Kleistogamie (altgriechischκλειστόςkleistós „geschlossen“ und γάμοςgámos „Hochzeit“, „Ehe“) ist eine Form der gezielten pflanzlichen Selbstbestäubung in geschlossenen Blüten mit der Folge der direkten, spontanen (obligate) oder indirekten (fakultativ) Selbstbefruchtung (Autogamie).[1]
Archikleistogamie (direkte, spontane Autogamie); echte, obligate Zwangsbestäubung, mit reduzierten Bestäubungsorganen
Archo-, Pseudokleistogamie (indirekte Autogamie); unechte, fakultative Zwangsbestäubung, mit un- oder kaum veränderten Bestäubungsorganen. Die Selbstbestäubung in der aufgrund von Umweltbedingungen nicht geöffneten Blüte.
Photokleistogamie; infolge von Lichtmangel
Hydrokleistogamie; durch Überflutung der Blüte, hoher Wasserstand
Psychro-, Thermokleistogamie; durch Mangel an Wärme
Das Gegenteil, also die Bestäubung bei geöffneten Blüten, bezeichnet man als Chasmogamie. Dies ist der „Normalfall“ und umfasst sowohl Fremd- als auch Selbstbestäubung.
Manche Pflanzenarten, zum Beispiel das Veilchen oder die Stängelumfassende Taubnessel und der Waldsauerklee (Oxalis acetosella), besitzen außer den normalen, chasmogamen, auf Fremdbestäubung eingerichteten Blüten noch andere, kleistogame, die klein und unscheinbar bleiben, sich nicht öffnen und sich selbst bestäuben. Diese Verschiedenblütigkeit pleomorpher Blüten, Chasmo-Kleistogamie auf einer Pflanze bezeichnet man auch als Allautogamie oder Amphigamie.[6][7] Ein typisches Beispiel für Kleistogamie sind die Arten der Gattung Frailea aus der Familie der Kakteengewächse.
Da kleistogame Blüten häufig auch morphologisch veränderte Früchte ausbilden, werden bei Arten mit sowohl kleistogamen als auch chasmogamen Blüten, Samen unterschiedlich weit ausgebreitet, die gleichzeitig unterschiedliche genetische Eigenschaften haben.[8]
Einzelnachweise
↑Karl Linsbauer (Hrsg.): Handwörterbuch der Botanik. 2. Auflage. Engelmann, 1917, S. 102 f, archive.org.
↑Walter Durka: Blüten- und Reproduktionsbiologie. Schriftenreihe für Vegetationskunde, H. 38, Bundesamt für Naturschutz, Bonn 2002, S. 133–175, online (Memento vom 19. Juli 2011 im Internet Archive) (PDF; 532 kB).