Bereits 1807 schenkte der Großherzog Karl Friedrich der katholischen Gemeinde das Grundstück der späteren Kirche und überließ der Gemeinde einen Teil aus dem Nachlass der Markgräfin Maria Viktoria Pauline von Arenberg, der Frau des Markgrafen August Georg Simpert von Baden. Deren Ehe blieb kinderlos; daher vereinten sich die Linien der Markgrafschaft Baden, Baden-Durlach und die katholische Linie Baden-Baden, wieder.
Ein Jahr nach der Grundsteinlegung der Evangelischen Stadtkirche begonnen, stellt St. Stephan das katholische Pendant der innenstädtischen Kirchen zu Karlsruhe dar. Errichtet wurde der eigenwillige Bau nach dem Vorbild des römischen Pantheons, weshalb auch zunächst auf den 43 m hohen Kirchturm verzichtet werden sollte, um den Zentralcharakter des Kirchenbaus nicht zu konterkarieren. Zu dem massigen Klassizismus der Kirche hatte sich Weinbrenner auf einer Italienreise inspirieren lassen. Lange wehrte sich Weinbrenner gegen die Vorgabe des Großherzogs einen Turm an die Kirche zu bauen, doch schließlich legte er seine stilistischen Bedenken beiseite und so kam es, dass der Großherzog bereits 1808 im hohen Alter den Grundstein zur Kirche legte. Die Kirche wurde daraufhin 1814 eingeweiht.
Ursprünglich gehörten zum Zentralbau von St. Stephan noch vier Gebäude an den Ecken. Zwei Gebäude wurden bis 1850 erstellt, diese waren das Schul- und das Pfarrhaus, sie wurden bei den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Der markante, das Stadtbild prägende Kuppelbau erhebt sich über dem Grundriss eines griechischen Kreuzes und birgt in seinem Innern das von Hans Morinck (1555–1616) geschaffene Dreifaltigkeitsrelief, ein von Emil Wachter gefertigtes Gobelin-Triptychon, welches u. a. das Stephanusmartyrium veranschaulicht, sowie ein von Marie Ellenrieder (1791–1863) stammendes Hochaltargemälde. Das Gehäuse für den Hochaltar basierte bis 1882 auf einem Entwurf des Architekten Karl Joseph Berckmüller.[1] Die Wahl für das Stephanuspatronat durch die Kirchengemeinde erfolgte noch vor Abschluss des Zentralbaus und stellt eine Hommage an die katholische Großherzogin Stéphanie de Beauharnais (1789–1860) dar, die sich nachhaltig für den Katholizismus in Baden einsetzte.
Seit 1882 prägt die unverputzte Außenfassade den klassizistischen Sakralbau, der zu Weinbrenners Hauptwerken zählt und zu den bedeutendsten klassizistischen Kuppelkirchen in Südwestdeutschland zu rechnen ist. Im Innern des Turmes befindet sich eine Glocke mit Weihnachtsmotiv, die im Zweiten Weltkrieg durch den Abtransport zum Einschmelzen vor der Zerstörung gerettet wurde. Die 1966 gegossene „Stephansglocke“ war die größte Kirchenglocke Baden-Württembergs, bis 2004 die nahegelegene Christuskirche eine noch größere erhielt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche 1944 bei Luftangriffen[2] zum Teil zerstört. 1946 leitete das erzbischöfliche BauamtHeidelberg den Wiederaufbau ein. In den Jahren 1951 bis 1955 wurde das Gotteshaus wiederaufgebaut. Die beim Wiederaufbau erstellte neue Kuppel ist aus Fertigteilen aus Beton. Das Hochaltargemälde von Marie Ellenrieder wurde gespart und hängt jetzt an einer anderen Stelle in der Kirche. Am 27. März 1954 nahm Weihbischof Eugen Seiterich aus Freiburg die Weihe des neuen Hochaltars vor, am darauf folgenden Sonntag war der feierliche Einzug in die Kirche.
Städtebaulichen Einfluss nahm der Kirchenbau auf die zwischen 1984 und 1991 gegenüber erbaute Badische Landesbibliothek, die durch Säulenelemente und Kuppeldach über dem Hauptlesesaal auf Weinbrenners Kirche rekurriert.
2011 fand eine umfassende Innenrenovierung statt, dabei wurden auch der Altar und Ambo auf einer Altarinsel in das Zentrum der Kirche verlegt, die Bänke wurden kreisförmig um die Altarinsel herum angeordnet. Am 2. Weihnachtsfeiertag 2011 wurde der Altar durch Erzbischof Robert Zollitsch geweiht.
Die heutige große Orgel geht zurück auf ein Instrument, das 1959 von der Orgelbaufirma Johannes Klais (Bonn) erbaut worden war. Aus Kostengründen wurde zunächst nicht das Gesamtkonzept der Orgel realisiert, so dass das Schleifladeninstrument im Laufe der Zeit mehrfach erweitert und tiefgreifend umgebaut wurde. Einige hinzugebaute Register des Hauptwerks und des Pedals wurden elektrisch angespielt, während die Trakturen im Übrigen mechanisch waren.[3]
Im Zuge der Renovierung der Kirche wurde die Orgel im Jahre 2012 durch die Erbauerfirma umfassend reorganisiert. Der Grundbestand wurde überarbeitet, die nachträglich hinzugefügten Register wurden aus den einzelnen Werken ausgegliedert und in einem neuen Auxiliarwerk untergebracht. Die Orgel hat heute 63 Register verteilt auf vier Manualwerke und Pedal, und 27 weitere Register im Auxiliarwerk. Die Spieltrakturen sind mechanisch-elektrisch, die Registertrakturen sind elektrisch.[4]
Die nachträglich hinzugefügten Register wurden in einem neuen Auxiliarwerk auf Einzeltonladen aufgestellt und können damit nun auf den unterschiedlichen Manualwerken bzw. dem Pedal registriert werden. Das Auxiliarwerk wurde zudem mit neuen Registern ausgestattet, die in einem eigenen Schwellwerk stehen. Das Auxiliarwerk umfasst 27 Register.
I, II Auxiliarwerk C–g3
Bordun
32′
Bordun
16′
Hornprincipal
08′
Flöte
08′
Bordun
08′
Weitoctave
04′
Flöte
04′
Terz
031⁄5′
Quinte
022⁄3′
Flöte
02′
Terz
013⁄5′
Weitoctave
01′
(Fortsetzung)
Trompete
16′
Klarinette
16′
Tuba
08′
Klarinette
08′
Tuba
04′
Trompete
04′
schwellbar
Stentorgambe
08′
Stentorflöte
08′
Stentorgambe
04′
Stentorflöte
04′
III Auxiliarwerk C–g3
Klarinette
16′
Tuba
08′
Klarinette
08′
Tuba
04′
schwellbar
Stentorgambe
08′
Stentorflöte
08′
Stentorgambe
04′
Stentorflöte
04′
IV Auxiliarwerk C–g3
Bordun
16′
Flöte
08′
Bordun
08′
Flöte
04′
Trompete
16′
Klarinette
16′
Tuba
08′
Klarinette
08′
Tuba
04′
Trompete
04′
Glockenspiel
schwellbar
Stentorgambe
08′
Stentorflöte
08′
Stentorgambe
04′
Stentorflöte
04′
Pedal Auxiliarwerk
Kontrabass
32′
Bordun
32′
Kontrabass
16′
Bordun
16′
Hornprincipal
08′
Flöte
08′
Bordun
08′
Quinte
051⁄3′
Weitoctave
04′
Flöte
04′
Terz
031⁄5′
Basszink IV
051⁄3′
Trompete
16′
Klarinette
16′
Tuba
08′
Klarinette
08′
Tuba
04′
schwellbar
Stentorgambe
08′
Stentorflöte
08′
Glocken
Die große Stephansglocke ist nach der Karlsruher Friedensglocke in der Christuskirche die zweitgrößte KirchenglockeBaden-Württembergs. Das Geläut hat eine typische Disposition der Nachkriegszeit mit einer Mischung aus harmonischer und melodischer Tonfolge. Die Ludwigsglocke von 1866 – wegen ihrer Glockenzier mit Weihnachtsdarstellung auch Weihnachtsglocke genannt – verleiht dem Gesamtgeläut sein charakteristisches Klangbild. 1987 erweiterte die Karlsruher Glocken- und Kunstgießerei das Geläut um vier Zimbelglocken. Die verschiedenen klanglichen Kombinationen der Glocken (Motive) und deren Verteilung auf die verschiedenen liturgischen Anlässe sind in der Läuteordnung festgelegt.
Die Glockenzier der Stephans- und der Marienglocke stammt von dem Heidelberger Künstler Harry MacLean.
Johann Michael Fritz: Die Restaurierung des spätgotischen Altarkreuzes von St. Stefan in Karlsruhe. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 5. Jg. 1976, Heft 1, S. 23–26. (PDF) [nicht ausgewertet]
Gottfried Leiber: Friedrich Weinbrenner und die Kirche St. Stephan in Karlsruhe. In: Badische Heimat. (ISSN0930-7001), Heft 2/2008, S. 204–216.