Johann I. von Wernau

Johann I. von Wernau († 20. November 1483 in Kempten) war 50. Fürstabt des Fürststifts Kempten in den Jahren von 1459 bis zu seinem Tod.[1]

Pilgrim von Wernau im Familienkontext

Die Familie von Wernau war ein schwäbisches Adelsgeschlecht (siehe auch Liste schwäbischer Adelsgeschlechter). Namensgebender Stammsitz ist die ehemalige Burg Wernau im Weiler Wernau auf dem Hochsträß, heute Teil der Stadt Erbach im Alb-Donau-Kreis. Er war der Sohn Ludwigs von Wernau d. Ä., der ursprünglich in Weilheim saß, aber im Jahre 1479 Unterboihingen und Pfauhausen erworben hatte.[2][3]

Leben

Geistlicher

Nach einer ersten Profess im Kloster Ottobeuren trat er im Jahre 1450 als Kapitular in die Benediktinerabtei des Fürststifts Kempten ein.[4]

Fürstabt und Konflikt mit der Reichsstadt Kempten

Als Johannes I. von Wernau wurde er 1459 zum Fürstabt gewählt und war somit ein Nachfolger seines Onkels väterlicherseits Pilgrim II. von Wernau. Die Regalien erhielt er am 31. März 1460 von Kaiser Friedrich III., der dabei auch alle Freiheiten und Gerechtigkeiten des Fürstiftes erneuerte. Seine Gemahlin, Kaiserin Eleonora, ernannte ihn zu ihrem Rat. Seine Ernennung zum Fürstabt wird im erhaltenen Schriftverkehr zwischen seinen Brüdern Dietrich von Wernau und Wilhelm von Wernau im Jahre 1461 erwähnt.[5] Während seiner Amtszeit flammte der Konflikt zwischen Fürststift und Reichsstadt Kempten wieder auf, in dessen Folge es sich im Jahre 1464 unter den Schutz Herzogs Albrecht von Baiern-München stellte.[6]

Bautätigkeit und Ökonomie im Fürststift

Unter ihm wurde die von seinem Vorgänger Pilgrim II. von Wernau erworbene Burg Liebenthann im Jahr 1479 zur Hauptburg des Fürststifts ausgebaut. 1480 wurde dort die Burgkapelle eingeweiht, in der sich Heiligtümer und Wertgegenstände des Stiftes in den unruhigen Kriegsjahren befunden haben könnten.[7]

Seine Amtszeit zeugte von reger Bautätigkeit im Fürststift. So erweiterte und verschönerte er das Kloster. Außerdem veranlasste er den Bau der ersten Papiermühle im Fürststift Kempten und förderte erste Versuche des Buchdrucks, der von Johannes Gutenberg um das Jahr 1450 erfunden worden war.[8]

Bildnis in der Portraitgalerie zu Kempten

Ein fiktives Porträtbild im Fürstensaal der Residenz aus dem 18. Jahrhundert zeigt ihn als Fürstabt mit Pileolus und im Ordensgewand der Benediktiner. Rechts von ihm steht ein Baumeister mit einer Messlatte, der gemeinsam mit dem Abt einen Planriss hält. Links von ihm auf einer mit dem Wernauer Wappen versehenen Kommode liegen die weltlichen Herrscherinsignien, Fürstenhut, Zepter und Schwert.[9] Auf der rechten Bildseite öffnet sich der Blick auf einen Höhenrücken mit einer mächtigen Burganlage, Schloss Liebenthann, dessen Grundriss auf dem Plan dargestellt ist.

Literatur

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  • Wolfgang Petz, Josef Kirmeier, Wolfgang Jahn und Evamaria Brockhoff (Hrsg.): „Bürgerfleiß und Fürstenglanz.“ Reichsstadt und Fürstabtei Kempten. Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg 1998, ISBN 3-927233-60-9, S. 89–91
  • Gerhard Immler: Kempten, Fürstabtei: Territorium und Verwaltung, in: Historisches Lexikon Bayerns
  • Friedrich Zollhoefer (Hrsg.): In Eduard Zimmermann, Friedrich Zollhoefer: Kempter Wappen und Zeichen umfassend Stadt- und Landkreis Kempten und die angrenzenden Gebiete des oberen Allgäus. In: Heimatverein Kempten (Hrsg.): Allgäuer Geschichtsfreund. 1. Lieferung, Nr. 60/61, Kempten 1960/1961, S. 46–49

Einzelnachweise

  1. DNB, Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 9. Januar 2025.
  2. Gerhard Hergenröder: Wendlingen am Neckar. Auf dem Weg zu einer Stadt. Die Geschichte von Wendlingen, Unterboihingen und Bodelshofen. Hrsg.: Stadt Wendlingen am Neckar. G & O Druck, Kirchheim unter Teck 1992, S. 81 f.
  3. Valentin Salomon von Fulda: Chronikalische Niederschriften zur Geschichte der Herren von Wernau. Blatt, Nr. 88. Archiv der Grafen von Rechberg 1591.
  4. Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige. Anton Pustet, 1920, S. 33 (google.de [abgerufen am 9. Januar 2025]).
  5. Bernhart Jähnig: Junge Edelleute am Hof des Hochmeisters in Marienburg um 1400. In: Werner Paravicini, Jörg Wettlaufer (Hrsg.): Residenzenforschung. Erziehung und Bildung bei Hofe. Band, Nr. 13. Jan Thorbecke Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-7995-4513-1, S. 21 ff.
  6. Franz Ludwig Baumann: Geschichte des Allgäus. Jos. Kösel, 1883 (google.de [abgerufen am 9. Januar 2025]).
  7. Liebenthann. Abgerufen am 30. Dezember 2024.
  8. Lorenz Boxler: Sammlung der merkwürdigsten Ereignisse in dem ehemaligen fürstlichen Reichsstifte Kempten seit dessen Entstehung bis zur Auflösung im Jahre 1802: mit topographisch-statistischen Notizen. Kösel, 1822, S. 74 (google.de [abgerufen am 30. Dezember 2024]).
  9. Brigitte Klingmann: Die Porträtgalerie der Fürstäbte des Fürststifts Kempten. In: Franz-Rasso Böck, Gerhard Weber im Auftrag des Heimatvereins Kempten e. V. (Hrsg.): Allgäuer Forschungen zur Archäologie. Buch, Nr. 4. Likias, Friedberg 2019, ISBN 978-3-9820130-2-2, S. 60 ff.