Putnisit ist durchscheinend und entwickelt nur kleine, pseudokubischeKristalle bis etwa 0,5 Millimeter Größe von violetter Farbe und wachsähnlichemGlanz auf den Oberflächen. Auf der Strichtafel hinterlässt Putnisit einen rosafarbenen Strich.
Erstmals entdeckt wurde Putnisit 2011 während Minenarbeiten auf der Halbinsel „Polar Bear“ am Lake Cowan nahe der Stadt Norseman in Westaustralien. Wissenschaftlich beschrieben und publiziert wurde das Mineral 2014 von Peter Elliott, Gerald Giester, Ralph Rowe und Allan Pring, die es nach den australischen Mineralogen Andrew und Christine Putnis benannten, um deren hervorragenden Beiträge zur Mineralogie, insbesondere der Phasenumwandlung von Mineralen und mineralischen Oberflächenwissenschaften (vor allem Kristallwachstum und Auflösungsprozesse), zu ehren.[5]
Putnisit wurde erst 2012 als eigenständiges Mineral von der IMA anerkannt und 2014 publiziert. Eine genaue Gruppen-Zuordnung in der 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik, deren letzte Aktualisierung mit der Veröffentlichung der IMA-Liste der Mineralnamen 2009 vorgenommen wurde,[6] ist daher bisher nicht bekannt.
Einzig im „Lapis-Mineralienverzeichnis“, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen allerdings noch nach der klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage richtet, erhielt das Mineral die System-Nr. V/E.3-100.[4] Das Mineral wäre dieser Klassifikation entsprechend ein Mitglied der „Hydrotalkitgruppe“ (V/E.03) innerhalb der Abteilung der „Wasserhaltigen Carbonate mit fremden Anionen“.
Die Kristallstruktur von Putnisit besteht aus einem komplexen Netzwerk, das bisher weder bei anderen Mineralen noch bei synthetischen Verbindungen beobachtet wurde. Je acht Cr3+-Ionen stellen durch Koordination mit Hydroxid-Ionen (OH−) und Carbonat-Sauerstoffatomen (CO32−) Koordinationsokataeder dar, die über ihre Kanten zu einem symmetrischen und flachen Ring verbunden sind, in deren Zentren die Sr2+-Kationen liegen. Jeweils zwei der freien Ecken dieser Oktaeder sind über Dreiecke aus CO3 miteinander verknüpft, wobei vier der Dreiecke nach der positiven Richtung und vier nach der negativen Richtung der a-Achse ausgerichtet sind.
Jeweils vier der Ringstrukturen aus Cr-Oktaedern werden parallel der b- und c-Achse über ebenfalls vier Ca2+-Ionen verknüpft, wobei eine Carbonatgruppe dabei jeweils zwei Cr-Atome mit einem Ca-Atom verbrückt. Die übrigen Koordinationsstellen der Ca-Atome sind von Wassermolekülen besetzt und halten damit zusätzlich durch Wasserstoffbrücken das Kristallgitter zusammen. Es ergeben sich daraus schachbrettmusterähnliche Schichten, die senkrecht zur a-Achse gestapelt sind. Das enthaltene Kristallwasser ist zwischen den Schichten eingelagert. In den Kavitäten, die durch die vier Ca-Atome erzeugt werden, befinden sich freie OH−-Ionen. Die Sr2+-Ionen spannen ein zweifach erweitertes Antiprisma (16 Flächen) auf, wobei zwei sich gegenüberliegende Sr-Atome durch eine Sulfat-Gruppe (SO42−) in Richtung der a-Achse verbrückt sind. Durch diese Koordination entsteht aus den Ca-verbrückten Schichten von oktaedrischen Cr-Ringen ein dreidimensionales Netzwerk.[3]
Kristallstruktur von Putnisit
Blickrichtung entlang der kristallographischen a-Achse
Blickrichtung entlang der kristallographischen b-Achse
Blickrichtung entlang der kristallographischen c-Achse
P. Elliott, G. Giester, R. Rowe, A. Pring: Putnisite, SrCa4Cr83+(CO3)8SO4(OH)16·25H2O, a new mineral from Western Australia: description and crystal structure. In: Mineralogical Magazine. Band78, Nr.1, 2014, S.131–144, doi:10.1180/minmag.2014.078.1.10 (englisch).
P. A. Williams, F. Hatert, M. Pasero, S. J. Mills: CNMNC Newsletter No. 13, June 2012 – New minerals and nomenclature modifications approved in 2012. In: Mineralogical Magazine. Band76, Nr.3, Juni 2012, S.807–817 (cnmnc.units.it [PDF; 114kB; abgerufen am 10. Mai 2018] Peter Elliott, Gerald Giester, Ralph Rowe und Allan Pring: Putnisite, IMA 2011-106., S. 810).
Peter Elliott, Gerald Giester, Ralph Rowe und Allan Pring: Putnisite, SrCa4Cr3+8(CO3)8SO4(OH)16·25H2O, a new mineral from Western Australia: description and crystal structure. In: Mineralogical Magazine. Band78, 2014, S.131–144, doi:10.1180/minmag.2014.078.1.10.
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Peter Elliott, Gerald Giester, Ralph Rowe und Allan Pring: Putnisite, SrCa4Cr3+8(CO3)8SO4(OH)16·25H2O, a new mineral from Western Australia: description and crystal structure. In: Mineralogical Magazine. Band78, 2014, S.131–144, doi:10.1180/minmag.2014.078.1.10.
↑ ab
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
↑ abPutnisite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 5. September 2019 (englisch).