Rhodobacterales

Rhodobacterales

Roseobacter-Stamm HIMB11

Systematik
Klassifikation: Lebewesen
Domäne: Bakterien (Bacteria)
Abteilung: Proteobacteria
Klasse: Alphaproteobacteria
Ordnung: Rhodobacterales
Wissenschaftlicher Name
Rhodobacterales
Garrity et al. 2006

Die Rhodobacterales bilden eine Ordnung innerhalb der Alphaproteobacteria.
Sie bestehen aus den Familien der Neomegalonemataceae, Roseobacteraceae und Paracoccaceae (Stand Februar 2025).[1] Früher wurden die Familien Rhodobacteraceae und Hyphomonadaceae der Ordnung hinzugeordnet. Viele Arten besitzen die Fähigkeit zur Photosynthese und zählen zu den Nichtschwefelpurpurbakterien.

Merkmale und Ökologie

Es handelt sich um meist stäbchenförmige Bakterien, aber auch eiförmige oder kokkenförmige Bakterien (wie Amaricoccus) sind in dieser Ordnung enthalten. Auch knospende Bakterien sind vorhanden. Bei dieser speziellen Art der Zellteilung findet keine binäre Spaltung statt, stattdessen wächst eine Tochterzelle aus, die einige Zeit mit der Mutterzelle verbunden bleibt. Das Wachstum der Tochterzelle ist polar und nicht, wie es bei der binären Zellteilung der Fall ist, gleichmäßig über den Zellkörper verteilt. Beispiele für knospende Bakterien sind Arten von Gemmobacter.

Einige Arten sind durch Geißeln motil, andere sind unbegeißelt. Einige sind strikt aerob, benötigen also Sauerstoff, andere sind fakultativ anaerob und zeigen auch in sauerstofffreien Umgebungen Wachstum. Zu letzteren zählen vor allem die phototrophen Arten, wie z. B. Arten von Rhodobacter.

Arten der Paracoccaceae sind auch im Süßwasser zu finden. Weitere Habitate sind Boden (z. B. Paracoccus) und Abwasser (Amaricoccus). Mitglieder der früher zu dieser Ordnung zählende Familie Hyphomonadaceae kommen im Meerwasser vor.

Stoffwechsel

In der Ordnung der sind phototrophe, aber auch chemoorganotrophe Arten vorhanden. Einige fakultative anaerobe sind zur Fermentation fähig. Auch Nitratatmer (Denitrifizierer) sind in der Familie vorhanden, wie z. B. Paracoccus denitrificans. Diese Bakterien gewinnen Energie durch die Umwandlung des im Nitrat (NO3) gebundenen Stickstoffs zu freiem, molekularem Stickstoff (N2).

Viele Arten der Rhodobacterales zählen zu den Nichtschwefelpurpurbakterien. Sie sind photoheterotroph. Bei der Photohetertrophie dient Licht als Energie- und organische Stoffe als Kohlenstoffquelle. Die Photosynthese ist anoxygen, Sauerstoff wird hierbei nicht freigesetzt. Einige nutzen innerhalb der Photosynthese bestimmte Schwefelverbindungen, wie Sulfid (S2−) oder Thiosulfat (S2O32−) als Elektronendonatoren. Dieses Merkmal ist, anders als der Name vermuten lässt, unter den Nichtschwefelpurpurbakterien nicht selten. Sie können allerdings nur geringe Mengen von Schwefel nutzen, größere Mengen wirken bei ihnen toxisch. Beispiele innerhalb der Ordnung sind verschiedene Arten von Rhodobacter und Rhodovulum. Einige Arten können, wie auch andere Nichtschwefelpurpurbakterien, photoautotroph wachsen, dann wird Kohlenstoff durch die Fixierung des anorganischen CO2 gewonnen. Einige Rhodobacter-Arten, wie R. capsulatus, können auch aerob im Dunkeln mit molekularem Wasserstoff als Elektronendonor wachsen. Wasserstoff wird hierbei gespalten und letztendlich mit Sauerstoff als Akzeptator zu Wasser umgewandelt (man spricht hierbei auch von der Knallgasreaktion).[2]

Alle phototrophen Arten enthalten das Bacteriochlorophyll a.

Systematik

Zu der Ordnung Rhodobacterales wurden zuvor 2 Familien gestellt: Die Rhodobacteraceae und die Hyphomonadaceae. Im Jahr 2022 wurde die Familie Rhodobacteraceae aufgrund genetischer Untersuchungen aufgelöst. Die Mitglieder wurden aufgrund taxonomischen Untersuchungen, wie z. B. Vergleiche der Ribosomalen RNA auf die neuen Familien Roseobacteraceae, Stappiaceae, Ahrensiaceae und die Paracoccaceae verteilt. Die für die ursprüngliche Familie namensgebende Gattung Rhodobacter wurde zu den Paracoccaceae gestellt.[3][4]

Eine Auswahl der Familien und einigen Arten[1]:

Literatur

  • George M. Garrity: Bergey's manual of systematic bacteriology. 2. Auflage. Springer, New York 2005, Vol. 2: The Proteobacteria Part C: The Alpha-, Beta-, Delta-, and Epsilonproteabacteria. ISBN 0-387-24145-0
  • Michael T. Madigan, John M. Martinko, Jack Parker: Brock – Mikrobiologie. 11. Auflage. Pearson Studium, München 2006, ISBN 3-8274-0566-1
  • Kyung-Bum Lee, Chi-Te Liu, Yojiro Anzai, Hongik Kim, Toshihiro Aono und Hiroshi Oyaizu: The hierarchical system of the ‘Alphaproteobacteria’: description of Hyphomonadaceae fam. nov., Xanthobacteraceae fam. nov. and Erythrobacteraceae fam. nov. In: International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology Bd. 55, 2005, S. 1907–1919.
  • Anton Hördt, Marina García López, Jan P. Meier-Kolthoff, Marcel Schleuning, Lisa-Maria Weinhold, Brian J. Tindall, Sabine Gronow, Nikos C. Kyrpides, Tanja Woyke, Markus Göker: Analysis of 1,000+ Type-Strain Genomes Substantially Improves Taxonomic Classification of Alphaproteobacteria. In: Frontiers in Microbiology. Band 11, 7. April 2020, ISSN 1664-302X, doi:10.3389/fmicb.2020.00468, PMID 32373076, PMC 7179689 (freier Volltext) – (englisch).
Commons: Rhodobacterales – Sammlung von Bildern und Videos
Wikispecies: Rhodobacterales – Artenverzeichnis

Quellen

  1. a b J.P. Euzéby: List of Prokaryotic Names with Standing in Nomenclature.Rhodobacterales (Stand: 6 Februar 2025)
  2. Christopher Brigham: Perspectives for the biotechnological production of biofuels from CO2 and H2 using Ralstonia eutropha and other ‘Knallgas’ bacteria. In: Applied Microbiology and Biotechnology. Band 103, Nr. 5, März 2019, ISSN 0175-7598, S. 2113–2120, doi:10.1007/s00253-019-09636-y (springer.com [abgerufen am 4. Februar 2025]).
  3. María J. Pujalte, Teresa Lucena, María A. Ruvira, David Ruiz Arahal, M. Carmen Macián: The Family Rhodobacteraceae. In: The Prokaryotes. Springer Berlin Heidelberg, Berlin, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-30196-4, S. 439–512, doi:10.1007/978-3-642-30197-1_377.
  4. LPSN – Familie Rhodobacteraceae

 

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