Pilgrim II. von Wernau

Pilgrim II. von Wernau († 26. September 1451 in Kempten) war 48. Fürstabt des Fürststifts Kempten in den Jahren von 1434 bis zu seinem Tod.[1][2]

Pilgrim von Wernau im Familienkontext

Die Familie von Wernau war ein schwäbisches Adelsgeschlecht (siehe auch Liste schwäbischer Adelsgeschlechter). Namensgebender Stammsitz ist die ehemalige Burg Wernau im Weiler Wernau auf dem Hochsträß, heute Teil der Stadt Erbach im Alb-Donau-Kreis. Pilgrim von Wernau war der Bruder Ludwigs von Wernau d. Ä., der ursprünglich in Weilheim saß aber im Jahre 1479 Unterboihingen und Pfauhausen erworben hatte. Dessen Sohn Johannes von Wernau war Abt Pilgrims Neffe.[3][4]

Leben

Geistlicher

1414 trat er als Kapitular in die Benediktinerabtei des Fürststifts Kempten ein. Für das Jahr 1431 ist er als Kustos erwähnt.[5] Als Pilgrim II. von Wernau wurde er am 14. Mai 1434 zum Fürstabt gewählt und empfing die Regalien von Kaiser Sigismund.

Fürstabt

Während seiner Amtszeit erhielt das Fürststift die Pfarrrechte und Einkünfte von Hawangen und Haldenwang. Ferner kaufte er 1436 die Festung Schöneberg sowie im Jahre 1447 die Herrschaft Liebenthann.[6] Letztere umfasste Burg und Bauhof Liebenthann, Kirchenvogtrecht und der Zoll zu Obergünzburg.[7]

Auftraggeber der Hildegardhandschrift

Er gilt als mutmaßlicher Auftraggeber einer Handschrift über 30 Wunder, die Hildegard zugeordnet wurden[8][9]. Diese Handschrift wurde im Jahre 1994 bei Christie’s versteigert.[10]

Blatt 5 des Foliants zeigt folgendes Bild:

Der Papst und Karl der Große thronen unter einem blau-grünen Baldachin. Der Kaiser hält eine Ediktrolle mit Siegel. Unten Hildegard mit Krone und Ludwig der Fromme, beide zeigen auf das Gebäude der Abtei zwischen ihnen. Zu deren Füßen hält Abt Pilgrim (mit Wappen von Wernau) eine Schriftrolle mit der Aufschrift:[8]

"Hyltigardis sancta et campidonens cenobii fundatrix, sis michi et monasterio meo auxiliatrix"

„Heilige Hildegard und Gründerin des Klosters Kempten, sei mir und meinem Kloster eine Helferin.“

Bildnis in der Portraitgalerie zu Kempten

Ein fiktives Porträtbild im Fürstensaal der Residenz aus dem 18. Jahrhundert zeigt ihn als Fürstabt ohne Kopfbedeckung mit Tonsur und im Ordensgewand der Benediktiner mit einer schwarzen Dogge als Sinnbild für Treue und Glaube. Ein zwischen Schwert und Szepter auf dem Tisch liegendes Schriftstück verweist auf den Kauf des Schlosses Liebenthann. An einer Säule neben dem Pedum ist das Wappenschild der von Wernau dargestellt.[11] Links neben dem Fürstabt eröffnet ein Portal den Blick auf einen flachen Bergrücken mit einer Burganlage, vermutlich Schloss Liebenthann.

Literatur

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  • Wolfgang Petz, Josef Kirmeier, Wolfgang Jahn und Evamaria Brockhoff (Hrsg.): „Bürgerfleiß und Fürstenglanz.“ Reichsstadt und Fürstabtei Kempten. Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg 1998, ISBN 3-927233-60-9, S. 89–91
  • Gerhard Immler: Kempten, Fürstabtei: Territorium und Verwaltung, in: Historisches Lexikon Bayerns
  • Friedrich Zollhoefer (Hrsg.): In Eduard Zimmermann, Friedrich Zollhoefer: Kempter Wappen und Zeichen umfassend Stadt- und Landkreis Kempten und die angrenzenden Gebiete des oberen Allgäus. In: Heimatverein Kempten (Hrsg.): Allgäuer Geschichtsfreund. 1. Lieferung, Nr. 60/61, Kempten 1960/1961, S. 46–49

Anmerkungen

  1. Pilgrim von Wernau – Historisches Lexikon Bayerns. Abgerufen am 9. Januar 2025.
  2. DNB, Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 9. Januar 2025.
  3. Gerhard Hergenröder: Wendlingen am Neckar. Auf dem Weg zu einer Stadt. Die Geschichte von Wendlingen, Unterboihingen und Bodelshofen. Hrsg.: Stadt Wendlingen am Neckar. G & O Druck, Kirchheim unter Teck 1992, S. 81 f.
  4. Valentin Salomon von Fulda: Chronikalische Niederschriften zur Geschichte der Herren von Wernau. Blatt, Nr. 88. Archiv der Grafen von Rechberg 1591.
  5. Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige. Anton Pustet, 1920, S. 29 (google.de [abgerufen am 9. Januar 2025]).
  6. Lorenz Boxler: Sammlung der merkwürdigsten Ereignisse in dem ehemaligen fürstlichen Reichsstifte Kempten seit dessen Entstehung bis zur Auflösung im Jahre 1802: mit topographisch-statistischen Notizen. Kösel, 1822 (google.de [abgerufen am 30. Dezember 2024]).
  7. Peter Blickle: Kempten. Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben. Teil, Nr. 6. München 1968.
  8. a b THE MIRACLES OF SAINT HILDEGARD. in Latin, ILLUMINATED MANUSCRIPT ON VELLUM. In: CHRISTIE'S (Hrsg.): Illuminated Manuscripts, Illustrated Books, Autograph Letters and Music. White Bros., London 29. Juni 1994, S. 47, 50 (englisch).
  9. Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und Seiner Zweige. A. Pustet, 1920, S. 40 (google.de [abgerufen am 8. Januar 2025]).
  10. Illuminated Manuscripts, Illustrated Books, Autograph Letters and Music: The Miracles of Saint Hildegard. Christie's, London, abgerufen am 8. Januar 2024 (englisch).
  11. Brigitte Klingmann: Die Porträtgalerie der Fürstäbte des Fürststifts Kempten. In: Franz-Rasso Böck, Gerhard Weber im Auftrag des Heimatvereins Kempten e. V. (Hrsg.): Allgäuer Forschungen zur Archäologie. Buch, Nr. 4. Likias, Friedberg 2019, ISBN 978-3-9820130-2-2, S. 53 ff.

 

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