Lage der Stadt Taunusstein im Rheingau-Taunus-Kreis
Taunusstein ist mit etwa 31.000 Einwohnern und zehn Stadtteilen die größte Stadt im südhessischenRheingau-Taunus-Kreis, neun Kilometer nordwestlich der Landeshauptstadt Wiesbaden. Der Sitz der Stadtverwaltung liegt im Stadtteil Hahn.
Die Stadt Taunusstein entstand im Zuge der Gebietsreform in Hessen am 1. Oktober 1971 durch den freiwilligen Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Bleidenstadt, Hahn, Neuhof, Seitzenhahn, Watzhahn und Wehen.[3] Mit dem Zusammenschluss wurden Taunusstein die Stadtrechte verliehen. Am 1. Juli 1972 wurden die Gemeinden Hambach, Niederlibbach, Orlen und Wingsbach in die Stadt Taunusstein auf freiwilliger Basis eingegliedert.[4][5] Für alle nach Taunusstein eingegliederten Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher gebildet.[6]
Im Jahre 1991 wurde im Ortsteil Hahn der nach dem langjährigen Taunussteiner Bürgermeister benannte Dr.-Peter-Nikolaus-Platz eingeweiht. Er ist umgeben vom Bürgerhaus „Taunus“, dem katholischen Kirchenzentrum St. Johannes Nepomuk sowie dem neuen Rathaus und bildet mit der Bündelung dieser öffentlichen Funktionen das neue Stadtzentrum. Das Bürgerhaus „Taunus“ wurde 1989 eröffnet, das Kirchenzentrum 1991, beide entworfen von dem Hamburger Architekten Bernhard Hirche, von dem auch das städtebauliche Konzept für die neue Ortsmitte stammt. Das von dem Hohensteiner Architekten Armin Bielak entworfene Rathaus konnte dagegen erst 1998 eingeweiht werden.[7]
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Taunusstein 28.365 Einwohner. Darunter waren 2077 (7,3 %) Ausländer, von denen 671 aus dem EU-Ausland, 923 aus anderen Europäischen Ländern und 483 aus anderen Staaten kamen.[8] Von den deutschen Einwohnern hatten 13,1 % einen Migrationshintergrund.[9] Die Einwohner lebten in 12.775 Haushalten. Davon waren 4218 Singlehaushalte, 4015 Paare ohne Kinder und 3505 Paare mit Kindern, sowie 817 Alleinerziehende und 220 Wohngemeinschaften.[10]
Einwohnerentwicklung
Taunusstein: Einwohnerzahlen von 1973 bis 2020
Jahr
Einwohner
1973
21.916
1975
23.582
1980
25.659
1985
25.979
1990
26.977
1995
28.072
2000
28.745
2005
29.322
2010
28.963
2011
28.365
2015
29.063
2020
30.464
Quellen: Hessisches Statistisches Informationssystem[11]; Stadt Taunusstein[2]; Zensus 2011[8]
Die Stadtverordnetenversammlung ist das oberste Organ der Stadt. Ihre politische Zusammensetzung wird alle fünf Jahre in der Kommunalwahl durch die Wahlbevölkerung der Stadt bestimmt. Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[16] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[17][18][19][20]
Sitzverteilung in der Stadtverordnetenversammlung 2021
prozentualer Anteil an den abgegebenen gültigen Stimmen
Es waren 45 Stadtverordnete sowie die Ortsbeiräte der Stadt für die Legislaturperiode vom 1. April 2021 bis 31. März 2026 zu wählen. Von 22.707 Wahlberechtigten gingen 12.022 zur Wahl. Somit stieg die Wahlbeteiligung von 50,4 % im Jahr 2016 auf 52,9 % im Jahr 2021.
Bürgermeister
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl. Er ist Vorsitzender des Magistrats, dem in der Stadt Taunusstein neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Stadtrat und neun weitere Stadträte angehören.[21] Bürgermeister ist seit dem 1. Februar 2024 Joachim Reimann (CDU), der bis dahin Bürgermeister von Niedernhausen war.[22] Sein Amtsvorgänger Sandro Zehner (CDU) wechselte in seiner zweiten Amtszeit am 5. Juli 2023 als Landrat zum Rheingau-Taunus-Kreis. Danach leitete der Erste Stadtrat Peter Lachmuth die Stadtverwaltung kommissarisch und die Wahl des Bürgermeisters musste vorgezogen werden.[23] Joachim Reimann erhielt am 8. Oktober 2023 im ersten Wahlgang bei 63,1 Prozent Wahlbeteiligung 59,41 Prozent der Stimmen.[24]
Die Schulden der Stadt Taunusstein lagen zum 31. Dezember 2012 bei 75.664.097 Euro. Dies entsprach 2669 Euro je Einwohner.[30] Als eine der ersten Kommunen in Deutschland hat Taunusstein für den Bereich der städtischen Finanzen freiwillig eine sogenannte Nachhaltigkeitssatzung eingeführt, über die die Stadt anstrebt, finanzielle Belastungen künftiger Generationen zu verhindern und die Verschuldung abzubauen.[31]
Wappen
Das Stadtwappen zeigt auf blauem Hintergrund einen goldenen Löwen, der in seinen Pranken einen Schild mit rotem Kreuz auf silbernem Grund trägt. Mit dem goldenen Löwen erinnert das Wappen an die jahrhundertelange Herrschaft der Grafen und Fürsten von Nassau und nimmt zugleich die Tradition der Wappen des nassauischen Amtssitzes Wehen und der Gemeinden Hahn und Seitzenhahn auf, die sämtlich einen goldenen Löwen oder Löwenkopf führten. Das Kreuz ist Attribut des heiligen Ferrutius, des Schutzpatrons des Klosters Bleidenstadt. Dieses Kloster wurde schon im 8. Jahrhundert gegründet und hat in jahrhundertelangem Wirken große Verdienste um Christentum und Kultur im Raum an der oberen Aar erworben. Die ehemalige Gemeinde Bleidenstadt hat dieses Kreuz bereits früher in ihrem Wappen geführt.
Die amtliche Blasonierung lautet: „In blau ein rotbewehrter goldener Löwe, in seinen Pranken ein silberner Schild mit durchgehendem roten Kreuz.“
In Taunusstein gibt es zwei Umstiegsknoten im Integralen Taktfahrplan, Hahn Busbahnhof und Neuhof Mitte. Von beiden Knoten dauert eine Fahrt zum Hauptbahnhof Wiesbaden etwa 25 Minuten.
Weitere Linien fahren vom Hahner Busbahnhof in Richtung Hohenstein und Aarbergen, Bad Schwalbach sowie zu den Taunussteiner Stadtteilen Seitzenhahn und Watzhahn. Von Neuhof Mitte aus bestehen Anschlüsse in Richtung Idstein, Niedernhausen, Orlen sowie zur Schnellbuslinie zwischen Limburg an der Lahn und Wiesbaden. Zwischen den beiden Umstiegspunkten verkehren mehrere Buslinien, die je nach Fahrstrecke zehn bis zwanzig Minuten für die Strecke benötigen.
Seit August 2021 ist eine das On-Demand-Shuttle EMIL (kurz für elektrisch mobil). Statt nach festem Fahrplan ist EMIL einfach über eine von Ioki entwickelte App buchbar.[32]
Straßenverkehr
Das Stadtgebiet wird von der B 275 der Länge nach durchquert. Verbindungen nach Wiesbaden werden durch die B 417 von Neuhof/Wehen über die Platte und die B 54 von Hahn über die Eiserne Hand hergestellt. Der nächstgelegene Autobahnanschluss ist die Anschlussstelle Idstein der A 3, zwölf Kilometer vom Stadtteil Hahn entfernt.
Taunusstein zählt zu den Gemeinden, in denen zur Verbesserung der Mobilität von Personen ohne Auto wie Ältere, Jugendliche als Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr einige Mitfahrbänke aufgestellt wurden. Hierdurch werden beispielsweise zusätzliche, kostenlose Verbindungen von und nach Watzhahn und Bleidenstadt ermöglicht.
Berufliche Schulen Untertaunus im Schulzentrum Hahn
Obermayr Europa-Schule Taunusstein – Bilinguale Grundschule, Realschule und Gymnasium in Neuhof
Sport
Taunusstein hat 7 Fußballvereine; überregional bekannt ist der 1926 gegründete SV Wehen, der seit 2007 als SV Wehen Wiesbaden im Profibereich spielt. Im selben Stadtteil ansässig ist der Mehrspartensportverein TV 1873 Wehen.
Freizeit- und Sportanlagen
Stadion am Halberg in Wehen, ehemaliges Heimstadion der 1. Mannschaft des SV Wehen
Freibad in Hahn
Silberbachhalle in Wehen
Aartalhalle in Neuhof
Bürgerhaus/Dorfgemeinschaftshaus in jedem Stadtteil
Sportplätze in Bleidenstadt, Hahn, Neuhof, Orlen, Seitzenhahn, Wehen (alle Kunstrasenplätze)
Sport- und Jugendzentrum in Bleidenstadt
Fußballhalle in Bleidenstadt
Bouleplätze in Orlen und Neuhof
Bolzplätze in fast jedem Stadtteil
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museum
1995 wurde das Museum der Stadt Taunusstein mit festen Räumen im Wehener Schloss eingerichtet. Als Themenschwerpunkte findet seitdem eine dauernde Ausstellung zur jüngeren Regionalgeschichte statt, die auch über den Zustand Taunussteins im, vor und nach dem Zweiten Weltkrieg berichtet. Dabei handelt es sich überwiegend um die Darstellungen der Alltagskultur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ein zweites und gleichberechtigtes Standbein bilden die Ausstellungen der Reihe „Kunst im Schloss“, mit denen der zeitgenössischen Kunst, nicht nur der engeren Region, ein Forum in Taunusstein geboten wird.
Bauwerke
Wehener Schloss
Genutzt unter anderem als Witwensitz und Jagdschloss. Dort befindet sich heute das Taunussteiner Museum.
Evangelische Kirche Wehen
Die denkmalgeschützte[34]Evangelische Kirche Wehen wurde 1810–1812 unter Verwendung von Steinen der alten Stadtbefestigung (Stadtmauer, Obertorturm) am Standort des früheren fürstlichen Jagdzeughauses nach Plänen des herzoglich nassauischen Baudirektors Carl Florian Goetz aus Wiesbaden erbaut. Die historische Voigt-Orgel der Ev. Kirche Wehen ist eine der wenigen original erhaltenen Instrumente des Wiesbadener Orgelbauers Heinrich Voigt. Im Oktober 1999 wurde sie restauriert und in den Originalzustand zurückgeführt.
Ehemalige Wehener Schule
Erbaut um 1900, ein Bauwerk des Übergangs von der Gründerzeit zum Jugendstil.
Ehemaliges Kloster mit Kirche, Bleidenstadt
(heute Pfarrkirche der kath. Pfarrei „St. Ferrutius“). Über dem Hauptportal der Kirche die Statue des heiligen Ferrutius (Schutzpatron) aus 1718, im Gebäude ein im Chor eingebauter Wandtabernakel aus Sandstein aus der Zeit der Hochgotik, ein Taufstein von 1696, eine spätbarocke Madonnenfigur und eine mit barockem Umbau versehene Orgel. Im Turm zwei Glocken von 1309 und 1411.
(ehemalige kath. Pfarrkirche, nach 1530 der neuen protestantischen Gemeinde als Kirche überlassen) mit dem ältesten Steindenkmal des Stadtteils, einer Grabplatte des 1363 verstorbenen Pfarrers Johannes von Spangenberg. Der Turm ist im unteren Teil romanischen Ursprungs. Ein dekoratives Rosenfenster mit Ornamenten aus Sandstein versehen befindet sich über dem Eingang im Osten.
Insgesamt gibt es in Taunusstein sechs regelmäßig stattfindende Kirchweihfeste (Kerben): Die Bleischter Kerb, die Orlener Kerb, die Hahner Kerb, die Weher Kerb sowie die Wingsbacher Kerb und die Neuhofer Kerb.
Darüber hinaus gibt es noch den Orlener Markt und den Weher Markt, wobei es bei letzterem eine Tradition ist, dass die Wehner Firmen morgens mit ihren Angestellten zum Frühschoppen auf den Markt gehen. Ferner gibt es noch das Hahner Zentrumsfest. Außerdem gibt es vier Weihnachtsmärkte: Den Taunussteiner Weihnachtsmarkt, den Waldweihnachtsmarkt Hahn am Forsthaus Altenstein, den Wingsbacher Weihnachtsmarkt sowie seit 2004 den Weihnachtsmarkt in Orlen, dessen Einnahmen für einen guten Zweck gespendet werden.
Alle zwei Jahre in den geraden Jahren findet außerdem die TIGA (Taunussteiner Industrie- und Gewerbeausstellung) statt.
Peter Beuth (* 1967), Politiker (CDU), 1999–24 Landtagsabgeordneter, 2014–24 hessischer Innenminister, wuchs in Taunusstein auf und lebt seit 1991 wieder dort.
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 15. September 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.39, S.1603, Punkt 1320; Abs. 15. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 9,2MB]).
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1972. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.28, S.1197, Punkt 851 Abs. 7. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,4MB]).
↑Wehen Jüdische Geschichte / Synagoge Alemannia Judaica – Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
↑Statistische Ämter des Bundes und der Länder: Integrierte Schulden der Gemeinden und Gemeindeverbände – Anteilige Modellrechnung für den interkommunalen Vergleich – Stand 31. Dezember 2012 – Gemeinschaftsveröffentlichung