PlattkarteAls Plattkarte (Plate-Carrée-Projektion, zu französisch plate carrée „flaches Rechteck“), auch Rektangularprojektion[1] oder rektanguläre[2][3] bzw. rektangulare[4] Projektion (englisch rectangular projection), bezeichnet man in der mathematischen Kartografie eine abstandstreue (längentreue) Zylinderprojektion. Ihre Spezialform ist die quadratische Plattkarte (äquirektanguläre Projektion, einfache Zylinderprojektion,[4] englisch equirectangular projection, frz. auch carte parallélogrammatique). Sie war trotz ihres hohen Alters früher wenig in Gebrauch, gehört heute aber zu den wichtigeren Projektionsarten. Plattkarte ist dabei speziell die Bezeichnung der Hauptlage der Rektangularprojektion, also mit dem Äquator als Standardparallele.[4] Deren quadratische Spezialform ist in Ost–West- wie auch Nord-Süd-Richtung abstandstreu, gibt also die geographischen Koordinaten direkt wieder,[5] und wird darum auch geographische Projektion genannt.[6] GrundlagenDie Längenkreise werden streckentreu abgebildet. Die Breitenkreise sind bis auf die Berühr- oder Schnittkreise verzerrt. Die Pole werden mit der gleichen Länge wie der Äquator wiedergegeben, die Flächenverzerrung nimmt zum Pol hin zu. Die Grundform der Plattkarte entsteht, wenn geographische Länge und Breite direkt als kartesische Koordinaten verwendet werden: Es handelt sich dabei um den einfachsten der möglichen Kartennetzentwürfe. Es kann eine Transformation von Kugelkoordinaten in ebene Koordinaten oder eine Rücktransformation von ebenen Koordinaten in Kugelkoordinaten erfolgen. Dabei ist folgendes definiert:
TransformationDiese Formel gilt nur bei einer Kugel (nicht auf einem Ellipsoid). RücktransformationQuadratische PlattkarteDie quadratische Plattkarte (äquirektanguläre Projektion) ist eine abstandstreue Zylinderprojektion in normaler Lage mit einem Berührkreis am Äquator. Der Äquator selbst ist dabei längentreu, äquatornahe Gebiete werden ebenfalls als relativ winkel- und flächentreu dargestellt. Hauptentwurfsprinzip ist, dass an jeder Stelle auf der Karte der Abstand von jeweils zwei benachbarten Breitengraden und zwei benachbarten Längengraden identisch ist. Das führt in den mittleren Breiten zu relativ starken Verzerrungen in Ost-West-Richtung, während die Meridiane genauso lang dargestellt werden wie der halbe Äquator – was bei der Annahme der Erde als Kugel korrekt ist. Damit ist die Karte in Nord-Süd-Richtung längentreu. Die Verzerrung der Breiten nimmt zu den Polen hin mit dem Faktor zu. Rechteckige PlattkarteBei dieser Variante schneidet der Zylinder die Erdkugel bzw. das -ellipsoid. Die Schnittkreise sind neben den Längenkreisen längentreu. Daraus ergibt sich ein rechteckiges Kartennetz im Verhältnis . Die Breiten- und Längenkreise haben zwar konstante Abstände, aber in jenem Verhältnis, das für die mittlere geografische Breite der Karte zutrifft (Schnittbreite). Die Breiten zwischen den Schnittkreisen werden verkürzt dargestellt, außerhalb zu den Polen hin verlängert. Die Verzerrung beträgt . Die Karten stellen die mittleren Breiten besser dar. VerwendungDer Kartennetzentwurf der quadratischen Plattkarte soll nach Ptolemäus auf Marinos von Tyros (etwa um 100 n. Chr.) zurückgehen,[7] damit ist sie eine der ältesten Kartenprojektionen. Aufgrund der Verzerrungen wurde diese Projektion in der Geographie selten verwendet; sie fand sich in der Nautik in frühen Seekarten. Vermutlich war der portugiesische Astronom und Mathematiker Pedro Nunes (1502–1578) der Erste, der sich mit den aus ihr folgenden Verzerrungen und deren Einfluss auf die Navigation befasste. Koordinatentreu gezeichnet sind auch frühe Sternkarten, beispielsweise Bayers Uranometria von 1603. Eine besondere Bedeutung kommt ihr aber in den modernen Geoinformationssystemen zu, weil die geographischen Koordinaten direkt in die Karte eingetragen bzw. aus ihr abgelesen werden können.
Ähnliches gilt für Sternkarten, auch Astronomieprogramme verwenden diese Darstellung, insbesondere für die horizontnahe Ansicht, während sie für zenitnähere meist auf perspektivische (punktbezogene) Abbildungen wechseln, wie die winkel- und kreistreue stereografische Projektion oder die zenitabstandstreue (equidistante) azimutale Projektion, und für Gesamtansichten in die orthografische Projektion. Die Abstandstreue ist hierbei besonders für die astronomischen Entfernungsschätzungen wie „faustbreit“ (10°) gut geeignet. WeblinksCommons: Plattkarte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
|
Portal di Ensiklopedia Dunia