Der Sudetendeutsche Robert Hohlbaum war ein Bruder des Chirurgen Josef Hohlbaum und Sohn des Industriellen Alois Hohlbaum (1854–1906) und dessen Frau Clothilde, geborene Micklitz.
Hohlbaum studierte an der Universität Graz und an der Universität WienGermanistik mit Promotion zum Dr. phil. Seit 1910 war er Mitglied der Burschenschaft Germania München, später auch der Burschenschaft Stiria Graz und der Burschenschaft Carniola Graz.[1] Im Mai 1950 wurde er Ehrenmitglied der Akademischen Burschenschaft Carolina zu Prag in München. Seine berufliche Tätigkeit als Bibliothekar an der Universitätsbibliothek in Wien gab ihm neben seinen schriftstellerischen Niederschriften eine ausreichende materielle Absicherung; außerdem war er als Autor für die Wochenschrift Muskete tätig. In dieser Zeit entstand seine Freundschaft zu Mirko Jelusich und Rudolf Hans Bartsch.
Nach 1933 halfen Hohlbaum seine Verbindungen zu Amtsträgern in Deutschland. Er trat am 1. Mai 1933 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 1.616.477).[3][4] Zwei Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg wurde er 1937 deutscher Staatsbürger und übernahm in Duisburg die Leitung der Stadtbibliothek. 1942 wurde er bis 1944 Direktor der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar. In dieser Zeit folgte ihm auch der Bibliothekar Richard Dobel aus Hamburg nach Thüringen. Zu seinen Freunden zählte außer ihm der aus Österreich stammende Germanist und Bibliothekar Franz Koch. 1944 gab es wegen einer Publikation von Hohlbaum ideologische Differenzen mit der Gauleitung in Thüringen, die schließlich zu seiner bibliothekarischen Beurlaubung führten. Hohlbaum begab sich anschließend auf eine Lesereise in seine Geburtsstadt Jägerndorf. Dort begegnete er dem Soldaten, Bibliothekar und Lyriker Hanns Cibulka, der ihn nach dem Zusammenbruch mehrfach in Weimar traf. Ansonsten arbeitete er als Schriftsteller und leistete Vorarbeiten zu den Büchern, die nach 1945 nur noch in den Westzonen und in Österreich verlegt werden konnten. 1944 publizierte er im nationalsozialistischen Bozner Tagblatt.[5] Hohlbaum stand auf der im August 1944 erstellten Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.
Letzte Lebensjahre
Nach Kriegsende wurden Hohlbaums Schriften Heldische Prosa (Reclam, Leipzig 1934), Der Held von Kolberg (Loewe, Stuttgart 1935), Die Ahnen des Bolschewismus (Deutscher Hort-Verlag, Herrsching 1937), Das letzte Gefecht (Langen/Müller, München 1943) und Front der Herzen (Bischoff, Berlin 1944) in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[6][7] In der Deutschen Demokratischen Republik folgte auf diese Liste noch der Roman Zukunft (Staackmann, Leipzig 1922).[8]
Robert Hohlbaum, der nach dem Mai 1945 kurzfristig als Hilfsgärtner und Ziegenhirte in Weimar tätig war, blieb trotz mehrerer Umzüge seinem Beruf als Schriftsteller treu und schrieb unter dem Titel Tedeum an einem Buch über Anton Bruckner. Nach Schwierigkeiten wurde ihm 1951 die Heimkehr nach Österreich ermöglicht, wo er sich in Henndorf bei Salzburg niederließ. Hohlbaum starb wenige Jahre nach seiner Rückkehr 1955 in Graz.
Österreicher. Ein Roman aus dem Jahre 1866, 1914[11]
Deutsche Gedichte. Ein Zyklus, 1916
Simplicius Academicus, 1918
Unsterbliche. Novellen, 1919
Die Amouren des Magister Döderlein, 1920
Grenzland, 1921
Die Stunde der Sterne. In: Velhagen & Klasings Monatshefte März 1921. Erste Auflage. März 1921, Nr.7. Velhagen & Klasing, Berlin, Bielefeld, Leipzig, Berlin März 1921, S.7 (fortlaufend S. 84–90).
Über alles in der Welt!, 1921
Franz Karl Ginzkey. Sein Leben und Schaffen, 1921
Fallbeil und Reifrock. Neue Novellen, 1921
Zukunft. Roman, 1922
Himmlisches Orchester, 1923
Deutschland. Eine Sonettenfolge, 1923
Die deutsche Passion, 1924
Der wilde Christian. Roman, 1925
Die Herrgotts-Symphonie, 1925
Die Pfingsten von Weimar, 1926
Die Raben des Kyffhäuser. Der Roman der Burschenschaft und ihres Zeitalters, 1927
Das Paradies und die Schlange. Ein Roman aus Südtirol, 1928
Winterbrautnacht. Novellen, 1929
Das klingende Gift, 1930
Der Kriegsminister, 1930
Deutsches Leid in Österreich, 1930
Die Stunde der Sterne. Eine Bruckner-Novelle, 1930
König Volk, 1931
Der Mann aus dem Chaos. Ein Napoleon-Roman, 1933
Stein. Der Roman eines Führers, 1934
Die Flucht in den Krieg, 1935
Der Held von Kolberg, 1935
Zweikampf um Deutschland. Roman, 1936
Fröhlicher Vormärz. Zwei Novellen, 1936
Grillparzer, 1938
Die stumme Schlacht. Roman, 1939
Der Kurfürst, 1940
Die Königsparade, 1942
Balladen vom Geist, 1943
Das letzte Gefecht, 1943
Symphonie in drei Sätzen. Novellen, 1943
Tedeum, 1950
Jesus-Legende, 1951
Der Heiratsvermittler, 1953
Der Zauberstab. Roman des Wiener Musiklebens, 1954
Josef Schneider: Begegnungen mit Robert Hohlbaum. – In: Sudetendeutscher Kulturalmanach (München). 6 (1967). S. 41–44.
Johann Sonnleitner: Die Geschäfte des Herrn Robert Hohlbaum. Die Schriftstellerkarriere eines Österreichers in der Zwischenkriegszeit und im Dritten Reich. Wien-Köln: Böhlau. 1989. (= Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur; 18) ISBN 3-205-05206-4
Hansjörg Brockmann, Rudolf Simm, Eugen Wokoek: Die Akademische Burschenschaft Carolina zu Prag in München gedenkt ihrer verstorbenen, gefallenen und ermordeten Bundesbrüder. Copyright 2014; unter: Kurzbiographien bedeutender Caroliner, S. 146, Hohlbaum, Robert; S. 49 Wortlaut und Foto des handschriftlichen Gedichtes „Jugend“, welches Robert Hohlbaum, Ehrenbursche der Carolina zu Prag in München, Salzburg 1950 der Carolina gewidmet hat.
Robert Hohlbaum In: Projekt Historischer Roman Datenbank. Universität Innsbruck.
Einzelnachweise
↑ abcdWilly Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934. S. 208.
↑Bund Deutscher Schriftsteller Österreichs (Hrsg.): Bekenntnisbuch Österreichischer Dichter. Krystall Verlag, Wien 1938