Thielisch (Adelsgeschlecht)Thielisch (auch Tilisch, Tilesius, Thilisch von Rüdigersdorf, Thielisch von Tilenau, o. ä.) ist der Name eines aus Hirschberg stammenden Breslauer Adelsgeschlechts. GeschichteQuellenlageWenngleich diese Familie als berühmt bezeichnet wurde, gibt es aufgrund der Verbreitung des Namens Thilisch bzw. Tilesius (so in Rom, Neapel, Thüringen, Hessen, Schlesien, Preußen, Dänemark, Schweden) Schwierigkeiten mit der Erstellung eines Stammbaumes. Zudem hätten Genealogen in den Jahrhunderten vor 1900 oft unsauber und teils auch erfinderisch gearbeitet. So zog Nathanael Thilesius a Tilenau zur Erklärung für die weite Verbreitung seines Familiennamens den 112. Psalm (Ps 112,1-2 EU) heran. Schwierigkeiten bereiteten auch die unterschiedlichen Schreibweisen des Namens, so sind beispielsweise die Vorfahren des Carl Robert Tielsch als Tielisch in den Kirchenbüchern eingetragen.[1] HerkunftEine Theorie behauptet, die Thielisch seien slavischer Herkunft. Die Endung -isch ähnele der verbreiteten russischen Endung -itsch. Zudem sei Thüringen und Schlesien früher von Slaven bevölkert gewesen. Andere Theorien gehen von einer thüringischen Herkunft der Familie Thielisch aus, die Thüringer seien ohnehin nicht „gewandert“, also möglicherweise Ureinwohner ihres Landes. Johann Sinapius erwähnte die zu den schlesischen Thielisch gehörigen Bernardinus und Antonius Tilesius, die in Calabrien geboren wurden und in Italien hohes Ansehen gewannen. Hieraus entstand die durchaus mögliche Theorie, die neapolitanischen Tilesii und die deutschen Thielisch seien gleichen Ursprungs aus Italien. Die italienischen Tilesii könnten aus Telese (bei Beneventum) stammen oder aus Ajello (Provinz Kosenza), das früher Thylesium hieß. Albrecht von Reichel schrieb, die Breslauer Thielische kämen aus Hirschberg. Der Amtsgerichtssekretär Thielisch, der Autor der ausführlichsten Familiengeschichte der Thielische, schloss sich dem an.[2] NamensbedeutungDer Name Thielisch könnte, wie schon gesagt, von einer der beiden genannten italienischen Städte kommen, oder aber auch eine niederdeutsche (Kose-)Form des Namens Dietrich sein. Der Beiname von Tilenau lässt sich am plausibelsten auf eine Kreation des Heroldsamtes im Stil gleichlautender Doppelnamen zurückführen. (Vgl. Hoffmann von Hoffmannswaldau, Ditters von Dittersdorf etc.).[3] Adel Sinapius bezeichnete die Thielisch als nobilitiertes Adelsgeschlecht, das heißt, es habe sich durch Adelserhebung und Wappenverleihung „emporgeschwungen“. Zwar sind die Adelsdiplome nachgewiesen, wird das Geschlecht jedoch als ursprünglich adlig betrachtet, weil es bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts als adliges Patriziergeschlecht bezeichnet wurde und sich von der Bürgerschaft erheblich abhob.[4] Als Nobilitierungen sind „die Thilisch von Eichberg“ bzw. Johann Friedrich Thielisch bekundet und zwar am 28. November 1665 (böhmischer Adelsstand) und am 30. Oktober 1680 (böhmischer Ritterstand).[5][6] BesitzDie Familie des Empfängers der beiden Auszeichnungen, Johann Friedrich Thielisch, war im Jahr 1554 zu Hartmannsdorf begütert, des Weiteren im Jahr 1600 zu Eichberg, 1666 zu Kaufung und 1722 bzw. 1786 zu Mauer im Löwenberg’schen. GenealogieDer älteste Ratsherr der Familie Thielisch war Michael Tielisch, im Jahr 1410 in Hensels Chronik genannt. 1410 ist auch das Jahr, seitdem die von Thielisch das Reichsvogteiamt in Hirschberg innehatten. Um 1480 heiratete im Liegnitzschen ein weiterer Michael Tilisch Magdalena Steltzer von Steltzenberg. Michael Tilisch war der Vater von Balthasar Tielisch auf Hartmannsdorf, der wiederum mit Veronika von Rüdigersdorf verheiratet war. Die Familie von Rüdigersdorf erlosch im Jahr 1570. Balthasar kam im Jahr 1539 von Hirschberg nach Breslau. Sein Sohn hieß ebenfalls Balthasar († 1604), dessen Wappen, wie bereits gesagt, in der Malerkapelle der Breslauer St. Maria-Magdalenen-Kirche zu sehen ist. Des letzteren Balthasars Enkel war der Breslauer Stadtphysikus Gottfried Thilesius (* 4. Januar 1620; † 19. Juni 1695). Dessen von Johann Michael Prismayer ausgeführte Zeichnung befindet sich in der Stadtbibliothek Breslau. Gottfried war in zweiter Ehe seit dem 27. November 1657 verheiratet mit Helena, geborener Roeteli. Aus ihrer Ehe entstammten zehn Kinder.[7][8] Eine überlieferte Linie, unklar an welcher Stelle sie ansetzt, beginnt bei dem Balthasar Tilesius (1531–1592),[9] 25 Jahre lang Hirschberger Pastor, danach für 11 Jahre Pastor und Präses in Strehlen. Sein Söhne waren Eleazar, Nathanael und Melchior Tilesius (* 22. April 1554 in Hartmannsdorf; † 5. April 1603),[10] Melchiors Mutter Barbara, eine Tochter des Hirschberger Bürgermeisters Jakob Schildern. Melchiors Tochter war Christiana Cunradina.[11][12] Ein anderer Balthasar Tilesius war seit dem Jahr 1617 über 35 Jahre Pastor in Hirschberg und Vater des aus Goldbach stämmigen Professors Balthasar Tilesius.[13] Die von Thielisch verheirateten sich in Breslau mit den Haunold, Dobner, Dobschutz und Uthmann. Dass sie ihr bisheriges Hirsch-Wappen durch das eines Löwen eintauschten könnte aus der Eitelkeit gekommen sein, sich von ihren Hirschberger Familienmitgliedern bzw. von ihrem Herkunftsort, der Kleinstadt Hirschberg, zu differenzieren und Breslau (vgl. Breslauer Löwe) zugehörig zu zeigen. Aus einem dieser Breslauer Stämme stammte Martin Thilisch auf Eichberg, seine Söhne waren Johann Friedrich Thielisch von Rüdigersdorf auf Eichberg und Kauffung, sowie dessen Bruder Gottfried Thilisch von Rüdigersdorf auf Mauer. Gottfried war zudem Herr auf Wolmsdorf und Waltersdorf. Ihren Beinamen von Rüdigersdorf erhielten sie durch Diplome aus den Jahren 1665 und 1680. Die Thielische hoben sich durch ihren außerordentlichen Kinderreichtum hervor. Die Behauptung des Adelsstandes war dadurch schwierig, viele derer von Thielisch wurden bürgerlich. Ein Genealoge namens Zeller berichtete vom Erbherren Melchior Tilisch auf Rennhübel, der sechs Brüder hatte, womit Anfang des 16. Jahrhunderts schon sieben Linien bestanden. Melchior war Bürgermeister in Hirschberg und Vater des Reformators in Mühlhausen, Hieronymus Tilesius. Melchiors Bruder Gregorius Tilesius war kaiserlicher Rat. Am 17. Juni 1614 schrieb der vorerwähnte Magister Nathanael Thilesius a Tilenau an den Breslauer Rat:
– Nathanael Thilesius a Tilenau: Brief an den Breslauer Rat im Jahr 1614[14] Die Thielische wanderten also in viele Richtungen aus, einige waren eher dem akademischen als militärischen Stand geneigt, einige wandten sich, von ihrer Frömmigkeit geprägt, vom Reichtum ab und entfernten sich von ihren reichen Stammesgenossen.[8] Ein weiterer Spross derer von Thielisch war Wilhelm Gottlieb Tilesius von Tilenau, dessen Sohn Adolf Nikolaus (* 19. Dezember 1808; † 3. Januar 1886) war kaiserlich russischer Hofrat, wirklicher geheimer Staatsrat, Obercensor und Ritter des preußischen Adlerordens.[15] Persönlichkeiten
WappenStammwappenBlasonierung: Geteilter Schild, oben in weiß ein aus der Teilung wachsender Hirsch, unten in blau ein goldener fünfzackiger Stern. Auf dem Helm der Hirsch wachsend. Das untere Feld (goldener Stern auf blauem Grund) ist anzunehmender das Stammwappen der Thielisch, während der Hirsch das Amts- und Lehnswappen darstellte.[18] TyleDas Wappen ist nahezu identisch mit dem Wappen der Görlitzer Familie Tyle, für die es allerdings nur Siebmachers Wappenbuch von Konrad Blažek als Quelle gibt. Ein Amtsgerichtssekretär Thielisch, der zugleich Autor einer Familiengeschichte der Familie Thielisch in Wellers Archiv für Stamm- und Wappenkunde ist, bezweifelte die Authentizität des Wappens der Görlitzer Familie. Blažek selbst habe auf Anfrage keine Quelle nennen können.[19] Blažek wiederum bezeichnete das Wappen der Tyle „irrigerweise“ von Ledebur den Thielisch zugesprochen.[20] Der Amtsgerichtssekretär Thielisch, der Autor der ausführlichen Genealogien zu seiner Familie, griff diesen Umstand auf und wies darauf hin, dass Eleazar Tilisch jenes angeblich erst später verliehene Wappen schon im Jahr 1588 verwendete, zudem Nathanael Tilesius in den Jahren 1612 und 1614.[21] Wappen in BreslauDes Weiteren ist auch ein Wappen überliefert bzw. verbreitet (16. und Anfang des 17. Jahrhunderts), das im blauen Feld einen silbernen (nach Blažek goldenen) schwertschwingenden Löwen zeigt. Dieses Wappen ist auch (Stand: 1909) in der Malerkapelle der St. Maria Magdalenenkirche in Breslau an einem Epitaph zu sehen und an einem weiteren an einer Wand eines Hauses „an der Barbarakirche“. Später (17. Jahrhundert) ist eine mit einem schwarzen Adler auf goldenem Grund gevierte Version vorhanden. Ein roter Herzschild zeigt einen Morgenstern zu Pfahl, dessen Stange mit einem aufsteigenden und absteigenden Mond belegt ist. TilesiDas Wappen der italienischen Tilesii zeigt im unteren blauen Feld einen goldenen sechszackigen Stern unter zwei gekoppelten, einem goldenen und einem roten, Sparren. Im oberen silbernen Feld sind zwei vorwärts blickende Hirschköpfe. Es ähnelt dem Hirschwappen der schlesischen Thielisch sowie dem früheren Hirschberger Stadtwappen.[22] Literatur
WeblinksEinzelnachweise
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