St. Martin (Münsingen)Die evangelische Kirche und ehemalige Pfarrei St. Martin (auch Martinskirche genannt) ist eine gotische Basilika in Münsingen im Landkreis Reutlingen in Baden-Württemberg. Sie gehört zur Gesamtkirchengemeinde Münsingen-Trailfingen im Kirchenbezirk Bad Urach-Münsingen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Die Kirche wurde von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg zum „Denkmal des Monats März 2015“ ernannt. Geschichte und ArchitekturDie Kirche in Münsingen wird erstmals 804 als Pfarrkirche eines größeren Sprengels erwähnt. Über die Vorgängerbauten ist jedoch nichts bekannt. Das heutige Bauwerk ist eine flachgedeckte vierjochige Basilika, die mit ihren reduzierten gotischen Formen an die Bettelordensarchitektur um 1300 angelehnt ist. Das Äußere der Kirche zeigt dreibahnige Fenster mit Fischblasenmaßwerk über einem Sohlbankgesims. Der Chorflankenturm im Norden hat drei schlichte Geschosse aus der Bauzeit des Langhauses. Nach Fertigstellung des Bauwerks wurde an den Turm an der Chornordwand das Polygon der Sakristei mit geteilten korbbogigen Fenstern angebaut. Das Glockengeschoss und der achteckige Steinhelm des Turmes wurden erst 1887/1888 durch Christian Friedrich von Leins in den Formen der französischen Hochgotik hinzugefügt. Das Westportal ist zwischen einfachen gestuften Strebepfeilern in den Achsen der Hochschiffwände angeordnet. Seit 1557 ist im ersten Joch des Innern eine hölzerne Empore eingebaut. Die Gewölbe der Seitenschiffe sind spätgotisch und wurden beim Einbau von Emporen verändert. Mindestens der spätgotische Chor mit Fünfachtelschluss wurde von Peter von Koblenz, dem Erbauer der Stiftskirche St. Amandus Bad Urach und der Stiftskirche Tübingen, erbaut, dessen Meisterzeichen zusammen mit dem des Nebenmeisters im Gewölbe zu finden ist. Der Chor ist am südlichen Strebepfeiler auf 1495 und 1496 datiert. Das Sternrippengewölbe auf überkreuzten Anfängern zeigt feingestaltete Dreipassschlusssteine der Uracher Schule mit Darstellungen der Heiligen Maria, Martin, Katharina und Barbara, die gemäß einer fragmentarischen Inschrift am Chorbogen vom Ulmer Maler Daniel Schüchlin farbig gefasst und mit Blumenranken und Strahlenkränzen verziert wurden. Diese Malereien wurden bei einer Restaurierung des Chores im Jahr 1976 freigelegt. Die Wände sind gelblich beige mit aufgemalter Quaderung gefasst. In der Nordwestecke am Chorbogen wurde beim Einbau der Sakristei im Jahr 1495 ein zum Turm führender Treppenturm eingebaut. Die äußere Sakristei ist mit Sterngewölbe geschlossen. Bei der Restaurierung des Schiffes in den Jahren 1983/1984 wurde die Raumfassung aus den Jahren 1557/1558 wiederhergestellt, die eine graue Quadermalerei an den Arkaden und Fenstern sowie eine farbenfrohe Holzleistendecke in den Farben Elfenbein, Zinnoberrot und Altrosa mit buntfarbigem Muscheldekor zeigt und die vermutlich aus dem 17. Jahrhundert stammt. Ausstattung
Literatur
WeblinksCommons: St. Martin (Münsingen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Koordinaten: 48° 24′ 46,1″ N, 9° 29′ 42,7″ O |
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