Sophie (auch: Sofie) Menter wurde als Tochter des Cellisten Joseph Menter am 29. Juli 1846 in München geboren und begann schon früh unter Anleitung ihrer Mutter und ihrer älteren Schwestern mit dem Klavierspiel. Ihren ersten Unterricht erhielt sie von dem damals in München wirkenden Sigmund Lebert, dem späteren Gründer der Stuttgarter Musikschule. Nach dem Tode ihres Vaters studierte sie ab 1857 am königlichen Konservatorium bei Rheinberger, Leonhard und Julius von Kolb und schließlich privat bei Friedrich Niest bis zu ihrem erfolgreichen Debüt am 24. November 1862 in einem Konzert der Musikalischen Akademie in München. Daraufhin begann sie, eigene Konzerte zu veranstalten und Konzertreisen zu unternehmen, deren längste sie Anfang 1866 in die Schweiz führte. Entscheidend für ihr Bekanntwerden in Norddeutschland wurden zwei Auftritte ein Jahr später im Leipziger Gewandhaus, dem seinerzeit renommiertesten deutschen Konzertsaal, wo sie stürmisch gefeiert wurde. Es folgte ein Besuch in Berlin, bei dem sie mit Carl Tausig bekannt und dessen Schülerin wurde.
1869 lernte sie bei einem Aufenthalt in Wien Franz Liszt kennen, mit dem sie bis zu dessen Tod eng befreundet war. Dieser schätzte Sophie Menter als beste Pianistin ihrer Zeit ein. Sie war aber nicht seine Schülerin, da sie bereits fertig ausgebildet war, als beide sich kennen lernten.
Sie wurde zur k.k. Kammervirtuosin ernannt und war von 1883 bis 1887 Professorin am Sankt Petersburger Konservatorium. Während dieser Zeit knüpfte sie enge Kontakte zu Tschaikowski, Rubinstein und Rimski-Korsakow. Ihr Konzertstück Ungarische Zigeunerweisen geht auf eigene Skizzen zurück, die von Liszt bearbeitet und von Tschaikowski orchestriert wurden.
Von 1887 bis 1902 lebte Sophie Menter auf dem bereits 1884 von ihr erworbenen Schloss Itter in Tirol und ab 1905 in Stockdorf bei München. Dort errichtete sie 1903 eine Villa im Stil eines russischen Bauernhauses, das vom Volksmund aufgrund ihrer Haustiere „Katzenvilla“ genannt wurde.[13] Ende 1917 zog sie zu ihrer Freundin Alice Ripper nach München, wo sie 1918 verstarb.
„Die berühmte Pianistin Sophie Menter ist […] im Alter von 72 Jahren in der vergangenen Nacht gestorben. ‚So viele nennen sich in der Musik meine Kinder,‘ heißt es in einem Briefe Liszts an den Grafen Apponyi. ‚Sophie Menter aber,‘ setzte der Meister hinzu, ‚ist mein einziges legitimes Kind.‘ Mit der großen Künstlerin, die in ihrer Vaterstadt München der Tod ereilt hat, stirbt eine der bedeutendsten Vertreterinnen der Weimarer Pianistentradition. Bülow und Liszt haben ihr, die aus dem Münchner Konservatorium hervorgegangen war, die letzte Feile ihrer Ausbildung gegeben. Neben Therese Carreno, die ebenfalls während der Kriegswirren vom Tode ereilt wurde, hatte sie sich in die Reihe der allerersten Pianistinnen emporgeschwungen, die nach dem Tode Klara Schumanns berühmt geworden sind. War die Spanierin feurig und temperamentvoll rassig, so fesselte Sophie Menter durch ihre Noblesse und die ruhige Plastik ihres Spiels. Fürsten haben ihr gehuldigt und sie mit kostbaren Geschenken überhäuft. Durch ganz Europa, nach Amerika, ja bis nach Persien haben sie ihre Konzertreisen geführt, die ihr ein großes Vermögen eingetragen haben. […] Gelegentlich hatte sich Sophie Menter auch als Komponistin versucht und die Musik zu einem Märchenballett geschrieben. Ihre Leichenfeier findet morgen nachmittag aus dem südlichen Friedhof in München statt.“
Die Grabstätte von Sophie Menter befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof in München (Gräberfeld 5 – Reihe 2 – Platz 35) Standort48.12911.566277777778.
Sigfrid Karg-Elert: Sophie Menter. Biographische Skizze. In: Die Musik-Woche, 3 (1904), S. 18f.
Lev Vinocour: Liszt – Menter – Čajkovskij. Zur Geschichte des Konzertstücks ,Ungarische Zigeunerweisen‘. In: Mitteilungen der Tschaikowsky-Gesellschaft 13 (2006), S. 37–130.
Judith Wieser: Sofie Menter. Pianistin, Komponistin und Pädagogin mit Bezug zu Tirol. AV Akademikerverlag, Saarbrücken 2016, ISBN 978-3-639-87005-3.
Diemut Boehm: Eine Pianistenfamilie aus drei Jahrhunderten: die Münchener Pianistin Sofie Menter, Franz Liszt und ihr musikalisches Erbe. In: Tijdschrift van de Franz Liszt Kring 2017, S. 45–52.
Diemut Boehm: (K)eine vergessene Münchnerin: Die Pianistin, Klavierprofessorin und Komponistin Sofie Menter (1846-1918). In: Musik in Bayern, Bd. 82/83 (2017/18), S. 92–111. ISBN 978-3-96233-100-9.
Cord Garben: Am Glück vorbei... Kunst und Schicksal legendärer Pianistinnen. Wilhelmshaven 2018, 2. Auflage. S. 35–54. ISBN 978-3-7959-1013-6.
Stephanie Hodde-Fröhlich: Beruf Pianistin. Facetten kulturellen Handelns bei Marie Wieck (1832–1916) und Sofie Menter (1846–1918). Hannover 2018. ISBN 978-3-86525-652-2
↑Leipzig. In: Musikalisches Wochenblatt. Organ für Tonkünstler/Musiker und Musikfreunde / Musikalisches Wochenblatt. Organ für Musiker und Musikfreunde. Neue Zeitschrift für Musik. Vereinigte musikalische Wochenschriften, 21. Februar 1873, S. 11 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/muw
↑Wien. In: Musikalisches Wochenblatt. Organ für Tonkünstler/Musiker und Musikfreunde / Musikalisches Wochenblatt. Organ für Musiker und Musikfreunde. Neue Zeitschrift für Musik. Vereinigte musikalische Wochenschriften, 10. Juli 1874, S. 11 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/muw
Sofie Menter im Lexikon Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts des Sophie Drinker Instituts, Bremen
Silke Wenzel: Artikel „Sophie Menter“. In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 23. November 2017
AusstellungBSB München: „(K)eine vergessene Münchnerin: Die Pianistin Sofie Menter und Franz Liszt.“ 2. Juli – 21. September 2018. (Abgerufen am 4. Juli 2018)
(K)eine vergessene Pianistin - Sofie Menter Ausschnitten aus einem Konzert mit Werken von Sofie Menter und Franz Liszt gespielt von dem Nachwuchspianisten Michael Andreas Häringer, der Urururenkel von Sofie Menter und Franz Liszt.
Video bei ARD-Alpha, 16 Min. (Online bis 20. April 2022) Geschichten Großer Geister: Roter Teppich für die Kunst Franz von Lenbach (1836–1904/Maler), Paul Heyse (1830–1914/Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger) und Sophie Menter (1846–1918/Pianistin) diskutieren auf einer Bühne im alten Südlichen Friedhof.