Ausschnitt des Meteoriten Cape York mit schwarzen, unregelmäßigen Troilit-Körnern, umrandet von silbrigem Schreibersit und eingebettet in eine Widmanstätten-Struktur
Schreibersit, unter anderem auch als Dyslysit und Glanzeisen bekannt,[7] ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Elemente“ mit der chemischen Zusammensetzung (Fe,Ni)3P[2] und ist damit chemisch gesehen ein Eisen-Nickel-Phosphid. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Eisen und Nickel können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten, stehen jedoch immer im selben Verhältnis zum Phosphor.
Das Mineral ist in jeder Form undurchsichtig und zeigt auf den Oberflächen der silberweißen bis zinnweißen Kristalle oder Aggregate einen starkem Metallglanz. An der Luft läuft das Mineral allerdings schnell messinggelb bis braun an und es wird matt. Seine Strichfarbe ist dagegen immer dunkelgrau.
Erstmals erwähnt wird das Mineral durch Jöns Jakob Berzelius, der eine metallische Verbindung in hellstahlgrauen Blättchen und Körnern im Meteoriten Bohumilitz[8] entdeckte, der 19. September 1829 auf einem Acker nahe der Burg Bohumilitz bei Bohumilice (deutsch Bohumilitz) gefunden wurde.[9] Die Verbindung setzte sich seinen Analysen zufolge aus Eisen, Nickel und Phosphor zusammen.[10]
1848 beschrieb Wilhelm von Haidinger in seinem Bericht über die 3. Versammlung am 16. Juli 1847 in den Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien, dass Adolf Patera (1819–1894) im Magura-Meteoriten (Synonym Arva) eine sehr ähnliche Verbindung fand und die ungefähre Zusammensetzung, bestehend aus ≈ 7,26 % Phosphor, ≈ 87,20 % Eisen und ≈ 4,24 % Nickel sowie etwas Kohle, ermittelte. Trotz einer erst später möglichen, genaueren Analyse durch größere Mengen entsprechenden Materials, einigten sich Haidinger und Patera darauf, die Ergebnisse bereits zu diesem Zeitpunkt zu veröffentlichen, um die Gelegenheit nicht zu versäumen, einen Namen für das neue Mineral vorschlagen zu können. Patera wählte den Namen zu Ehren des österreichischen Naturwissenschaftlers Karl Franz Anton von Schreibers.[10]
Die genaue Zusammensetzung (Fe,Ni)3P wurde 1969 durch Fritz-Dieter Doenitz[11] und die Kristallstruktur 2005 durch Roman Skála und Ivana Císařová[12] endgültig bestimmt.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Schreibersit ebenfalls in die Klasse der „Elemente“ und dort in die Abteilung der „Metallischen Kohlenstoff-, Stickstoff- und Phosphorverbindungen“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Verbindung, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung der „Phosphide“ zu finden ist, wo es zusammen mit Nickelphosphid die unbenannte Gruppe 1.BD.05 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Schreibersit in die Klasse der „Elemente“ und dort in die gleichnamige Abteilung ein. Hier ist er zusammen mit Barringerit, Nickelphosphid, Allabogdanit, Melliniit und Monipit in der „Barringeritgruppe, Phosphide“ mit der System-Nr. 01.01.21 innerhalb der Unterabteilung der „Elemente: Metallische Elemente außer der Platingruppe“ zu finden.
Nickelphosphid (Ni3P[14] bzw. (Ni,Fe)3P[2]) ist das Nickel-Analogon von Schreibersit, der ebenfalls in tetragonaler Symmetrie kristallisiert, jedoch mit abweichenden Gitterparametern.
Eigenschaften
Mit einer Mohshärte von 6,5 bis 7[5] gehört Schreibersit zu den harten Mineralen, das sich schlechter als das Referenzmineral Orthoklas (Härte 6) mit einer Stahlfeile ritzen lässt oder wie das Referenzmineral Quarz (Härte 7) in der Lage ist, Fensterglas zu ritzen.
Die gemessene Dichte von Schreibersit schwankt zwischen 7,0 und 7,3 g/cm3 und ist abhängig vom Nickelgehalt.[4] Die anhand der kristallographischen Daten errechnete Dichte schwankt ebenfalls abhängig vom enthaltenen Nickel zwischen 7,12 und 7,44.[5]
Rhabdit ist ein Synonym für eine Ausbildungs-Varietät von Schreibersit und wird für idiomorphe Kristalle mit kurzprismatischem oder stängeligem bis nadeligem Habitus verwendet.[3] Den Begriff prägte Gustav Rose 1865 bei der mikroskopischen Untersuchung verschiedener Meteorite bei dem Versuch einer systematischen Einteilung derselben. Er beschrieb die Kristallgestalt als prismatische, sehr dünne Stäbe und benannte sie daher nach dem griechischen Wort ῥάβδος[rhábdos] für Rute bzw. Stab.[15]
Bildung und Fundorte
Schreibersit ist eines der Meteoritenminerale, die auf der Erde primär nicht vorkommen. Wegen der oxidierenden Bedingungen auf der Erdoberfläche und in der Erdkruste liegen Eisen und Phosphor nur oxidisch vor. Dagegen kann auf dem atmosphärelosen Mutterkörper der EisenmeteoritenEisenphosphid gebildet werden. Die Kristalle liegen in diesen Meteoriten tafelförmig in einer Matrix der Minerale Kamacit und Taenit vor.
Bei Ovifak in Grönland gibt es ein sekundäres Vorkommen von metallischem Eisen und Schreibersit. Es entstand beim Eindringen heißen Gesteinsmagmas in Kohlenflöze.
Zu den wenigen rein irdischen Fundorten gehören unter anderem die Kohlegruben in der Gemeinde Commentry in der Region Auvergne-Rhône-Alpes und eine alte brennende Kohlenhalde in der Gemeinde Cransac in der Region Okzitanien in Frankreich, ein nicht näher benannter Fundpunkt in der Hatrurim-Formation innerhalb der israelischen Wüste Negev und eine Scherzone mit Goldmineralisation bei Costeşti im rumänischen Kreis Vâlcea.[16]
Wilhelm Haidinger: 3. Versammlung am 16. Juli. In: Berichte Über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien. Band3, Nr.1–6, 1848, S.65–83 (rruff.info [PDF; 1,6MB; abgerufen am 4. Januar 2018] Entdeckungsgeschichte ab S. 70).
Hans Leitmeier: Phosphornickeleisen. (Schreibersit und Rhabdit.). In: C. Doelter, H. Leitmeier (Hrsg.): Handbuch der Mineralchemie. Band III, zweite Hälfte. Springer, Berlin, Heidelberg 1926, S.810–825 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Fritz-Dieter Doenitz: Die Kristallstruktur des meteoritischen Rhabdits (Fe,Ni)3P. In: Zeitschrift für Kristallographie. Band131, 1970, S.222–236 (rruff.info [PDF; 622kB; abgerufen am 4. Januar 2018]).
Roman Skála, Ivana Císařová: Crystal structure of meteoritic schreibersites: determination of absolute structure. In: Physics and Chemistry of Minerals. Band31, Nr.10, Februar 2005, S.721–732, doi:10.1007/s00269-004-0435-6.
↑ abcdefHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.49.
↑ abcdefg
Schreibersite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 66kB; abgerufen am 4. Januar 2018]).
↑
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
↑ abWilhelm Haidinger: 3. Versammlung am 16. Juli. In: Berichte Über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien. Band3, Nr.1–6, 1848, S.65–83 (rruff.info [PDF; 1,6MB; abgerufen am 4. Januar 2018] Entdeckungsgeschichte ab S. 70).
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Fritz-Dieter Doenitz: Die Kristallstruktur des meteoritischen Rhabdits (Fe,Ni)3P. In: Zeitschrift fuhr Kristallographie. Band131, 1970, S.222–236 (rruff.info [PDF; 622kB; abgerufen am 4. Januar 2018]).
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Roman Skála, Ivana Císařová: Crystal structure of meteoritic schreibersites: determination of absolute structure. In: Physics and Chemistry of Minerals. Band31, Nr.10, Februar 2005, S.721–732, doi:10.1007/s00269-004-0435-6.
↑Catalogue of Type Mineral Specimens – S. (PDF 143 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, S. 7, abgerufen am 29. August 2019. (Schreibersite – A. Patera: W Haidinger Ber.Mitt. Freunde Naturwiss., Wien (1847) 3, 69 Meteorite-Slovakia – Arva (N49 20', E19 29') – Meteorite Magura – Iron, Octahedrite, IA – Austria: NHMW-Wien – Type: HT: A.x.31 (1 sample, 55g))