Roberta Invernizzi

Opera Rara, Krakau 2009

Roberta Invernizzi (geboren am 16. November 1966 in Mailand) ist eine italienische Konzert- und Opernsängerin der Stimmlage Sopran, die sich auf das Repertoire der Barockmusik und Mozart spezialisiert hat und auf bedeutenden Festivals auftritt.

Leben und Werk

Invernizzi studierte bereits als Jugendliche Klavier und Kontrabass, bevor sie sich für ein Gesangsstudium bei Margaret Heyward entschied, später auch bei Emma Kirkby in England. Schon früh spezialisierte sie sich auf Musik von der Renaissance bis zum 18. Jahrhundert, mit einer speziellen Vorliebe für Barockmusik. Im Lauf der Jahre hat sich die Sängerin ein breites Repertoire erarbeitet, welches sich speziell auf die Komponisten Bach, Händel und Purcell, Monteverdi, Vivaldi, Scarlatti und Piccinni konzentriert.

Als Konzertsängerin

Auf Grund ihrer Spezialisierung war von Anfang ihrer Karriere klar, dass das Konzertpodium ihre Hauptwirkungsstätte werden würde, da die Opern der genannten Komponisten nur selten szenisch aufgeführt werden. Schnell etablierte die Künstlerin exzellente Arbeitsbeziehungen mit bedeutenden Vertretern der Originalklangbewegung, wie Jordi Savall, Andrew Parrott, Gustav Leonhardt und seinem Leonhardt-Consort, dem Concentus Musicus Wien unter Nikolaus Harnoncourt, Il complesso barocco unter Alan Curtis, Il Giardino Armonico unter Giovanni Antonini, Il Concerto Italiano unter Rinaldo Alessandrini, La Cappella de la Pietà dei Turchini unter Antonio Florio, Europa Galante unter Fabio Biondi, La Risonanza unter Fabio Bonizzoni, dem Venice Baroque Orchestra unter Andrea Marcon, dem Ensemble Matheus unter Jean-Christophe Spinosi, dem Orchester des 18. Jahrhunderts unter Frans Brüggen, sowie dem Amsterdam Baroque Orchestra unter Ton Koopman.

Schon in den frühen 1990er Jahren war Invernizzi eine gefragte Sängerin in ihrem Spezialgebiet in ganz Italien und ihre ersten Aufnahmen, darunter 1994 die Eurinda in der vergessenen Oper Il moro per amore von Alessandro Stradella, wurden von der Kritik hoch gelobt. Es folgten Auftritte in Salzburg (siehe unten), in Paris (in Piccinnis Didone abbandonata), in New York (1999 beim Eröffnungskonzert des New York Collegium mit Gustav Leonhardt),[1] in Berlin, Prag, London, Los Angeles und zahlreichen weiteren Städten.

Auftritte in Österreich

Invernizzis Bezug zu Österreich und seiner Musiklandschaft ist besonders eng. Eine langjährige konzertante Zusammenarbeit verbindet die Sängerin mit den Salzburger Festspielen, bei denen sie erstmals 2003 als Aci in Händels Aci, Galatea e Polifemo zu hören war, es spielte Il Giardino Armonico unter Leitung von Giovanni Antonini. 2004 folgte Il Piacere in Händels Il trionfo del tempo e del disinganno und der Wiener Akademie unter Martin Haselböck, 2007 ein Kammerkonzert mit L’Europa Galante unter Fabio Biondi und 2011 Un’accademia Napoletana, wiederum mit Il Giardino Armonico unter Antonini, und das Sopransolo in Mozarts C-Moll-Messe in der Stiftskirche St. Peter. 2012 gastierte sie erstmals bei der Ouverture spirituelle (mit dem Orchestra Mozart Bologna unter Claudio Abbado), 2013 erstmals bei den Pfingstfestspielen (in Niccolò Jommellis Isacco figura del redentore mit den Barocchisti unter Diego Fasolis) und bei der Ouvertüre spirituelle erneut mit dem Solo in der C-Moll-Messe.

Mit Il complesso barocco und deren Gründer und Leiter Alan Curtis gastierte die Sängerin mehrfach konzertant im Theater an der Wien: 2009 als Elisa in Scarlattis Tolomeo e Alessandro, 2010 und 2012 als Elisa und Nerea in den Händel-Opern Tolomeo und Deidamia, sowie 2012 – mit der Accademia Bizantina unter Ottavio Dantone – als Lucio in Tito Manlio von Vivaldi.

2011 sang Invernizzi – bei den Festwochen der Alten Musik – in der Stiftskirche Wilten das Konzert „Händel in Rom“, es spielten und sangen Chor und Orchester der Academia Monte Realis unter Leitung von Alessandro De Marchi. 2012 war sie zum 20-jährigen Jubiläum des Festivals Resonanzen im Wiener Konzerthaus mit dem Rezital Roberta Invernizzi and friends zu Gast. Nikolaus Harnoncourt verpflichtete sie Ende desselben Jahres für die Aufführung von Händels Alexander’s Feast, welches er in der deutschsprachigen Mozartfassung anlässlich des 200-Jahr-Jubiläums des Wiener Musikvereins dort zur Aufführung brachte. Dieses Konzert ist auch als CD unter dem Titel Timotheus oder Die Gewalt der Musik erschienen. Im Musikverein war sie auch als Maria Magdalena in Händels La Resurrezione (wiederum unter Harnoncourt), sowie in Mozarts C-Moll-Messe und im Davide Penitente zu hören. Auch wurde sie von den Festivals Styriarte in der Steiermark und Trigonale in Kärnten eingeladen.

An der Scala und weiteren Opernbühnen

In der Spielzeit 2005–2006 übernahm Invernizzi die Armida in Händels Rinaldo im Teatro alla Scala ihrer Heimatstadt Mailand. Es inszenierte Pier Luigi Pizzi. Ihre Leistung wurde als „operatic triumph“ beschrieben. Im September 2009 debütierte die Sängerin an der Scala als Euridice in Monteverdis L’Orfeo und wurde vom Fachportal theoperacritic.com als „Luxusbesetzung“ charakterisiert. Es inszenierte Robert Wilson, es dirigierte Rinaldo Alessandrini.

Konzertant sang sie 2009 den Nerone in Händels Agrippina am Teatro Real von Madrid, weiters die Titelrolle in Albinonis La Statira am Teatro San Carlo von Neapel, die Ottavia in Monteverdis L’incoronazione di Poppea, sowie am La Fenice in Galuppis L’olimpiade, Vivaldis Ercole su’l Termodonte und in Cavallis Virtù degli Strali d’Amore. Im Februar 2013 übernahm sie die Dido in Purcells Dido and Aeneas am Teatro Ristori von Verona.

Invernizzi unterrichtet seit 1997 Gesang am Centro di Musica Antica in Neapel und hält Meisterklassen an der Civica Schola in Mailand.

Diskographie (Auswahl)

Opern-Gesamtaufnahmen

Andere weltliche Musik

Geistliche Musik

  • 1994: Bonaventura Rubino: Vêpres du Stellario de Palerme (K617)
  • 1995: Antonio Vivaldi: Gloria - Magnificat - Dixit, mit Carlos Gubert/Angelo Ephrikian (Rivoalto/Diakronia Musica)
  • 1995: Pietro Pace: O Dulcissima Maria, mit Sacro & Profano, Marco Mencoboni (E Lucevan Le Stelle Records)
  • 1995: Henry Purcell: Ode on St. Cecilia’s Day - Jehova, Quam multi sunt hostes mei - Beati omnes qui timent Dominum - Music for the Funeral of Queen Mary, mit dem Coro Della Radio Svizzera und Ensemble „Vanitas“ / Diego Fasolis (Amadeus)
  • 1996: Giovanni Legrenzi: La morte del cor penitente (Oratorio) (divox)
  • 1996: Cristoforo Caresana: Per la Nascita del Verbo, mit der Cappella de’ Turchini / Antonio Florio (Opus 111)
  • 1997: Francesco Provenzale: La colomba ferita, mit Gloria Banditelli u. a., Cappella de’ Turchini / Antonio Florio (Opus 111)
  • 1997: Henry Purcell: Ode for St. Cecilia’s Day, mit Diego Fasolis (Arts)
  • 1997: Johann Sebastian Bach: Magnificat BWV 243, Cantata BWV 21, Motet BWV 225, mit Antonella Balducci, Ulrike Klausen, Fulvio Bettini, Coro della Radio Svizzera, Ensemble Vanitas / Diego Fasolis (Arts)
  • 1997: Dieterich Buxtehude: Membra Jesu Nostri, mit Sonatori de la Gioiosa Marca/Accademia Strumentale Italiana/Diego Fasolis (Naxos)
  • 1998: Giacomo Carissimi: Jonas - Dives Malus - Beatus Vir, mit dem Coro Della Radio Svizzera, Sonatori Della Gioiosa Marca / Diego Fasolis
  • 1998: Francesco Provenzale: Vespro all’Oratorio dei Girolamini - Vespers at the Oratorio dei Girolamini, mit der Cappella de’ Turchini / Antonio Florio (Opus 111)
  • 1998: Francesco Provenzale: Mottetti, mit der Cappella de’Turchini / Antonio Florio (Opus 111)
  • 1999: Compositori Napoletani, mit der Cappella de’Turchini / Antonio Florio (Opus 111)
  • 1999: Georg Friedrich Händel: Dixit Dominus & Antonio Vivaldi: Gloria, mit dem Swiss Radio Chorus of Lugano, I Barocchisti / Diego Fasolis (BBC Music)
  • 1999: Johann Sebastian Bach: Johannes Passion BWV 245, mit dem Ensemble Vanitas (Arts)
  • 1999: Georg Friedrich Händel: Dettingen Te Deum/Dixit Dominus, mit Lena Lootens, Elena Cecchi Fedi, Gloria Banditelli, Furio Zanasi u. a., Coro della Radio Svizzera, Ensemble Vanitas, Diego Fasolis (Arts, 1999)
  • 2000: Giuseppe Cavallo: Il Giudizio Universale, mit Cappella de’ Turchini / Antonio Florio (Opus 111)
  • 2003: Antonio Vivaldi: Vespri per l’Assunzione di Maria Vergine (Opus 111)
  • 2004: Claudio Monteverdi: Vespro della Beata Vergine, Concerto Italiano/Rinaldo Alessandrini (Naïve)
  • 2004: Alessandro Scarlatti: La Santissima Trinità, mit Europa Galante / Fabio Biondi (Virgin Veritas)
  • 2004: Giovanni Battista Pergolesi: Stabat Mater & und Nicola Porpora: Salve Regina, mit Sonia Prina, Accademia Bizantina / Ottavio Dantone (amadeus)
  • 2006: Antonio Vivaldi: Dixit Dominus, Körnerscher Sing-Verein Dresden/Dresdner Instrumental-Concert, Peter Kopp (Archiv Produktion)
  • 2007: Franz Joseph Haydn: Il ritorno di Tobia, VokalEnsemble Köln, Capella Augustina/Andreas Spering (Naxos)
  • 2007: Giovanni Paisiello: Passione di Gesù Cristo (cpo)
  • 2008: Misteria Paschalia (Kompilation, Tygodnik Powszechny)
  • 2010: Alessandro Scarlatti: La Santissima Trinità (Virgin Veritas)
  • 2010: Alessandro Scarlatti: La Santissima Annunziata (Krakowskie Biuro Festiwalowe)
  • 2010: Gian Francesco de Majo: Gesu sotto il peso della Croce (Krakowskie Biuro Festiwalowe)
  • 2012: Georg Friedrich Händel: Carmelite Vespers 1709 (Deutsche Harmonia Mundi)

Nachweise

  1. James Oestrich: A New Group and Its Ambitions, New York Times, 19. Januar 1999