Sauerklee (Oxalis) ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Sauerkleegewächse (Oxalidaceae). Mit 700 bis 800 Arten ist sie fast weltweit verbreitet. Wegen der Namensähnlichkeit wird die Gattung Sauerklee manchmal mit „Kleegattungen“ und -arten aus der Pflanzenfamilie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae) verwechselt.
Die in grundständigen Rosetten oder wechselständig und spiralig an der Sprossachse verteilt angeordneten (Phyllotaxis) Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattspreiten sind meist handförmig drei- oder vierteilig, manchmal mehrteilig. Die Blattflächen sind fiedernervig und können drüsig punktiert sein. Es sind bei einigen Arten Gelenkpolster vorhanden mit denen die Teilblättchen, bei Nacht oder Trockenheit, nach unten geklappt werden können. Nebenblätter sind nicht vorhanden oder sehr klein.
Blütenstände und Blüten
An seitenständigen, mehr oder weniger langen Blütenstandsschäften stehen die Blüten über jeweils zwei kleinen Deckblättern einzeln oder zu mehreren in doldigen, manchmal zusammengesetzten Blütenstände zusammen.
Die immer zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf haltbaren Kelchblätter sind dachziegelartig angeordnet. Die höchstens an ihrer Basis verwachsenen fünf Kronblätter sind weiß, gelb, rot oder rosa- bis purpurfarben. Es kann ein Diskus vorhanden sein. Es sind zwei Kreise mit je fünf Staubblättern vorhanden, die oft an ihrer Basis aber nicht mit den Kronblättern verwachsen sind; sie können alle gleich bis meist deutlich verschieden sein. Fünf Fruchtblätter sind einem oberständigen, fünfkammerigen Fruchtknoten verwachsen der fünf Griffel trägt mit kopfigen oder zweigelappten Narben. Jede Fruchtknotenkammer enthält 2 bis 15 hängende, anatrope oder hemianatrope Samenanlagen. Es liegt meist Heterostylie (am häufigsten Tristylie) vor. Selten sind sie kleistogam.
Früchte und Samen
Die loculicidalen Kapselfrüchte reißen bei Reife mit fünf Klappen explosionsartig auf. Die Samen besitzen eine fleischige Samenschale (Endotesta, Arillus), die beim Trocknen schrumpft; dadurch werden die Samen explosionsartig aus der Frucht geschleudert (Ballochorie). Die Samen enthalten meist viel ölhaltiges Endosperm und einen geraden Embryo.
Die Gattung Oxalis wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, Seite 433 aufgestellt. Als Lectotypus wurde 1907 durch Small in N. Amer. Fl. 25, S. 25 Oxalis acetosellaL. festgelegt.[1]Synonyme für OxalisL. sind: AcetosellaKuntze, BolboxalisSmall, HesperoxalisSmall, IonoxalisSmall, LotoxalisSmall, OtoxalisSmall, OxysMill., PseudoxalisRose, XanthoxalisSmall.[2]
Der botanische Gattungsname Oxalis stammt von der antiken Bezeichnung des Sauerampfers (Rumex acetosa) „oxalis“, von griechischoxaleios für säuerlich, wegen des säuerlichen Geschmacks der Blätter.
Das komplexe Einteilungssystem nach morphologischen Merkmalen durch Terence Macleane Salter 1944 mit etwa 37 Sektionen, muss als vorläufig betrachtet werden, da bei dessen Aufstellung nur ein geringer Teil der Arten berücksichtigt wurde. Eine umfassende Revision der Gattung Oxalis mittels DNA-Analysen steht noch aus, es liegen aber Phylogenien für südafrikanische und südamerikanische Oxalis-Artengruppen vor (siehe Weiterführende Literatur).
Arten und ihre Verbreitung (Auswahl)
Das Zentrum der Artenvielfalt der mit etwa 700 bis 800 Arten sehr großen Gattung liegt in den Subtropen bis Tropen auf der Nord- und Südhalbkugel. Allein aus dem südlichen Afrika (Capensis) sind mehr als 200 Arten beschrieben worden. Auch in den gemäßigten Gebieten ist diese Gattung weit verbreitet. Sie fehlt aber ursprünglich in Australien und den Polargebieten.
Es gibt etwa 700–800 Oxalis-Arten (Auswahl):
Wald-Sauerklee (Oxalis acetosellaL., Syn.: Oxalis montanaRaf.): Er ist in Mitteleuropa häufig in Wäldern zu finden. Seine Verbreitung reicht von Eurasien bis Nordamerika.
Oxalis attaquanaT.M.Salter: Dieser seltene Endemit kommt nur in den Attakwas und Outeniqua Bergen in der südafrikanischen Provinz Westkap vor.[3]
Oxalis barrelieriL.: Sie ist von Zentral- bis Südamerika und auf Inseln der Karibik beheimatet und ist in vielen anderen Ländern in Asien und Afrika ein Neophyt.[2]
Oxalis blastorrhizaT.M.Salter: Dieser seltene Endemit kommt nur in Vanrhynsdorp in der südafrikanischen Provinz Westkap vor. Es sind nur wenige Fundorte bekannt und die Bestände gehen fortlaufend zurück.[3]
Oxalis bowieiAiton ex G.Don (Syn.: Oxalis bowieanaG.Lodd. nom. nud., Oxalis bowieiHerb.): Sie kommt in den südafrikanischen Provinzen KwaZulu-Natal sowie Ostkap vor.[3]
Dillenius’ Sauerklee (Oxalis dilleniiJacq.): Es stammt ursprünglich aus Nordamerika und ist in vielen Gebieten der Erde, so auch in Deutschland ein Neophyt.
Breitblättriger Sauerklee[4] (Oxalis latifoliaKunth, Syn.: Ionoxalis vallicolaRose, Oxalis vallicola(Rose) R.Knuth, Oxalis atroglandulosaR. Knuth, Oxalis stipulataRose ex R.Knuth): Heimat: Mittel- und Südamerika, ist in Europa gebietsweise ein Neophyt.[2]
Oxalis laxaHook. & Arn.: Die Heimat ist Peru, Chile und Argentinien.[2]
Oxalis lotoidesKunth: Die Heimat ist Kolumbien, Bolivien, Ecuador und Peru.[2]
Oxalis megalorrhizaJacq., aus Südamerika, bildet lange, sukkulente Rhizome. In Sukkulentensammlungen (meist unter dem ungültigen Namen Oxalis carnosaLindl.) wird er allerdings bald zum lästigen „Unkraut“. Die Heimat ist Ecuador, Peru und Chile.[2]
Nickender Sauerklee (Oxalis pes-capraeL., Syn.: Oxalis cernuaThunb.), auch Bermuda-Sauerklee oder Ziegenfuß-Sauerklee genannt, stammt ursprünglich aus Südafrika und ist in weiten Teilen des Mittelmeerraumes und in Mittelamerika eingebürgert.
Aufrechter Sauerklee (Oxalis strictaL., Syn.: Oxalis europaeaJord. und Oxalis fontanaBunge), auch Europäischer Sauerklee genannt. Seine Heimat ist Nordamerika und Asien, er ist in vielen Ländern wie auch in Europa ein Neophyt.[2]
Glücksklee (Oxalis tetraphyllaCav.) stammt aus Mexiko, wird als Glücksklee kultiviert. Er ist in Frankreich, in Österreich, auf der Balkanhalbinsel und in Panama stellenweise ein Neophyt.[2]
Oxalis tortuosaLindl. (Syn.: Oxalis maritimaBarnéoud): Die Heimat ist Chile.[2]
Leslie Watson: Western Australian Flora. 2008: Oxalis - Online. (Abschnitt Beschreibung)
Liu Quanru, Mark Watson: Oxalidaceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 11: Oxalidaceae through Aceraceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2008, ISBN 978-1-930723-73-3. Oxalis., S. 2 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
Walter Erhardt et al.: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
Werner Greuter, H. M. Burdet, G. Long: Med-Checklist. Dicotyledones (Lauraceae-Rhamnaceae). Band 4, Conservatoire et jardin botaniques de la Ville de Genève 1989, ISBN 2-8277-0154-5, S. 265–266.
Einzelnachweise
↑Oxalis bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis
↑ abcdefghijklmnopqrstuvOxalis im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
↑ abc
Michael Koltzenburg: Oxalis. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 98. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2024. ISBN 978-3-494-01943-7. S. 454.
Weiterführende Literatur
Karl Reiche: Zur Kenntnis der chilenischen Arten der Gattung Oxalis. In: Botanische Jahrbücher fur Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie Band 18, 1894, S. 259–305 eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
Terence Macleane Salter: The genus Oxalis in South Africa. A taxonomic revision. In: J. South Afr. Bot. Suppl. Band 1, 1944, S. 355 f.
Christoph Heibl, Susanne S. Renner: Distribution models and a dated phylogeny for Chilean Oxalis species reveal occupation of new habitats by different lineages, not rapid adaptive radiation. In: Systematic Biology., Volume 61, Issue 5, 2012, S. 823–834. doi:10.1093/sysbio/sys034
Kenneth C. Oberlander, Eve Emshwiller, D. U. Bellstedt, L. L. Dreyer: A model of bulb evolution in the eudicot genus Oxalis (Oxalidaceae). In: Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 51, Issue 1, 2009, S. 54–63. doi:10.1016/j.ympev.2008.11.022
G. E. Marks: Chromosome numbers in the genus Oxalis. In: New Phytologist. Band 55, Nr. 1, 1956, S. 120–129.
Stephen G. Weller, Melinda F. Denton: Cytogeographic Evidence for the Evolution of Distyly from Tristyly in the North American Species of Oxalis Section Ionoxalis. In: American Journal of Botany. Band 63, Nr. 1, 1976, S. 120–125.
Marina Welham: Oxalis (Wood Sorrel). In: The Amateur's Digest. Band 9, Nr. 2, 1997, S. 29–30.
Daniel de Azkue: Chromosome diversity of South African Oxalis (Oxalidaceae). In: Botanical Journal of the Linnean Society, Volume 132, Issue 2, 2000, S. 143–152. doi:10.1111/j.1095-8339.2000.tb01210.x