Morels Familie fiel während der deutschen Besatzung Polens im Zweiten Weltkrieg polnischen Kollaborateuren zum Opfer.[1][2] Er war von Februar bis November 1945 Kommandant des polnischen Arbeitslagers Zgoda in Schwientochlowitz in Oberschlesien und Mitglied der stalinistischen Geheimpolizei Urząd Bezpieczeństwa. Er war verantwortlich für die Ermordung von mehr als 1500 gefangenen deutschen Zivilisten, die zur Zeit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung zunächst noch in ihren oberschlesischen Wohnorten verblieben waren, aber auch für Morde an der polnischen Zivilbevölkerung.
Als man auf ihn aufmerksam geworden war, floh Morel 1992 nach Israel. Er wurde von der polnischen Regierung wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesucht. Polen forderte 1998 und 2005 seine Auslieferung, die jedoch von Israel mit der Begründung verweigert wurde, die Verbrechen seien verjährt und Morel bereits alt und krank. Ab 1996 lief gegen ihn ein Strafprozess in Polen.
Quellen
Congressional Record, Senate, Vol. 92, 2. August 1946 (Evacuation and Concentration Camps in Silesia), US-Nationalarchiv Washington
Parliamentary Debates, House of Commons, Fifth Series, Vol. 413, London
Literatur
Anna Malinowska: Komendant. życie Salomona Morela. Wydawnictwo Agora, Warszawa 2020, ISBN 978-83-268-3244-4
John Sack: An Eye for an Eye: The Story of Jews Who Sought Revenge for the Holocaust. 4. Auflage. John Sack, s. l. 2000, ISBN 0-9675691-0-9.
John Sack: Auge um Auge. Die Geschichte von Juden, die Rache für den Holocaust suchten. Kabel, Hamburg 1995, ISBN 3-8225-0339-8.
Gerhard Gruschka: Zgoda – ein Ort des Schreckens. ars una, Neuried 1995, ISBN 3-89391-604-0.
Alfred M. de Zayas: Die Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen. Vorgeschichte, Verlauf, Folgen. 7. vom Autor erweiterte und aktualisierte Auflage. Ullstein, Frankfurt am Main u. a. 1988, ISBN 3-548-33099-1 (Ullstein Buch – Zeitgeschichte 33099), (Zugleich: Göttingen., Univ., Diss., 1977).
Helga Hirsch: Die Rache der Opfer. Deutsche in polnischen Lagern 1944–1950. Kapitel „Schwientochlowitz oder die Grausamkeit des Kommandanten“; Rohwold Verlag 1998; ISBN 3-499-60774-3.