St. Martin (Sendenhorst)

Pfarrkirche St. Martin

Die katholische Pfarrkirche St. Martin ist ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude in Sendenhorst im Kreis Warendorf (Nordrhein-Westfalen).

Geschichte und Architektur

Über die Gründung der Pfarrei sind keine Urkunden erhalten, allerdings deutet das Patrozinium des Martin von Tours auf eine Gründung im 9. Jahrhundert hin.[1] Zu dieser Zeit missionierten die Franken nach der Eroberung Sachsens das Gebiet.

Die romanische Vorgängerkirche auf einem kreuzförmigen Grundriss wurde bei dem letzten Stadtbrand im Jahr 1806 stark in Mitleidenschaft gezogen. Da auch die Gemeinde stark angewachsen war, wurde 1855 mit dem Neubau der neugotischen Backsteinkirche begonnen. Die Backsteine wurden in einer eigens gebauten Ziegelei gebrannt. Die Konstruktion des Gebäudes basiert auf der Symbolik von Zahlen. Die stattliche neugotische Halle wurde von 1855 bis 1865 nach Entwürfen von Vinzenz Statz errichtet,[2] der Westturm wurde nachträglich nach Entwurf Hilger Hertels angebaut.[3]

Das Westportal befindet sich in einem durchbrochenen Maßwerktympanon, auf den Seiten begleitet von den Figuren der Heiligen Liudger und Bonifatius, die ein Werk des Bildhauers Heinrich Seelige sind. Von Seelige stammt ebenfalls die im Jahre 1907 am Westportal angebrachte Ecce-Homo-Figur.[4]

In der lichten, dreischiffigen Halle ruhen Kreuzrippengewölbe auf achteckigen Pfeilern mit Diensten. Die Halle ist 45 Meter lang und 23 Meter breit, die Gewölbe haben eine Höhe von 17 Metern. Die leuchtenden Chorfenster wurden Anfang der 1960er Jahre von der Benediktinerin Erentrud Trost angefertigt, sie sollen die Weggemeinschaft der Gläubigen verdeutlichen.

Die Kirche wurde am 14. November 1865 durch Bischof Johann Georg Müller geweiht.

Die Mariensäule vor dem Südportal der Kirche ist ein Werk des Bildhauers Heinrich Seelige. Sie wurde am 8. Dezember 1904 aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums der Verkündigung des Glaubenssatzes der unbefleckten Empfängnis Mariens vom späteren Weihbischof Illigens eingeweiht.[5]

Eine umfassende Sanierung der Kirche wurde im April 2024 abgeschlossen und die Kirche in diesem Zuge wieder eröffnet.

Türme

Der hochaufragende Westturm steht auf einem quadratischen Grundriss. Er ist durch reiches Blendmaßwerk gegliedert. Das Glockengeschoss ist mit Ecktürmen und einem achteckigen Helm bekrönt. Die Chorflankentürme stehen ebenso auf einem quadratischen Grundriss, verändern ihre Form im Obergeschoss auf oktogonalen Grundriss.

Ausstattung

Die Pfarrkirche St. Martin ist mit vielen christlichen Zeichen, Bildern und Figuren geschmückt.

Der Renaissancetaufstein der Vorgängerkirche wurde aufgrund seiner Stilrichtung als unpassend empfunden. Er wurde der katholischen Laurentiusgemeinde in Westkirchen geschenkt, deren Kirche 1868 aufgrund eines Feuers zerstört wurde. Der heute in St. Martin noch genutzte neugotische Taufbrunnen aus dem Jahr 1870 trägt in der Mitte des Beckens einen durchscheinenden Kristall. Eine Inschrift lautet: „Dies ist die Quelle des Lebens, die den ganzen Erdkreis reinigt; wer diesem Wasser entsteigt, wird geheiligt sein.“[6]

Um 1895 wurden an den Innenpfeilern der Kirche aus Sandstein gefertigte Heiligenfiguren angebracht. Teile des Figurenschmucks, darunter die Figur der Hl. Elisabeth, können dem Bildhauer August Schmiemann aus Münster zugeordnet werden. Eine aus Holz gefertigte Statue der Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind stammt ebenfalls aus dem Atelier Schmiemann.[7]

Figur der Hl. Elisabeth am Innenpfeiler

Zur ursprünglichen neogotischen Ausstattung der Kirche gehörte ein Hochaltar mit Figuren und Relieftafeln. Dieser wurde, ebenso wie die Kanzel, im Rahmen der Kirchenneugestaltung 1964 abgebaut. Die ursprünglich an der Kanzel und den Beichtstühlen angebrachten Figuren der vier Apostel, der Apostelfürsten Petrus und Paulus, sowie sechs weitere Heilige befinden sich aktuell an den Seiten des Chorraums über dem Chorgestühl.

Innenraum mit Altar und Figurenschmuck

Der heutige Altar aus Bronze ist ein Werk des Bildhauers Bernhard Kleinhans und hat die Form eines Tisches. Die Tischplatte zeigt in Reliefs zwölf biblische Szenen. In den Altar ist das Reliquiengrab mit den Reliquien der Heiligen Purpuratus und Calistus eingelassen. Von Kleinhans stammen außerdem das Bronzekreuz über dem Altar sowie der Taufbrunnen und der Ambo.

Als historischer Kulturgegenstand gilt ein Messgewand mit Stickereien, welches um 1480 gefertigt wurde.

Glocken

Das ursprüngliche Geläut musste in den beiden Weltkriegen zu Rüstungszwecken abgeliefert werden. Ein neues, vierstimmiges Geläut wurde 1950 aufgezogen. Die Glocken wiegen 1450, 980, 670 und 600 kg und erklingen in c′, es′, f′ und g′.

Orgel

Woehl-Orgel von 1999

Die Orgel wurde 1999 von der Orgelbauwerkstatt Gerald Woehl in Marburg erbaut. Das Instrument ist im Stil der französischen Romantik gehalten. Es hat 45 Register auf 3 Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen sind elektrisch. Die Orgel ist mit einer Setzeranlage und einem Registercrescendo ausgestattet.[8]

I Hauptwerk C–a3
1. Bordun 16′
2. Prinzipal 08′
3. Flûte harmonique 0 08′
4. Salicional 08′
5. Rohrflöte 08′
6. Octave 04′
7. Flûte douce 04′
8. Octave 02′
9. Mixtur V–VI
10. Cornett V 08′
11. Fagott 16′
12. Trompete 08′
II Positiv C–a3
13. Salicional 08′
14. Unda maris 08′
15. Bordun 08′
16. Dulciane 04′
17. Flûte douce 04′
18. Nasard 0223
19. Flageolett 02'
20. Tierce 0135
21. Plein jeu IV0
22. Fagott 08′
Tremulant
III Schwellwerk C–a3
23. Flauto traverso 08′
24. Cor de Nuit 08′
25. Viola da Gamba 08′
26. Vox coelestis 08′
27. Violine 04′
28. Flöte 04′
29. Piccolo 02′
30. Trompette harmonique 0 08′
31. Oboe 08′
32. Vox humana 08′
33. Clairon harmonique 04′
Tremulant
Pedal C–f1
34. Groß-Bordun 0 32′
35. Kontrabass 16′
36. Subbass 16′
37. Oktave 08′
38. Salicionalbass 08′
39. Gedecktbass 08′
40. Tenor-Oktave 0 04′
41. Bombarde 16′
42. Fagott 16′
43. Pedaltrompete 08′
44. Fagott 08′
45. Kornett 04′
  • Koppeln
    • Normalkoppeln: II/I, III/I; I/P, II/P, III/P
    • Suboktavkoppeln: I/I, II/II, III/I, III/III
  • Röhrenglocken (spielbar im Manual und Pedal)
  • Nachtigall

Literatur

  • Wilhelm Buddenkotte, Markus Kamps: Kirchenführer St. Martin Sendenhorst. Herausgeber Katholische Pfarrgemeinde St. Martin, 2001.
  • Art. Sendenhorst St. Martini. In: Ulrich Menkhaus (Red.): Das Bistum Münster. Bd. 3: Die Pfarrgemeinden. Regensberg, Münster 1993, S. 117–118.
  • Ursula Quednau (Bearb.): Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Nordrhein-Westfalen, Band II: Westfalen. Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 2011, ISBN 978-3-422-03114-2.
Commons: St. Martin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sendenhorst St. Martini. In: Ulrich Menkhaus (Red.): Das Bistum Münster. Bd. 3: Die Pfarrgemeinden. Regensberg, Münster 1993, S. 117–118, hier S. 117.
  2. Sendenhorst St. Martini. In: Ulrich Menkhaus (Red.): Das Bistum Münster. Bd. 3: Die Pfarrgemeinden. Regensberg, Münster 1993, S. 117–118, hier S. 118.
  3. Hans Josef Böker: Ein aufgefundenes Werkverzeichnis des Münsteraner Diözesanbaumeisters Hilger Hertel (1830–1890). In: Westfalen, Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde, 61. Band (1983), 2. Teil, S. 91–94, hier S. 92, Nr. 13.
  4. Artikel in Die Glocke vom 21. Juni 1907
  5. Zeitungsartikel in der Gütersloher Volkszeitung vom 7. Dezember 1929
  6. Kirchenführer St. Laurentius (Ausgabe 2001), Seite 18
  7. Daniel Westphal: Werkevergleich. In: Werke des Bildhauers August Schmiemann. 17. Dezember 2024, abgerufen am 2. Januar 2025.
  8. Nähere Informationen zur Orgel auf den Webseiten der Gemeinde und des Orgelbauers (Memento vom 27. Mai 2010 im Internet Archive)

Koordinaten: 51° 50′ 38,8″ N, 7° 49′ 41″ O

 

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