Telfs liegt 27 Kilometer westlich der Landeshauptstadt Innsbruck in einer beckenartigen Erweiterung des Inntales am Fuß der 2662 Meter hohen Hohen Munde.
Telfs hat eine Fläche von 45,5 km² und ist hinsichtlich der Einwohnerzahl der drittgrößte Ort in Tirol nach Innsbruck und Kufstein. Telfs ist daher auch der bevölkerungsreichste Ort im Tiroler Oberinntal und des Bezirkes Innsbruck-Land. Teile der Gemeinde grenzen direkt an den Bezirk Imst.
Gemeindegliederung
Das Gemeindegebiet umfasst folgende 11 Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[1]):
Der Raum Telfs wird mindestens seit der Spätbronzezeit von Menschen bewohnt.[2] Funde auch aus allen nachfolgenden Epochen, insbesondere der Eisen- und Römerzeit, belegen eine kontinuierliche Besiedelung. In Mittelalter und Neuzeit war die Gemeinde ein wichtiger Verkehrsknoten und als Zentralort der Region Gerichts- und Verwaltungssitz.[3]
Im 19. Jahrhundert und bis weit ins 20. Jahrhundert wurde Telfs wirtschaftlich von der Textilindustrie dominiert. Ehemalige Fabrikgebäude prägen heute noch das Ortsbild. Auf die Industrie geht der hohe Einwandereranteil der Gemeinde zurück, da ab den 1960er-Jahren viele Arbeitskräfte aus Ländern wie der Türkei und Jugoslawien angeworben wurden. Sie haben zur wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung der Region beigetragen.
Heute ist die Wirtschaft von Betrieben der Metallindustrie (Liebherr, Thöni, Leitner u. a.) sowie weiteren Produktionsbetrieben, Energieerzeugung (E-Werk – Gemeindewerke Telfs), Handel und Dienstleistung bestimmt. Die Gemeinde erlebte in 1990er- und 2000er-Jahren ein starkes Wachstum. Neue Siedlungen entstanden unter anderem in ehemaligen Waldgebieten am Fuß der Hohen Munde. In den letzten Jahren wurde von der Erschließung neuer Flächen abgegangen und für den Bau von Wohn- und Betriebsstätten verstärkt auf die Nutzung und Verdichtung bereits vorhandener Bauflächen zurückgegriffen.
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (Arge Alp) wurde im oberhalb gelegenen Ortsteil Mösern die zehn Tonnen schwere Friedensglocke errichtet, die jeden Tag um 17 Uhr erklingt. Bei Mösern liegt der idyllische Möserer See (seit 2008 im Besitz der Marktgemeinde Telfs; Kaufpreis zwei Millionen Euro) und als Besonderheit die beiden Seen Lottensee und Wildmoossee, die nur alle paar Jahre erscheinen.
2006 begann in Telfs nach überregional beachteten Kontroversen der Bau des ersten muslimischen Gebetsturms in Tirol bzw. des zweiten in Österreich (Minarettstreit von Telfs).
Die politische Führung von Telfs überlegte für 2008 eine Erhebung der Marktgemeinde in den Rang einer Stadt. In der mittels Briefabstimmung durchgeführten Bürgerbefragung im Jahr 2007 wurde dieses Ansinnen jedoch mit 65,4 % Nein-Stimmen abgelehnt.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung
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Einwohnerentwicklung von Telfs
Die „Telfer“
Die Bevölkerung von Telfs nennt man Telfer, nicht Telfser. Grund ist der rätoromanische Ursprung des Ortsnamens. Dieser endet mit der lateinischen Nominativendung -s, Ableitungen werden deshalb ohne -s gebildet.
Die Dekanatspfarrkirche Telfs als dreischiffige kreuzförmige Basilika mit zwei Fassadentürmen wurde von 1860 bis 1863 erbaut. Urkundlich ist bereits 1113 die Weihe einer oberen Kapelle («superior capella») durch Bischof Gebhard von Trient bezeugt, worunter vermutlich die 1859 zu Gunsten des Pfarrkirchenneubaus abgebrochene Friedhofskapelle zur schmerzhaften Gottesmutter auf dem Telfer Friedhof zu verstehen ist.[5]
Das Franziskanerkloster Telfs als Kloster und die dazugehörige Kirche wurden zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtet.
Das Interalpen-Hotel Tyrol war gemessen an der Bettenzahl bis Anfang der 2000er Jahre das größte Hotel der Alpen.
Pfarrkirche St. Peter und Paul
Innenraum der Pfarrkirche
Sebastiani-Prozession
Mariahilfkapelle am Birkenberg
Minarett der Eyüp-Sultan-Moschee
Regelmäßige Veranstaltungen
Tiroler Volksschauspiele: Telfs ist Schauplatz der seit 1982 jährlich stattfindenden Tiroler Volksschauspiele. Es wurden bisher u. a. Stücke von Felix Mitterer uraufgeführt.[6]
Das Telfer Schleicherlaufen ist ein alle fünf Jahre stattfindender traditioneller Fasnachtsbrauch, an dem sich mehrere hundert Maskierte – nur Männer – beteiligen (zuletzt 2020). Die ersten Hinweise auf ein Maskentreiben in Telfs stammen aus dem Jahr 1571. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat das Schauspiel jene Gestalt, in der es auch heute im Wesentlichen noch aufgeführt wird.[7]
Mitte November 2013 wurde die Idee eine Kletterhalle mit Bouldern als Schwerpunkt zu bauen von Marktgemeinde, Land, Tourismusverband und Alpenverein ins Leben gerufen. Die Eröffnung fand im Juli 2016 statt.[8][9]
2011 fuhr Wolfgang Mader auf der Straße Sagl–Mösern einen Ausdauer-Höhenmeterrekord am Rad.[10]
Verkehr
Straße: Telfs liegt an einer Kreuzung wichtiger Verkehrswege: nämlich durch das Inntal (B171 Tiroler Straße), Richtung Mieminger Plateau und weiter zum Fernpass (B189 Mieminger Straße) und der Verbindung nach Seefeld in Tirol (L36 Möserer Straße). Der Ort ist über die Anschlussstellen Telfs Ost und Telfs West an die Inntalautobahn angebunden.
Bahn: Der Bahnhof Telfs-Pfaffenhofen liegt an der Arlbergbahn südlich des Inns auf dem Gemeindegebiet von Pfaffenhofen. Er wird von den Linien , und der S-Bahn Tirol bedient. Zudem hält täglich ein -Paar der Verbindung Innsbruck–Bregenz–Dortmund (ICE 118/119 „Bodensee“; bis 10. Juni 2023 als IC 118/119).[11][12]
Politik
Bei der Bürgermeisterwahl am 28. Februar 2016 wurde Christian Härting im ersten Wahlgang zum Bürgermeister gewählt. Die Liste Wir für Telfs erreichte mit 11 Mandaten die absolute Mehrheit, die ÖVP 3 Mandate, die Telfer Grünen und die FPÖ jeweils 2. Auf PZT/SPÖ, Telfs Neu und Bürgerliste entfiel jeweils eines.[13] Der Gemeinderat wählte Cornelia Hagele (WFT) zur 1. Vizebürgermeisterin, Christoph Walch (Die Telfer Grünen) zum zweiten Vizebürgermeister.
Bei der Wahl im Jahr 2022 erreichten die Liste Wir für Telfs 9 Mandate, die NEOS 4 Mandate, die GRÜNEN und die FPÖ jeweils 2 Mandate und die SPÖ, die unabhängige Bürgerplattform, MFG und die Bürgerliste jeweils 1 Mandat. Christian Härting wurde mit 50,38 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang zum Bürgermeister gewählt.[14] Nach dem Wechsel von Cornelia Hagele in die Landesregierung Mattle folgte ihr Anfang November 2022 Klaus Schuchter als 1. Vizebürgermeister nach.[15]
Das Gemeindewappen, das mit der Markterhebung im Jahre 1908 durch Kaiser Franz Joseph I. verliehen wurde, stammt von den Grafen von Eschenlohe, die im 13. Jahrhundert Inhaber des Landgerichts Hörtenberg-Telfs waren.[18] Es ist nahezu identisch mit den Wappen von Eschenlohe und Garmisch-Partenkirchen.
Cornelia Hagele (* 1975), Politikerin, seit 25. Oktober 2022 Landesrätin für die Bereiche Gesundheit, Pflege, Bildung sowie Wissenschaft und Forschung in der Landesregierung Anton Mattle
Andreas Angerer (* 1990), Politiker, Abgeordneter zum Tiroler Landtag
Literatur
Stefan Dietrich: Die Marktgemeinde Telfs. Eine Bilderchronik 1900–1950. Sutton 2007, ISBN 978-3-86680-162-2.
Stefan Dietrich: Telfs 1918–1946. Studienverlag, Innsbruck-Wien-Bozen 2004, ISBN 3-7065-1892-9.
Walter Thaler, Wolfgang Pfaundler, Herlinde Menardi: Telfs. Porträt einer Tiroler Marktgemeinde in Texten und Bildern. 2 Bände, Marktgemeinde Telfs 1988.
Walter Thaler: Heimatbuch von Telfs, Pfaffenhofen, Oberhofen und Rietz im Oberinntal, Innsbruck 1955.
Weblinks
Commons: Telfs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Band 1: Bis zum Jahr 1140. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-7030-0469-8, S.259–260 Nr. 297 (mit Erläuterungen).