Theodorus PriscianusTheodorus Priscianus war ein vermutlich aus Nordafrika stammender römischer Arzt der Spätantike. Über sein Leben ist nur das Selbstzeugnis bekannt, dass er ein Schüler des Vindicianus war,[1] also an der Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert n. Chr. lebte, und dass er zwar lateinische und griechische Fachliteratur verfasste, dabei aber Latein noster sermon, also die ihm vertraute Sprache war.[2] Dass er als Arzt tätig war, ergibt sich aus dem häufigen Bezug auf seine eigene Erfahrung in den Rezepten. Er sieht aber auch die Natur durch die Heilmittel, die sie bereitstellt, als wohltuend für den Menschen an[3]. EuporistonVon Theodorus Priscianus hat sich das Werk Euporiston = leicht zu beschaffende Heilmittel in vier Büchern erhalten. In einem Vorwort setzt sich der Autor kritisch mit den Ärzten auseinander. Dennoch richten sich seine Behandlungsvorschriften durchaus auch an den Arzt, denn einige, wie z. B. das Ausbrennen von Furunkeln sind in Laienhand nicht vorstellbar. Buch 1, Äußere Krankheiten, Euporiston FaenomenonIm ersten Buch werden Gebrechen, die sich im Erscheinungsbild des Menschen zeigen, behandelt. Das reicht von Kosmetischem, wie Schwarzfärben der Haare, bis zu schwerwiegenden Erkrankungen, wie einem Erysipel = De igne sacrö. Als Quellen werden hauptsächlich Plinius der Ältere, Galen und Oreibasios, aber auch vereinzelt Aulus Cornelius Celsus und Scribonius Largus verwendet.[4] Theodorus Priscianus ergänzt die pharmazeutischen Mittel durch die Behandlungen der Methodiker, wie Bäder, Einreibungen und Diätvorschriften. Buch 2, Innere Krankheiten, LogiciIm zweiten Buch behandelt Theodorus Priscianus Krankheiten, die sich nicht durch äußere Anzeichen manifestieren. Das Buch hat eine enge Beziehung zu dem von Caelius Aurelianus ins Lateinische übersetzten Werk des Soranos: De morbis acutis et chronicis. Theodorus Priscianus hat sein Werk ebenfalls in akute und chronische Krankheiten gegliedert und behandelt weitgehend dieselben Erkrankungen. Teils handelt es sich um Krankheitsbilder wie Epilepsie, die eine gewisse Nähe zu ihrer jetzigen Definition im ICD-10 haben, teils um Symptome, wie Husten, teils um ungenaue Angaben, wie de cardiacis = von Magenleidenden. Die Beschreibungen der Krankheiten und der Heilmethoden haben zahlreiche Entsprechungen in den Werken anderer medizinischer Fachschriftsteller, so bei Galenos von Pergamon, Oribasius, Pedanios Dioskurides und Caelius Aurelianus.[5] Von Letzterem könnte er auch die Therapien der Methodiker übernommen haben, die er reichlich verwendet. Theodorus Priscianus setzt aber andere Schwerpunkte als Caelius Aurelianus. Dieser zieht etwa die Cholera in ein theoretisches System der Krankheiten ein:
– Caelius Aurelianus: celerum passionum 3, 191 Dagegen schreibt Theodorus Priscianus praxisbezogen:
– Theodorus Priscianus: Logicus 13, 37 Buch 3, Frauenkrankheiten, GynaeciaDas Buch ist ein kurzer Auszug aus der Schrift περὶ γυναικείων παθῶν des Soranos. Theodorus Priscianus widmet die Schrift einer Victoria artis meae dulce ministerium, also vermutlich einer Hebamme, mit der er zusammenarbeitete. Aus dem weit umfangreicheren Werk des Soranos hat er Themen aus dem Grenzbereich der Tätigkeit von Arzt und Hebamme ausgewählt.[6] Buch 4, Wundermittel, PhysicorumIm vierten Buch sammelt Theodorus Priscianus für zwei Erkrankungen die magischen Mittel und Mittel der Dreckapotheke, die er unter anderem bei Plinius dem Älteren reichlich findet. Der Gegensatz zu Buch 2 ist groß. Während die Epilepsie dort mit Aderlass, Fasten und Ölabreibungen behandelt wird, empfiehlt er hier Eselurin, Schwalbenblut, Tötung eines heiligen Vogels. Nachwirkung und ÜberlieferungTheodorus Priscianus wurde von Alexander von Tralleis und anderen Schriftstellern der Spätantike zitiert. Auch im Mittelalter geriet er nicht in Vergessenheit.[7] Valentin Rose veröffentlichte 1894 eine Edition unter Verwendung mehrerer Codices, insbesondere der verlorenen Codices des Sigismund Gelenius (ediert 1532) und der Codices Bruxellensi Nr. 1342–1350 aus dem 12. Jahrhundert.[8] Textausgaben und Übersetzungen
Literatur
Einzelnachweise
|