Vor Erhebung zur eigenständigen Pfarrgemeinde, vermutlich im 13. Jahrhundert,[3] war der Ort Teil der karolingischen Pfarre Prostrum (ungarischSzentpéterfa) und der Pfarre Allerheiligen (ungarischPinkamindszent). Von 1656 bis 1788 kam es wegen Priestermangel zu einer Mitbetreuung durch den jeweiligen Pfarrer von Heiligenbrunn.[4] Im Jahr 1788 wurden die Ortschaften Hagensdorf, Luising und Ungarisch-Bieling zur selbstständigen Ortskaplanei, 1807 zur eigenständigen Pfarre zusammengefasst.[5] Ab 1973 wurden beide Pfarren, bis zur Gründung des Seelsorgeraums im Jahr 2021, immer von einem gemeinsamen Priester mit Pfarramt in Deutsch-Bieling betreut.[6]
1482 kam es im Zuge einer Schenkung an die PaulinerEremiten von Kulm zur ersten urkundlichen Erwähnung eines Kirchengebäudes. Diese erhielten unter anderem die Kirche von den Herren von Eberau, Stefan und Johann von Ellerbacher, übertragen. Die damalige Kirche befand sich aber nicht im Ort, sondern auf dem Friedhofshügel Hagensdorf-Luising, etwa 1,3 km nördlich der Ortschaft.[7] Laut Visitationsbericht von 1697 hatte die Kirche ein gewölbtes Sanktuarium mit Wandtabernakel, der Rest des Gebäudes eine farbig verzierte flache Decke. Durch die Lage außerhalb des Dorfes sie selten genutzt worden und (laut Visitation 1757) trotz einer Renovierung 1732mehr oder weniger zur Ruine verfallen.[8]
Im Jahr 1788 wurde sie daher abgerissen und, unter Verwendung des Materials der alten Kirche, direkt in der Ortschaft neu errichtet.[8][9] Bei einem Großbrand 1843, der nahezu das ganze Dorf vernichtete, blieben Kirche und Pfarrhof unbeschädigt.[10] 1878 wurde die Kirche vergrößert,[11] 1869 erhielt sie eine neue Orgel, die wiederum 1926 mit einem neuen Orgelwerk ausgestattet wurde.[12]
Renovierungen der Pfarrkirche wurden in den Jahren 1948, 1953, 1982 und 1999 durchgeführt.[9]
Architektur
Bei der Kirche handelt es sich um einen klassizistischenSaalbau mit Faschengliederung. Im Norden ist ein dreigeschoßiger teileingebundener Turm mit Spitzhelm vorgebaut, südseitig eine Polygonapsis mit eingezogenem Chor mit 3/8-Schluss. Nordwestseitig gibt es einen Sakristeianbau und im Südosten einen angebauten Aufbahrungsraum.
Über dem einschiffigen zweijochigen Langhaus befindet sich zwischen Doppelgurtbögen ein breites Platzlgewölbe, das auf Doppelpilastern ruht. Auch über das Chorjoch ist ein Platzlgewölbe gespannt. Ein rundbogiger Triumphbogen trennt das Kirchenschiff vom Chor, über dem sich ein Kappengewölbe befindet. Die einschiffige Empore verfügt über eine vorgebauchte Brüstung.
Ausstattung
Der Hauptaltar besteht aus einem niedrigen Holzaufbau, dem zentral ein Tabernakel aufgesetzt ist. Er trägt ein nimbiertesNomen Sacrum und wird beidseitig von je einer vergoldeten Engelsfigur flankiert. Darüber befindet sich in einer Bogennische das Altarbild Heiliger Kosmas und Damian.[13] Flankiert wird es von zwei Holzschnittfiguren der beiden Heiligen auf Wandkonsolen. Zwei weitere Konsolen mit Figuren der Heiligen ApostelPetrus und Paulus befinden sich an Pilastern im Altarraum.[14] Die vier Figuren wurden Ende des 18. Jahrhunderts geschaffen, jedoch zwischenzeitlich verändert. Über dem Altarbild gibt es ein modernes Deckengemälde der Heiligen Dreifaltigkeit.[14]
Neben einem großen Holzkreuz mit Christusfigur befinden sich im Altarraum ein Volksaltar mit Ambo, Taufkasten, Prozessionskreuz und zwei Prozessionsfahnen sowie ein lebensgroßes Gemälde der Heiligen Gisela von Bayern. Links am Triumphbogen befindet sich eine einfache Kanzel mit Schalldeckel, die aus der Bauzeit der Kirche stammt. Rechts am Triumphbogen gibt es eine Madonna mit Kind, auf mehreren Wandkonsolen im Bereich der Empore gibt es Figuren der Heiligen Josef, Florian, Antonius und Theresia.
Die Orgel mit zehn Registern und zwei Manualen stammt aus der Werkstatt von Ferdinand Pepper aus Steinamanger und hat ein Orgelwerk aus 1960 vom Eisenstädter Orgelbaumeister Huber.[15]
Im Turm befinden sich zwei unterschiedlich große Glocken, die wahrscheinlich 1821 in Graz gegossen und geweiht wurden.[16]
Sonstiges
Am Standort der ehemaligen Kirche teilen sich die beiden Orte Hagensdorf und Luising noch immer einen Friedhof. Er hat einen hölzernen Turm mit Glocke.[17]
Liste der Pfarrseelsorger von Hagensdorf:
Name
Wirkungszeit
Anmerkung
Simon Albert
1674
Pfarrer von Heiligenbrunn, ursprünglich aus Helvetia
N.N.
1697
Pfarrer von Heiligenbrunn, starb einige Wochen vor der Visitation
Johann B. Gruden (Groden)
1697–1698
Pfarrer von Heiligenbrunn, hatte ernste Probleme mit den Kuruzzen
ab 1973 auch Pfarrer von Heiligenbrunn, Mitglied des Priester- und Dekanatsrates, Träger des Ehrenrings von Heiligenbrunn, in der Freizeit als Fußballschiedsrichter tätig, starb als Pfarrer von Heiligenbrunn
P. Marcellus Lang, OFM
1991–1992
auch Pfarrer von Heiligenbrunn, stammte aus Polen, Franziskanerpater, gehörte zum Kloster Güssing
Mag. Georg Lang
1992–1993
auch Pfarrer von Heiligenbrunn, später Generalvikar der Diözese Eisenstadt
Mag. Burghardt Lang
1993–2013
auch Pfarrer von Heiligenbrunn, aus gesundheitlichen Gründen abberufen, später wieder Aushilfspfarrer in Hagensdorf und Heiligenbrunn, Träger des Verdienstkreuzes des Landes Burgenland[18]
Walter Rudy
2013–2015
zuvor bereits Aushilfskaplan in Hagensdorf und Heiligenbrunn
Mag. Ján Wechter
seit 2015
ursprünglich nur Pfarrer von Großmürbisch, später auch von Hagensdorf und Heiligenbrunn, seit 2020 Leiter des SeelsorgeraumsZur Göttlichen Barmherzigkeit/Unteres Stremtal mit Sitz in Strem[19]
Quelle: Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Hagensdorf[20]
Fotogalerie
Südansicht der Kirche
Empore mit Orgel
Kanzel mit Schalldeckel
Hl. Josef mit Kind
Bildnis der Hl. Gisela
Literatur
Dehio Burgenland 1976, Hagensdorf, Kath. Pfarrkirche hll. Kosmas und Damian, S. 123.