Die Sammlung architectonischer Entwürfe: enthaltend teils Werke welche ausgeführt sind teils Gegenstände deren Ausführung beabsichtigt wurde, ist ein druckgrafisches Zeichnungswerk Karl Friedrich Schinkels. Mit ihm vermochte Preußens bedeutendster Baubeamter seine architektonischen Intentionen weiten Kreisen zu vermitteln und dadurch auch indirekt die damalige Architekturentwicklung zu beeinflussen. In der hohen Qualität von Blattentwurf, Bildgestaltung und textlicher Beschreibung setzte die „Sammlung architektonischer Entwürfe“ Maßstäbe und prägte die Architekturdarstellung des 19. Jahrhunderts. Zudem begründete sie eine Veröffentlichungstradition, die bis heute in Architektenkreisen fortwirkt.[1]
Die heute üblicherweise „SAE“ abgekürzte „Sammlung architektonischer Entwürfe“ erschien von 1819 bis 1840 in 29 Lieferungen in Heftform im Folio-Querformat mit zumeist einem Erläuterungsblatt und sechs Abbildungstafeln in einheitlichem Blattformat von 41,5 × 53 cm. Die Hefte hatten einen blauen Umschlag mit Titel. Von den insgesamt 174 Tafeln waren 171 Kupferstiche, später Umrissradierungen und drei Lithografien (Tafeln 171, 173 und 174 der ersten Auflage).
Bis er 1810 durch Wilhelm von Humboldts Vermittlung Baubeamter wurde, hatte Schinkel nur gelegentlich als Architekt wirken können und seinen Lebensunterhalt überwiegend durch Schaubilder, Dioramen und Gemälde bestritten. Erst nach den napoleonischen Kriegen, also ab 1815 als Schinkel Mitte dreißig war, konnte er kontinuierlich Bauten ausführen. Sein erster bedeutender Bau wurde die 1816–1818 erbaute Neue Wache gegenüber dem königlichen Palais in Berlin.
Entsprechend begann Schinkel 1819 die erste Lieferung der Sammlung architektonischer Entwürfe mit einem Alternativentwurf und dem Ausführungsentwurf der Wache (zusammen vier Tafeln). Jeweils eine Tafel war einem Entwurf zum Berliner Rathaus und einem Entwurf zu einem Nationaldenkmal in Form eines Brunnens auf dem Schlossplatz gewidmet. Dabei befand sich der Grundriss des Berliner Rathauses auf dem unteren Drittel der vierten Tafel zur Wache. Diese tafelübergreifende Darstellung eines Bauentwurfs ist einmalig innerhalb der SAE und dürfte wohl als eine Unsicherheit der Anfangszeit der Tafelentwürfe anzusehen sein.
Schon in diesem ersten Heft behandelte Schinkel realisierte Bauten und Entwürfe gleichwertig. Dieses Prinzip behielt Schinkel bis zu seinem Tod bei. Auch realisierte Bauten wurden nicht erst nach der Bauausführung veröffentlicht. So zeigten die sechs Tafeln des 6. Heftes von 1825 das erst 1830 eröffnete Museum.
Nicht alle Zeichnungen wurden erst für die Veröffentlichung in der Sammlung architektonischer Entwürfe geschaffen. So verwendete Schinkel beispielsweise das Perspektivschaubild des Schauspielhauses, das er um 1818/19 gezeichnet hatte, für die Veröffentlichung in Heft 2, 1821, Tafel 1. Die Zeichnung wurde für die SAE allerdings von Otto unter Fortlassung der Trümmer und der Wolken neu gefertigt.
Die auf den ersten Blick heute etwas nüchtern erscheinenden Tafeln erweisen sich bei näherer Betrachtung als außerordentlich attraktiv und im Wechsel von Perspektiv-Außenansichten, Innenraumperspektiven, Aufrissen, Grundrissen, Schnittzeichnungen und Detailwiedergaben sehr vielfältig in der Darstellungsweise. Diese rational anmutende Darstellungsweise verzichtet generell auf die Dramatik von Lichtführung, wie sie für die zweite Jahrhunderthälfte typisch werden sollte und auch schon von Schinkels Lehrer Friedrich Gilly angewendet wurde.
Die Veröffentlichung der Hefte geschah in unregelmäßigen Abständen, so 1819, 1821, 1823, 1824 (2 Hefte), 1825, 1826 (5 Hefte), 1827, 1828, 1829 (4 Hefte), 1831 (2 Hefte), 1833 (2 Hefte), 1834, 1835 (2 Hefte), 1836, 1838 und 1840 (2 Hefte). Es ist nicht überliefert, dass Schinkel weitere Hefte konzipiert hatte, deren Realisierung durch seine krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit verhindert worden wäre.
Die Sammlung architektonischer Entwürfe war nur eines der Veröffentlichungs-Projekte Schinkels. Sie ist im Zusammenhang mit den teilweise parallel veröffentlichten „Werke der höheren Baukunst“, „Vorbilder für Praktikanten und Handwerker“, „Schinkels Möbelentwürfe“, „Decorationen auf den beiden Königlichen Theatern in Berlin“ und weiteren zu sehen, mit denen Schinkel – in Zusammenarbeit mit Peter Beuth – nahezu alle Bereiche der Kunst zu reformieren versuchte. Die Sammlung Architektonischer Entwürfe blieb aber das Herzstück dieser Veröffentlichungen und hatte auch die größte Wirkung.
Schinkel identifizierte offenbar sein architektonisches Schaffen zunehmend mit dieser Veröffentlichung, denn er führte auf seinen zahlreichen (Dienst-)Reisen stets eine Mappe der Sammlung Architektonischer Entwürfe mit sich.[1]
Auch nach Schinkels Tod erfreute sich die Sammlung architektonischer Entwürfe großer Beliebtheit. So wurden posthum drei Auflagen verlegt, von denen zwei in modernen Nachdrucken erhältlich sind: Ausgabe Potsdam: Ferdinand Riegel, 1841–45; Ausgabe Potsdam: Ferdinand Riegel, 1852 (41 × 50,5 cm); Ausgabe Berlin: Ernst und Korn, 1858 (41 × 50 cm); Nachdruck Ausgabe Berlin, Chicago: Exedra Books, 1981 (64 × 50 cm); Nachdruck Ausgabe Potsdam, Nördlingen: Dr. Alfons Uhl, 2006 (37,8 × 28,6 cm).
Die Sammlung architektonischer Entwürfe ist digitalisiert online abrufbar über die Websites der Universitätsbibliothek Heidelberg (HEIDI) und der Staatlichen Museen zu Berlin (siehe Weblinks).
Schinkels Zeichnungen
Sämtliche Tafeln wurden von Schinkel entworfen. Als Zeichner sind nur auf acht Tafeln Berger und Otto genannt. Vermutlich wurden die übrigen 166 Tafeln von Schinkel selbst gezeichnet,[2] auch wenn dies nur auf 105 Tafeln vermerkt ist, denn zu einigen der Tafeln ohne Zeichnerangabe haben sich eigenhändige Zeichnungen Schinkels erhalten.[3]
Die meisten der 174 Tafeln sind Kombinationen aus einzelnen Zeichnungen unterschiedlicher Art. Tafeln mit nur einer Zeichnung existieren 56. Insgesamt handelt es sich um etwa 440 Zeichnungen, die auf komplizierte, aber durchdachte Weise auf der Tafel positioniert worden sind. Davon sind 54 Außenperspektiven, 20 Innenraumperspektiven, 101 Aufrisse (inkl. Wand- und Plafondaufrissen), 97 Grundrisse, 61 Schnitte, 101 Details und 7 Lagepläne. Hierbei besitzen die Einzelzeichnungen sehr unterschiedlichen Grat der Detaillierung, von summarischer Fassadenstruktur bis zur Angabe von einzelnen Steinen beim Sichtziegelbau.
Das Verhältnis von Quer- zu Hochformaten der Tafeln (bei Querformat der Hefte) ist mit 90 zu 84 nahezu ausgeglichen. Einige der Tafeln weisen seltsamerweise ein gewissermaßen unangemessenes Verhältnis von kleinem Bildfeld zur Blattgröße auf. Dies betrifft besonders die Tafeln 1, 2, 27, 28, 33, 34, 85.
Schinkel war sowohl zeichnerisch als auch malerisch ausgesprochen begabt. Dies zeigen besonders die perspektivischen Schaubilder, wie beispielsweise die zum Museum, dem Schauspielhaus und der Bauakademie. Es handelt sich dabei um Federzeichnungen über Graphitstift-Vorzeichnungen. Einige der Perspektiven sind laviert, was die malerische Wirkung verstärkt. Diese Wirkung wurde allerdings durch Umsetzung als Stich gemindert.
Aber auch die reinen Strichzeichnungen besitzen hohe Qualität. Der als Schinkelspezialist ausgewiesene Andreas Haus schätzt 2012 die Besonderheit der Zeichnungen folgendermaßen ein: „[…] In seiner Sammlung architektonischer Entwürfe […] hat Schinkel einen singulären zeichnerischen Darstellungsmodus gefunden und ausgebaut. Die Bauten wirken zuweilen stofflos, unkörperlich in der subtilen Auskühlung des für Konstruktionszeichnungen ohnehin angemessenen Reißbrettstrichs, der sich zudem in den Druckfassungen besonders klar realisiert. Dekorative und tektonische Lineatur werden gleichwertig. Die Ästhetik des zunehmend schattenlosen Strichs spinnt sich zu bildlichen Netzwerken weiter. Details wie Profile, Fugen und Dekore reihen und fächern das Bauliche zuweilen zu zusammenhängend rhythmisierten Mustern aus, die flächig in einander übergehen. Nicht selten weitet sich das graphische Muster über das Tektonische hinaus und zieht sich weiter in die umgebende Natur hinein. Pointiert ließe sich sagen: Das Substrat Schinkel’scher Architektur liegt in der Zeichnung. Dies ist anders als in den primär gegenständlich-plastisch aufgefassten Architekturen und Architekturzeichnungen seiner Zeitgenossen […].“[4]
Umsetzung in Stich und Lithografie
Für die Umsetzung der Zeichnungen zur Veröffentlichung wurden zahlreiche Kupferstecher und Lithografen beschäftigt. Es sind entsprechend der Tafelbezeichnungen 20 Künstler namentlich überliefert. 28 Tafeln, sämtlich ab Heft 17, besitzen keinen Hinweis auf Stecher oder Lithografen.
Die gleichzeitige Beschäftigung mehrerer Stecher für ein Heft weist darauf hin, gelegentlich eine möglichst zeitnahe Veröffentlichung der einzelnen Hefte bewerkstelligen zu können. Doch sind einige Hefte auch von nur einem Künstler gestochen worden.
Die Stecher waren sehr unterschiedlich an der Veröffentlichung beteiligt. So fertigte Carl Friedrich Thiele in den neun Jahren seiner Tätigkeit für die Sammlung Architektonischer Entwürfe mit 56 Tafeln knapp ein Drittel des Gesamtwerks, während andere Künstler nur ein Blatt schufen. Die Stecher hatten auch unterschiedlichen Bekanntheitsgrad und unterschiedliche Berufe. Bei einigen ist nur eine Tätigkeit anhand von Signaturen auf den Stichen nachweisbar. Andere sind als Künstler auch biografisch bekannt. So war Albert Dietrich Schadow als Architekt erfolgreich. Eduard Mauch war als Stecher seinerzeit bekannt und viel beschäftigt. Johann Conrad Susemihl war Darmstädter Hofkupferstecher und Verleger von druckgrafischen Werken. Der Chodowiecki-Schüler Friedrich Jügel lehrte als Professor, der Kartenstecher Johann Karl Mare und sein Schüler Eduard Mandel waren als Künstler anerkannt.
Die zugehörigen textlichen Erklärungen Schinkels sind im grafischen Satz sehr einfach gestaltet. Dies korrespondiert mit der Knappheit der Texte. In ihnen riss Schinkel lediglich seine Intention an. Ausführliche Erläuterungen sind zu fast keinem Bau verfasst worden. Auch im sprachlichen Stil sind die Erläuterungen außerordentlich zurückhaltend. Somit gelten Schinkels Äußerungen in der SAE noch immer als prägnante und aufgrund ihrer Kürze gern zitierte Charakterisierung seiner Bauten und Entwürfe.
Die Stecher und Lithografen in der Reihenfolge ihrer Tätigkeit für die SAE:
Susemihl, Johann Conrad (1767 – 1846), 4 Tafeln (1819)
Nikoley, Heinrich (nachgew. um 1834 – um 1862), 1 Tafel (1840)
Erscheinungsfolge
Für die Erforschung der Rezeption der Architektur Schinkels ist die Sammlung Architektonischer Entwürfe von großer Bedeutung, da die Kenntnis der Stichveröffentlichung damaliger Architekten zumeist vor der Anschauung des Bauobjektes erfolgte, sofern die Architekten seinerzeit überhaupt die Bauten Schinkels zu Gesicht bekommen konnten.
Die Erstausgaben in Heftform sind heute nur noch selten in Sammlungen vorhanden, da sie zumeist später durch die gebundenen Ausgaben ersetzt worden sind. Auch auf dem Kunstmarkt sind komplette Sätze der Hefte der Erstlieferungen sehr rar und erlangen Preise um die € 12.000,- (Stand 2014).
Zur Erstlieferung und Nummerierung der Tafeln
Die Tafeln der ersten beiden Hefte wurden nummeriert von 1–6 (1819) und 7–12 (1821) geliefert. Die Hefte 3–8 wurden ohne Nummerierung der Tafeln geliefert. 1826 wurde eine Sonderlieferung von sechs Tafeln als „Zweite Lieferung des zweiten Heftes“ zum Schauspielhaus mit Anschlussnummerierung 13–18 verlegt. Mit Heft 9 wurde die Nummerierung wieder aufgenommen und dabei den nicht nummerierten Tafeln der Hefte 3–8 virtuelle Nummern (von 19–53) erteilt, die erst bei den späteren Auflagen als Nummerierung auch vermerkt wurde.
Bei den Auflagen nach Schinkels Tod, die überwiegend in fünf Bänden verlegt wurden, wurde eine neue Folge der Tafeln und damit eine neue, heute nahezu verbindliche Nummerierung vorgenommen. Anlass hierfür war besonders der Umstand, dass Schinkel das (Alte) Museum in zwei Lieferungen veröffentlicht hatte, die sechs Jahre und damit 62 Nummern auseinanderlagen. Auch zur Bauakademie wurden zwei Tafeln nachveröffentlicht. Außerdem war das Schauspielhaus Berlin 1826 mit einem zweiten Heft veröffentlicht worden. Diese Tafeln wurden zusammengefasst, um optisch einen Zusammenhang herzustellen. Die heute übliche Nummerierung der Tafeln ist der Auflistung der Erstveröffentlichung in eckigen Klammern nachgestellt. Sie ist auch in der anschließenden Kurzliste, die nach Objekten zusammengefasst ist, nachvollziehbar. Dabei ist nur die Nummerierung der Tafeln 1 bis 41 und 173/74 identisch.
Die Sammlung Architektonischer Entwürfe offenbart den Blick Schinkels auf das eigene architektonische Werk. Dabei zeigt sich, was er an ausgeführten Bauten und Entwürfen für vorbildlich ansah. Da Schinkel weniger das Selbstbild eines genialen Architekten hatte, als dass er sich als stilbildenden Baubeamten empfand, sind in der Sammlung Architektonischer Entwürfe sehr viele Musterentwürfe und nicht ausgeführte Entwürfe aufgenommen. Die 174 Tafeln bilden insgesamt 70 Bauten (-Entwürfe) und Denkmäler ab, davon 33 ausgeführte Objekte, 25 nicht ausgeführte Entwürfe und 14 Musterentwürfe. Das Verhältnis von verwirklichten Bauten zu nur entworfenen Projekten ist in der Sammlung Architektonischer Entwürfe also etwa hälftig.
Ausgeführte Bauten: Neue Wache Berlin (3 Tafeln) – Schauspielhaus Berlin (12) – Passage Neue Wilhelmstraße (1) – Nationaldenkmal auf dem Kreuzberg (1) – Schlossbrücke (1) – Schloss Tegel (2) – Schoss Antonin (3) – Elisenbrunnen Aachen (1) – Museum Berlin (12) – Potsdamer Tor (2) – Grabmal Scharnhorst (1) – Zivilcasino Potsdam (1) – Friedrichswerdersche Kirche (6) – Kirche Straupitz (2) – Schloss Charlottenhof bei Potsdam (4) – Feilnerhaus Berlin (2) – Bauakademie Berlin (8) – Wache Dresden (1) – Palais Redern Berlin (1) – Schloss Glienicke bei Potsdam (3) – Schloss – Babelsberg bei Potsdam (1) – Palais Prinz Carl (1) – Sternwarte Berlin (2) – Johanniskirche Zittau (4) – Neues Tor Berlin (2) – Packhof Berlin (4) – Kapelle Peterhof (St. Petersburg) (2) – Nikolaikirche Potsdam (4) – Johanniskirche Berlin (1 ½) – Elisabethkirche Berlin (1 ½) – Nazarethkirche Berlin (½) – Paulskirche Berlin (½) – Gärtnervilla Charlottenhof bei Potsdam (4)
Nicht ausgeführte Entwürfe: Erster Entwurf Neue Wache (1 Tafel) – Entwurf Rathaus Berlin (1) – Entwurf Denkmalbrunnen Schlossplatz (1) – Entwurf Singakademie (2) – Entwurf Artillerie- und Ingenieurschule Berlin (1) – Entwurf Gertraudenkirche (4) – Entwurf Landhaus Behrend (1) – Entwurf Friedrichsdenkmal als Quadriga (1) – Entwurf Schloss Krzescowice (6) – Entwurf Werdersche Kirche (4) – Entwurf zur Nikolaikirche Potsdam als Langbau (1) – Entwurf Theater Hamburg (5) – Entwurf Gesellschaftshaus Magdeburg (2) – Entwurf Rathaus Zittau (2) – Entwurf Schloss Kurnik (4) – Entwurf Palast Prinz Wilhelm, Pariser Platz (2) – Entwurf Palast Prinz Wilhelm, Opernplatz (2) – Entwurf Palast Prinz Wilhelm, Unter den Linden (1) – Entwurf Landhaus bei Charlottenhof bei Potsdam (2) – Entwurf Friedrichsdenkmal Trajanssäule Opernplatz (1) – Entwurf Friedrichsdenkmal Pfeiler Lustgarten (1) – Entwurf Friedrichsdenkmal Reiterstandbild Schlossbrücke (1) – Entwurf Friedrichsdenkmal Quadriga Schlossbrücke (1) – Entwurf Friedrichsdenkmal Tempel vor Schlossapotheke (1) – Entwurf Friedrichsdenkmal Säulen-Geschoss-Turm (1)
Musterentwürfe: Musterentwurf Lusthaus bei Potsdam (1 Tafel) – Musterentwurf städtisches Wohnhaus Nr. 1 (2) – Musterentwurf städtisches Wohnhaus Nr. 2 (2) – Musterentwurf städtisches Wohnhaus Nr. 3 (2) – Musterentwurf städtisches Wohnhaus Nr. 4 (2) – Musterentwurf städtisches Wohnhaus Nr. 5 (2) – Musterentwurf kleine Kirche auf quadratischem Grundriss (2) – Musterentwurf kleine Kirche für den Kreis Malmedy (2) – Musterentwurf kleine Kirche mit Turm (1) – Musterentwurf Kirche Oranienburger Vorstadt Berlin No 1 (2) – Musterentwurf Kirche Oranienburger Vorstadt Berlin No 2 (2) – Musterentwurf Kirche Oranienburger Vorstadt Berlin No 3 (3) – Musterentwurf Kirche Oranienburger Vorstadt Berlin No 4 (3) – Musterentwurf Kirche Oranienburger Vorstadt Berlin No 5 (4)
Demnach hat Schinkel von seinen gesichert selbst entworfenen Bauten[6] viele nicht in der Sammlung Architektonischer Entwürfe veröffentlicht. Bei manchen erklärt sich dieses von selbst, so wurden die Objekte aus Eisenkunstguss von der königlichen Eisengießerei veröffentlicht. Die Bauten des Frühwerks (Pomonatempel Potsdam, Molkenbasilika Bärwinkel, Pavillon Alexisbad, Kirche Großbeeren) und der Umbau des Berliner Doms wurden von Schinkel vermutlich als nicht mehr zeitgemäß angesehen. Reine Raumausstattungen wie die Kronprinzenwohnung im Berliner Schloss, der Kursaal in Lauchstädt, die Goethegalerie in Weimar und die Palais´ Prinz Albrecht und Prinz August in Berlin blieben offenbar gänzlich außer Betracht.
Angesichts der zahlreichen Musterentwürfen für Kirchen in der Sammlung Architektonischer Entwürfe verwundert es nicht, dass Schinkel seine zahlreichen und sich sehr ähnelnden Kirchbauten in den preußischen Provinzen (z. B. Büderich, Meseritz etc.) nicht in die SAE aufnahm. Wobei auffällt, dass in der SAE überwiegend städtische Kirchenentwürfe veröffentlicht wurden, während die von Schinkel und der Oberbaudeputation realisierten Bauten meist für Kleinstädte und Dörfer entworfen wurden. Einige der Bauten wurden in ihnen entsprechenden Musterentwürfen veröffentlicht, wie die Kirche in Petzow in Form des großzügiger entworfenen Kirchbaus mit Turm auf Tafel 72 (später 78). Demnach verbleiben etwa 20 Bauten und zehn Denk- und Grabmäler, die Schinkel selbst entworfen hat, aber offenbar bewusst nicht veröffentlicht hat. Darunter befinden sich Hauptwerke des architektonischen Schaffen Schinkels, so die Kirche und das Schloss Neuhardenberg, die Altstädtische Pfarrkirche Königsberg, Schloss Kamenz, der Neue Pavillon (Charlottenburg), das Rathaus in Kolberg und die Rotunde in Glienicke.
Als leitender Baubeamter entwarf Schinkel überwiegend Bauten, die der preußische Staat zu finanzieren hatte, also Sakralbauten, Pfarrhäuser, Rathäuser, Schulen, Chausseehäuser und sonstige Verwaltungsbauten. Es ist auffallend, dass sich in der Sammlung architektonischer Entwürfe fast nur Musterentwürfe zu Sakralbauten finden. Die Musterbauentwürfe der Oberbaudeputation, die Schinkel ja mitentworfen und zu verantworten hatte, wie die „Normalkirche“ und der Entwurf zum Chausseehaus, hat Schinkel nicht unter eigenem Namen in die SAE aufgenommen.
Angesichts der vielen Skizzen und Entwürfe im gotischen Stil – vom Luisenmausoleum bis zum Nationaldom – und der auf den Gemälden geradezu der Antike gleichberechtigt dargestellten gotischen Motive ist es auffallend, das dem gotischen Stil in der SAE wenig Gewicht zukommt. Mit insgesamt 13 Tafeln zum Kreuzbergdenkmal, dem Entwurf zur Spittelkirche, der Friedrichswerderschen Kirche und zur Kapelle in Peterhof ist die Neugotik marginal vertreten.
Rezeption
Schinkels Sammlung architektonischer Entwürfe erfuhr eine umfängliche Rezeption. Am nachdrücklichsten zeigt sich dies bei Leo von Klenze, der 1830 bis 1850 eine eigene Sammlung architektonischer Entwürfe veröffentlichte, die sehr viel gefälliger und malerischer als die schinkelsche ist. Deren Popularität hat sie aber mit ihren 74 Tafeln nie erlangt.
Online-Katalog der Staatlichen Museen zu Berlin: Das Erbe Schinkels, abgerufen am 1. Juni 2019
Einzelnachweise
↑ abJörg Trempler, in: Hein-Thomas Schulze-Altcappenberg, Rolf H. Johannsen und Christiane Lange (Hrsg.): Karl Friedrich Schinkel Geschichte und Poesie. Hirmer, München 2012, S. 178.
↑Als Zeichner ist Schinkel auf den Tafeln 1–4, 6, 13–24, 26–30, 32–42, 49–62, 64–119, 124, 166, 167, 170 genannt. Berger ist als Zeichner der sechs Tafeln 5, 7–11 und Otto ist als Zeichner der beiden Tafeln 12 und 18 vermerkt. Die Tafeln 25, 31, 43–48, 63, 121–123, 125–138, 140–165 und 168–174 geben Schinkel nur als Inventor an, ein Zeichner ist nicht vermerkt. Tafel 139 (Lithografie Glienicke) hat gar keine Angaben. (Nummernangaben nach der Auflage 1858)
↑Es ist nur ein Teil der Zeichnungen zur Sammlung Architektonischer Entwürfe im Schinkel-Nachlass erhalten. Jener wird heute im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen - Preußischer Kulturbesitz bewahrt.
↑Andreas Haus: Perspektive als Idee, in: Hein-Thomas Schulze-Altcappenberg und Rolf H. Johannsen (Hrsg.): Karl Friedrich Schinkel Geschichte und Poesie – Das Studienbuch. Deutscher Kunstverlag, München 2012, S. 51.
↑Zivilkasino. In: potsdam-wiki.de. Abgerufen am 16. Mai 2021.