Japan, Macau, Malaysia). Einzelne unter ihnen traten jedoch auch für die Verbände Afghanistans, Bulgariens, Griechenlands, Großbritanniens, Italiens, Luxemburgs, Perus, Spaniens, der Türkei und der Vereinigten Staaten an.
In den Einer-Wettbewerben von Frauen und Männern traten (außer in den Corona-Jahren) jeweils etwa 20 Teilnehmer an. Beim Frauen-Zweier gab es 2022 erstmals mehr als 10 Paare, im offenen Zweier erstmals 2024. Im Vierer blieb die Zahl der Mannschaften bislang einstellig.
Den Sieg trugen bislang fast ausschließlich deutsche Fahrer und Fahrerinnen davon. Einzig im Vierer besteht regelmäßig eine Konkurrenz zwischen Deutschland und der Schweiz.
Gesamtsieger
Einer Männer
Jahr
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Erster
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Zweiter
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Dritter
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2018
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Deutschland Lukas Kohl
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Ungarn Martin Schön
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Deutschland Marcel Jüngling
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2019
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Deutschland Lukas Kohl
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Deutschland Marcel Jüngling
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Schweiz Lukas Burri
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2020
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Deutschland Lukas Kohl
|
Deutschland Marcel Jüngling
|
Schweiz Lukas Burri
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2021
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Deutschland Lukas Kohl
|
Deutschland Marcel Jüngling
|
Deutschland Max Maute
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2022
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Deutschland Lukas Kohl
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Deutschland Marcel Jüngling
|
Deutschland Max Maute
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2023
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Deutschland Lukas Kohl
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Spanien Emilio Arellano
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Deutschland Philipp-Thies Rapp
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2024
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Deutschland Lukas Kohl
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Deutschland Simon Köcher
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Deutschland Philipp-Thies Rapp
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Einer Frauen
Jahr
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Erste
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Zweite
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Dritte
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2018
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Deutschland Maren Haase
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Deutschland Milena Slupina
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Deutschland Viola Brand
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2019
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Deutschland Milena Slupina
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Deutschland Viola Brand
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Schweiz Sina Bäggli
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2020
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Deutschland Maren Haase
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Deutschland Milena Slupina
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Osterreich Lorena Schneider
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2021
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Deutschland Milena Slupina
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Deutschland Mattea Eckstein
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Deutschland Maren Haase
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2022
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Deutschland Ramona Dandl
|
Deutschland Lara Füller
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Deutschland Lena Günther
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2023
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Deutschland Ramona Dandl
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Deutschland Lara Füller
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Deutschland Jana Pfann
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2024
|
Deutschland Jana Pfann
|
Deutschland Ramona Dandl
|
Deutschland Lara Füller
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Zweier offen
Zweier Frauen
Jahr
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Erste
|
Zweite
|
Dritte
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2018
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Deutschland Sophie-Marie Nattmann Caroline Wurth
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Deutschland Helen Vordermeier Selina Marquardt
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Schweiz Irina Christinger Nathalie Steinemann
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2019
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Deutschland Sophie-Marie Nattmann Caroline Wurth
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Deutschland Lena Bringsken Lisa Bringsken
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Deutschland Helen Vordermeier Selina Marquardt
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2020
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Deutschland Sophie-Marie Nattmann Caroline Wurth
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Osterreich Rosa Kopf Svenja Bachmann
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Osterreich Jacqueline Rist Ida-Lena Hofherr
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2021
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Deutschland Sophie-Marie Wöhrle Caroline Wurth
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Deutschland Helen Vordermeier Selina Marquardt
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Schweiz Sina Bäggli Julia Hämmerli
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2022
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Deutschland Helen Vordermeier Selina Marquardt
|
Deutschland Sophie-Marie Wöhrle Caroline Wurth
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Schweiz Sina Bäggli Julia Hämmerli
|
2023
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Deutschland Annice Niedermayer Jessie Hasmüller
|
Schweiz Sina Bäggli Julia Hämmerli
|
Schweiz Larissa Tanner Simona Lucca
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2024
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Deutschland Annice Niedermayer Jessie Hasmüller
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Deutschland Henny Kirst Antonia Bärk
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Ungarn Anna Sárközi Anita Pőhr
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Vierer
Jahr
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Erste
|
Zweite
|
Dritte
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2018
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Schweiz RV Sirnach - Céline Burlet
Jennifer Schmid Melanie Schmid Flavia Zuber
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Deutschland SG Erlenbach/Öhringen - Anton Köhler
Nicole Kerner Fabian Kerner Maike Reinfurth
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Deutschland VfH Worms - Nora Erbenich
Sabrina Born Annika Furch Hannah Rohrwick
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2019
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Deutschland RSV Steinhöring - Ramona Ressel
Julia Dörner Annamaria Milo Annalena Vollbrecht
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Deutschland RKV Denkendorf - Lukas Kayko
Roxanne Ludwig Vanessa Wörner Eva Zimmermann
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Schweiz VC Rheineck / KRF Uzwil - Ronja Zünd
Fabienne Haas Laura Tarneller Nadine Bissegger
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2020
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Deutschland RSV Steinhöring - Ramona Ressel
Julia Dörner Annamaria Milo Annalena Vollbrecht
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Deutschland VfH Worms - Nora Erbenich
Sabrina Born Annika Furch Hannah Rohrwick
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Schweiz Kunstrad Baar - Vanessa Hotz
Stefanie Moos Saskia Grob Elena Fischer
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2021
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Deutschland VfH Worms - Nora Erbenich
Sabrina Born Annika Furch Hannah Rohrwick
|
Schweiz VC Rheineck / KRF Uzwil - Ronja Zünd
Fabienne Haas Laura Tarneller Nadine Bissegger
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Deutschland RSV Steinhöring - Julia Dörner
Michaela Schweiger Katharina Gülich Annamaria Milo Ramona Ressel
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2022
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Deutschland RSV Steinhöring - Judith Kania
Jasmin Hauke Hanna Kasper Nicole Weichenhain
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Schweiz Kunstrad Baar - Vanessa Hotz
Stefanie Moos Flavia Schürmann Carole Ledergerber
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Deutschland RV Mainz-Ebersheim - Tijem Karatas
Annika Rosenbach Stella Rosenbach Milena Schwarz
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2023
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Deutschland RV Mainz-Ebersheim - Tijem Karatas
Annika Rosenbach Stella Rosenbach Milena Schwarz
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Schweiz KRF Uzwil - Stefanie Haas
Valerie Unternährer Selina Niedermann Sarah Manser
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Schweiz Kunstrad Baar - Vanessa Hotz
Stefanie Moos Flavia Schürmann Carole Ledergerber
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2024
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Deutschland RV Mainz-Ebersheim - Tijem Karatas
Svenja Kraus Annika Rosenbach Stella Rosenbach Milena Schwarz
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Schweiz KRF Uzwil - Stefanie Haas
Valerie Unternährer Selina Niedermann Sarah Manser
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Deutschland RfV Wiednitz - Anna Kathleen Buchwald
Nadine Jenchen Charlott Boden Hannah Schulze
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Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ C’est bientôt parti pour la première Coupe du Monde Cyclisme Artistique UCI. Union Cycliste Internationale, 6. Februar 2018; abgerufen im 1. Januar 1 (französisch).
- ↑ a b UCI führt 2018 Kunstrad-Weltcup ein. Bund Deutscher Radfahrer, 21. August 2017; abgerufen im 1. Januar 1.
- ↑ Artikel 1.3.071 des UCI-Regelwerks