Oranienbaum
Oranienbaum ist ein Ortsteil der Stadt Oranienbaum-Wörlitz im Landkreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt. GeografieOranienbaum liegt etwa sechs Kilometer südlich der Elbe im Biosphärenreservat Mittelelbe und etwa zwölf Kilometer östlich von Dessau-Roßlau an der deutsch-niederländischen Ferienstraße Oranier-Route. GeschichteOranienbaumDer Ort trug ursprünglich den Namen Nischwitz. Er wurde 1179 erstmals im Besitz des Klosters Nienburg erwähnt. Um 1500 wurde Nischwitz wegen Bevölkerungsrückgangs aufgegeben (Wüstung). Im Jahre 1645 errichtete Fürstin Agnes von Anhalt-Dessau im Ort ein Festes Haus. Im Jahre 1660 ging Nischwitz in den Besitz von Prinzessin Henriette Catharina von Oranien-Nassau, der Frau des Fürsten Johann Georg II. von Anhalt-Dessau, über. Sie ließ 1669 eine Glashütte errichten. Im Jahre 1673 erhielt der Ort dann in Erinnerung an die Herkunft der Fürstin den Namen Oranienbaum. Der Architekt Cornelis Ryckwaert begann 1683 mit der Gestaltung Oranienbaums zu einem barocken Ensemble aus Stadt, Schloss und Park.[2] Schloss und Park von Oranienbaum sind Bestandteil des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs. Die Fürstin ließ 1693 ein Brauhaus errichten. Fürst Leopold I. verlegte 1734 die Broyhans-Brauerei von Dessau nach Oranienbaum. Ebenfalls seit dem Jahre 1693 wurde Tabak in Oranienbaum angebaut und mit der Verarbeitung begonnen. Im Jahre 1695 bekam Oranienbaum Marktrecht. 1709 gab es zwölf berechtigte Brauhäuser. 1712 wurde die evangelische Stadtkirche[3] erbaut. Zwischen 1712 und 1739 wurden zahlreiche Handwerksinnungen gegründet. 1793 bis 1797 wurden der Chinesische Inselgarten und die Pagode angelegt. Damit auch arme Mädchen lernen konnten, ließ die Fürstin 1810 eine Arbeitsschule für sie einrichten. Die klassische Orangerie (eine der längsten Europas) wurde von 1812 bis 1818 am Parkrand errichtet. Ebenfalls 1818 entstand eine Apotheke, eine weitere 1895. Das Stadtgericht mit den Ämtern Wörlitz und Rehsen wurde 1819 zum Justizamt für alle Ortschaften zwischen Elbe und Mulde. Der erste Tabak verarbeitende Betrieb wurde im Jahre 1824 gegründet. 1825 wurde eine neue Schule gebaut, 1880 eine Fortbildungsschule. Im Jahre 1864 wurde die Likörfabrik Friedrich gegründet, die aus Orangenblüten Likör herstellte. Die Fabrik bestand bis 1950. 1894 wurde die Bahnstrecke Dessau–Wörlitz (später weiter bis Gohrau-Rehsen) gebaut, an der Oranienbaum einen Haltepunkt erhielt. 1900 wurde Oranienbaum zum Luftkurort erklärt. Gleichzeitig wurde im Wald eine Heilstätte für Kinder gebaut. 1927 besaß Oranienbaum 70 beim Zollamt gemeldete Tabakproduktionen. Mit der Schließung der letzten Tabakfabrik Ephraim Schulze ging 1968 die Tabakproduktion in Oranienbaum zu Ende. Oranienbaum gehörte seit 1863 zum Kreis Dessau im Herzogtum Anhalt (1919–1932 im Freistaat Anhalt). 1932–1950 war die Stadt Teil des Landkreises Dessau-Köthen im Freistaat Anhalt bzw. im Land Sachsen-Anhalt. Am 20. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Goltewitz nach Oranienbaum eingemeindet.[4] Von 1952 bis 1994 gehörte Oranienbaum zum Kreis Gräfenhainichen des DDR-Bezirks Halle bzw. im Land Sachsen-Anhalt. 1994 erfolgte die Eingliederung in den Landkreis Anhalt-Zerbst. Von 1994 bis 2004 war die Stadt der Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Oranienbaum.[5] Im Jahre 2006 fand eine Volksabstimmung im Rahmen der Gebietsreform des Landes Sachsen-Anhalt über die Eingemeindung der Stadt nach Dessau statt. Die Abstimmung brachte allerdings wegen Unstimmigkeiten zwischen den Konfliktparteien kein Ergebnis. In den Jahren 2004 und 2012 besuchte die niederländische Königin Beatrix Oranienbaum. 2007 wurde die Stadt Oranienbaum aufgrund einer Kreisgebietsreform vom ehemaligen Landkreis Anhalt-Zerbst in den Landkreis Wittenberg eingegliedert.[6] Seit dem 1. Januar 2011 ist Oranienbaum ein Teil der neu gebildeten Stadt Oranienbaum-Wörlitz.[7] Zur bis dahin selbstständigen Stadt Oranienbaum gehörten die Ortsteile Goltewitz und Kapen. Seit 2020 steht am Oranienbaumer Busbahnhof, zur Schlossstraße, das Baumdenkmal für die Deutsche Einheit. Zum Denkmal gehören eine Rundbank im Zentrum und mehrere Infotafeln. Die Bäume wurden am 28. März 2020 gepflanzt und das Ensemble anlässlich des 30. Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober eingeweiht.[8][9][10] Bevölkerung
GoltewitzGoltewitz liegt etwa 1 km östlich von Oranienbaum. Der Ort war seit dem 16. Jahrhundert kursächsisch (Amt Gräfenhainichen) und wurde 1815 preußisch (Landkreis Bitterfeld). 1942 kam Goltewitz zu Anhalt (Landkreis Dessau-Köthen) und wurde am 1. Juli 1950 eingemeindet. Goltewitz hat 212 Einwohner.[1] KapenKapen war ursprünglich ein Waldgebiet mit Forstamt westlich von Oranienbaum. Im Jahr 1902 wurde am Weg von Vockerode zum Forsthaus Kapen ein fürstliches Jagdhaus („Kapenschlösschen“, „Kapenmühle“) errichtet. Nach Auflösung des Herzogtums Anhalt 1918 dienten die nun landeseigenen Gebäude und das dazugehörige Gelände verschiedenen Zwecken, unter anderem als Erholungsheim des Deutschen Reichskriegerbundes, als Ausschank für Wanderer und als Jagdschloss der ehemaligen Gauleitung Magdeburg-Anhalt der NSDAP. Ab 1935 wurde ein Teil des Gebietes als Truppenübungsplatz verwendet.[14] Zudem wurde eine Munitionsanstalt errichtet, die Heeresmunitionsanstalt Kapen. 1936 wurde in unmittelbarer Nachbarschaft ein Chemiewerk errichtet, in dem Sprengstoffe und Zubehör sowie weitere Rüstungsgüter konfektioniert wurden.[15] Das Gelände war auch nach der Wende noch stark kontaminiert.[16] Die Dessau-Wörlitzer Eisenbahn errichtete einen eigenen Haltepunkt und Anschlussgleise. 1945 wurden die Kasernen und der Truppenübungsplatz sowie das Forsthaus von der sowjetischen Armee übernommen. 1948 wurde im Chemiewerk die Konfektionierung von Sprengstoffen und Zubehör wieder aufgenommen. Es wurden angelieferte Sprengstoffe weiterverarbeitet, u. a. erfolgte hier die Produktion der Selbstschussanlagen, welche an der innerdeutschen Grenze zum Einsatz kamen.[17] Die Kapenmühle wurde als eine Basis der Hauptverwaltung VIII des Ministeriums für Staatssicherheit genutzt. 1985 wurde die Dessau-Wörlitzer Eisenbahnlinie am Haltepunkt Kapen durch ein Containerterminal erweitert. 1991 entstand auf dem Gelände des Chemiewerkes der „DESSORA“-Gewerbepark. Neue Firmen siedelten sich an. Der Autobahnanschluss (A 9) Dessau-Ost ist nur etwa 3 km entfernt. 1991 räumte die sowjetische Armee Kasernen und Forsthaus, das Ministerium für Staatssicherheit die Kapenmühle. Die Kapenmühle wurde zunächst Sitz der Aufbauleitung für den späteren Standort der Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe, welche 1997 in das Forsthaus und das 1993 renovierte Kapenschlößchen einzog. Einige alte Gebäude wurden dabei abgerissen. 2008 wurde der erste Friedwald Sachsen-Anhalts mit einer Größe von 118 Hektar in dem ausgedehnten Waldgebiet eingerichtet. Kapen hat 13 Einwohner.[1] ReligionZur Evangelischen Landeskirche Anhalts gehört die Stadtkirche Oranienbaum, die katholische Christkönig-Kirche gehört zur Pfarrei Dessau des Bistums Magdeburg. Die neuapostolische Kirche in Oranienbaum wurde 2007 geschlossen. PolitikWappenDas Wappen wurde am 13. April 1994 durch das Regierungspräsidium Dessau genehmigt und im Landeshauptarchiv Magdeburg unter der Wappenrollennummer 11/1994 registriert. Blasonierung: „In Silber ein grüner Orangenbaum mit neun goldenen Früchten, wachsend aus einem zweihenkligen blauen Kübel.“ Die Farben zeigen Grün – Silber (Weiß). Das Wappen ist auf den Ortsnamen bezogen und somit ein redendes Wappen. StädtepartnerschaftenDie Stadt Oranienbaum unterhielt eine Städtepartnerschaft zur rheinland-pfälzischen Stadt Daun. Freundschaftliche Beziehungen bestehen zur brandenburgischen Schwesterstadt Oranienburg und seit 2000 zum niederländischen Königshaus. Sehenswürdigkeiten und KulturSehenswürdigkeiten
Gedenkstätten
Denkmale
Veranstaltungen
Vereine
Verkehr
Persönlichkeiten
Literatur
WeblinksCommons: Oranienbaum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Oranienbaum – Reiseführer
Einzelnachweise
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