Operation Ironclad
Operationen der britischen Eastern Fleet
während des Pazifikkriegs 1944 1945 Operation Ironclad (engl. für Panzerschiff) war die Besetzung der von Vichy-Frankreich kontrollierten Insel Madagaskar während des Zweiten Weltkriegs durch die Briten. Sie begann am 5. Mai 1942 und endete mit der Kapitulation der letzten kämpfenden französischen Einheiten am 8. November 1942. HintergrundMadagaskar gehörte seit 1885 zum französischen Kolonialreich. Nach der deutschen Besetzung Frankreichs hielt die Inselverwaltung treu zum Vichy-Regime. Die im Norden der Insel gelegene Stadt Diego Suarez (heute Antsiranana) besaß aufgrund ihrer großen Bucht einen hervorragenden Naturhafen. Dieser, die Stadt selbst sowie die schmale, sich nach Osten öffnende Einfahrt (Oronjia Pass) wurden durch Küstenartillerie geschützt. Die Marinebasis liegt eingeschlossen auf der Halbinsel zwischen zwei der vier kleinen Buchten.[2] AchsenmächteNach der Eroberung Südostasiens östlich von Burma bis Ende 1942 war das Oberkommando der Japaner in der Lage, sich ungehindert im Indischen Ozean zu bewegen. Am 17. Dezember 1941 hatte der deutsche Vizeadmiral Kurt Fricke den japanischen Vizeadmiral Nomura Naokuni getroffen und mit ihm Marineeinsätze besprochen. Bei einem weiteren Treffen am 27. März 1942 betonte Fricke die Bedeutung des Indischen Ozeans für die Achsenmächte und äußerte den Wunsch, dass die Japaner die nördlichen Routen im Indischen Ozean attackieren. Fricke setzte sich dafür ein, dass die Achsenmächte einen stärkeren Fokus auf Ceylon, die Seychellen und Madagaskar legen sollten. Es sollte ein stärkerer Fokus auf diese Routen als auf Australien gelegt werden.[3] Am 8. April teilten die Japaner Fricke mit, dass sie planten, vier bis fünf U-Boote und zwei Hilfskreuzer für Operationen zwischen Aden und dem Kap der Guten Hoffnung abzustellen. Operationen zwischen Madagaskar und Ceylon wurden nicht konkret angesprochen.[4] AlliierteDie Alliierten hatten am 27. November 1941 von Japans Plänen gehört und der britische Generalstab diskutierte die Möglichkeiten, dass die Vichy-Regierung Japan Madagaskar zur militärischen Besatzung bzw. Basen in Madagaskar überlassen würde. Marineexperten planten als Präventivmaßnahme die Besetzung der Insel.[5] Am 16. Dezember richtete sich General de Gaulle in einem Brief an Churchill. Er forderte darin den Einsatz freifranzösischer Truppen gegen Madagaskar.[6][7] Churchill erkannte das Risiko, das ein japanisch besetztes Madagaskar für die Schifffahrt im Indischen Ozean darstellte, im Besonderen für die Routen nach Indien und Ceylon, und legte den Hafen von Diego Suarez als strategische Schlüsselstellung fest. Churchill machte den Planern gegenüber deutlich, dass er nicht glaube, dass Großbritannien die Ressourcen für eine solche Operation habe und dass er keine gemeinsame Aktion mit Briten und Freifranzosen wünsche (das Versagen der Freien Franzosen vor Dakar war für diese Sichtweise ausschlaggebend.). Ab dem 12. März 1942 war Churchill von der Notwendigkeit der Operation überzeugt. Des Weiteren traf er die Entscheidung, ohne die freifranzösischen Truppen vorzugehen. Als Vorbereitungsmaßnahmen (die Vorbereitungsmaßnahmen wurden als Operation Bonus bezeichnet[8][9]) legte Churchill folgende Punkte fest:[10]
Alliierte VorbereitungenAm 14. März wurde die Force 121 unter dem Kommando von Major-General Robert Sturges aufgestellt. Rear Admiral Edward Neville Syfret bekam den Befehl über die Force H, die Marinestreitkräfte.[11] Force 121 verließ Großbritannien am 23. März und vereinigte sich mit Admiral Syfrets Schiffen in Freetown. In zwei Konvois bewegte man sich zum Sammelpunkt bei Durban, Südafrika. Hier trat die 13. Brigade der 5. Division dazu. General Sturges’ Gruppe, bestand aus drei Infanteriebrigaden, während Admiral Syfrets Gruppe aus dem Schlachtschiff Ramillies, den Flugzeugträgern Illustrious und Indomitable, den Kreuzern Devonshire und Hermione, elf Zerstörern, sechs Minenräumern, sechs Korvetten und Hilfsschiffen bestand. Ziel war es, in Diego Suarez anzulanden. Die Stabschefs glaubten unerschütterlich daran, dass die Operation Erfolg haben werde und man idealerweise kampflos landen könne.[11] Seit der britischen Katastrophe in der Schlacht um die Dardanellen war das die erste britische amphibische Operation.[12] Während des Zusammentreffens in Durban bemerkte Field-Marshal Smuts, dass die Besetzung von Diego Suarez keine Garantie gegen die Angriffe der Japaner bieten werde. Die Häfen von Majunga und Tamatave müssten ebenfalls besetzt werden. Dies wurde von den Stabschefs diskutiert, aber wegen des Mangels an Soldaten entschied man sich dafür, nur in Diego Suarez zu landen.[11] Churchill äußerte die Meinung, dass nur eine starke Flotte und ausreichende Luftunterstützung aus Ceylon Madagaskar dauerhaft sichern könne. Er schickte General Wavell (India Command) ein Schreiben des Inhalts, dass, sobald die ursprünglichen Ziele erfüllt wurden, die ganze Verantwortung für die Sicherung Madagaskars an Wavell weitergegeben werden würde. Er fügte hinzu, dass, wenn die Kommandoeinheiten abgezogen werden würden, die Aufgaben der Garnison von zwei afrikanischen Brigaden und einer Brigade aus Belgisch-Kongo oder von der Westküste Afrikas durchgeführt werden würde.[13] Im März und April hatte die South African Air Force (SAAF) Aufklärungsflüge über Diego Suarez durchgeführt und No. 32, 36 und 37 Coastal Flights wurden abgezogen und nach Lindi an der Küste Tansanias verlegt. Dazu kamen elf Beauforts und sechs Marylands um Luftunterstützung während der Operation zu gewährleisten.[14] Im März 1942 hatten japanische Flugzeugträger die Attacke im Indischen Ozean durchgeführt. Dies führte dazu, dass die britische Eastern Fleet den nordöstlichen Indischen Ozean verließ und sich nach Kilindini (der Tiefseehafen von Mombasa) in Kenia zurückzog. Dieser Rückzug eröffnete den Briten einen neuen Angriffsbereich: Die Möglichkeit der japanischen Marine, von Madagaskar aus zu operieren, war nun im Fokus. Sie bedrohte die 8. Armee und die Eastern Fleet. Japanische U-Boote hatten zu dieser Zeit die größte Reichweite, einige mehr als 10.000 Kilometer. Hätte Japan U-Boot-Stützpunkte auf Madagaskar errichten können, wären die alliierten Kommunikationswege betroffen gewesen. Dies hätte eine Region betroffen, die den Pazifik und Australien, den Mittleren Osten und den Südatlantik umfasste. Durchführung der OperationDie alliierten Kommandeure beschlossen, einen amphibischen Angriff auf Madagaskar zu starten. Die Aufgabe hieß Operation Ironclad und wurde von der Force 121 ausgeführt. Force 121 bestand aus alliierten Marine-, Land- und Luftstreitkräften. Kommandiert wurde sie von Major-General Robert Sturges von den Royal Marines. Die Landstreitkräfte der British Army bestanden aus der 29. unabhängigen Infanterie-Brigadegruppe, No 5 (Army) Commando und zwei Brigaden der 5th Infantry Division, wobei letztere auf dem Weg nach Indien mit dem Rest ihrer Division waren. Das alliierte Marine-Kontingent bestand aus mehr als 50 Schiffen, abgezogen von der Force H, der Home Fleet und der Eastern Fleet. Kommandiert wurden diese von Konteradmiral Edward Neville Syfret. Die Flotte beinhaltete auch die Illustrious, ihr Schwesterschiff Indomitable und das betagte Schlachtschiff Ramillies. LandungenNach vielen Aufklärungsflügen durch die South African Air Force (SAAF) bestand die erste Angriffswelle aus der 29. Infanterie-Brigade und dem No 5 Commando. In Landungsbooten fand der Angriff am 5. Mai 1942 statt. Zur zweiten Angriffswelle gehörten die zwei Brigaden der 5. Infanteriedivision und Royal Marines. Alle Landungen wurden mit Landungsfahrzeugen durchgeführt. Deren Ziel waren: Courrier Bay und Ambararata Bay, westlich des großen Hafens von Diego Suarez (später als Antsiranana bekannt), an der Nordspitze von Madagaskar. Ein Ablenkungsangriff wurde im Osten durchgeführt. Luftunterstützung wurde durch Fairey Albacores, Grumman Martlets und Fairey Swordfish gewährleistet. Diese attackierten Schiffe der Vichy-Truppen. Eine kleinere Anzahl von SAAF-Fliegern unterstützte sie dabei. Die verteidigenden Vichy-Kräfte, angeführt von Generalgouverneur Armand Léon Annet, bestanden aus etwa 8.000 Soldaten, von denen etwa 6.000 Madagassen waren. Ein Großteil der übrigen Soldaten bestand aus Senegalesen. Zwischen 1.500 und 3.000 waren rund um Diego Suarez konzentriert. Allerdings waren Marine- und Luftabwehrkräfte relativ schwach und/oder veraltet: acht Küstenbatterien, zwei Hilfskreuzer, zwei Schaluppen, fünf U-Boote, 17 Morane-Saulnier MS.406-Jagdflugzeuge und zehn Potez-63-Bomber. Nach heftigen Kämpfen kapitulierten die Streitkräfte in Diego Suarez am 7. Mai. Erhebliche Vichy-Kräfte zogen sich in den Süden zurück. Die japanischen U-Boote I-10, I-16 und I-20 trafen drei Wochen später am 29. Mai ein. Ein Aufklärungsflugzeug von I-10 sichtete die HMS Ramillies, die im Hafen von Diego Suarez lag, aber das Flugzeug wurde ebenfalls entdeckt und die Ramillies änderte ihren Liegeplatz. I-20 und I-16 schickten zwei Kleinst-U-Boote, von denen eines in den Hafen eindrang und zwei Torpedos abschießen konnte, während es von zwei Korvetten gejagt wurde. Ein Torpedo beschädigte die Ramillies schwer, während der zweite den Öltanker British Loyalty versenkte (dieser wurde später wieder flott gemacht). Die Ramillies wurde später in Durban und Plymouth repariert. Die Besatzung eines der U-Boote strandete. Leutnant Saburo Akieda und der Maat Masami Takemoto bewegten sich ins Landesinnere und versuchten, sich in einem Dorf zu verpflegen. Sie wurden in einem Feuergefecht mit Royal Marines drei Tage später getötet. Das zweite Kleinst-U-Boot sank auf hoher See und die Leiche eines seiner Besatzungsmitglieder wurde einen Tag später an Land gespült. Die Operation an LandDie Feindseligkeiten fanden weiter mit geringer Heftigkeit statt. Diese dauerten jedoch noch mehrere Monate. Im Sommer des Jahres 1942 wurden die beiden Brigaden der 5. Infanteriedivision nach Indien beordert. Am 22. Juni trafen die King’s African Rifles aus Ostafrika ein. Operation Stream Line JaneDie amphibischen Operationen liefen unter dem Decknamen Stream Line Jane.[15] Man wollte noch vor der Regenzeit Operationen durchführen. Stream Line Jane umfasste drei separate Teiloperationen mit den Decknamen Stream, Line und Jane. Die amphibischen Landungen in Majunga am 10. September und Tamatave am 18. September liefen unter Stream und Jane, während Line der Vormarsch von Majunga aus in die Hauptstadt Tannanarive war, die am 23. September fiel. Majunga, ein Hafen an der Nordwestküste der Insel, wurde im Rahmen der Operation Stream am 10. September von der 29. Unabhängigen Brigadegruppe unter dem Kommando von Brigadier F. W. Festing eingenommen und gesichert. Unterstützt wurde die Landung von der Force A unter dem Befehl von Konteradmiral W. G. Tennant. Das Oberkommando über die bereitgestellten Schiffe der Eastern Fleet hatte Admiral Sir James Somerville. Die Force A bestand aus den Leichten Kreuzern Birmingham, Gambia und der niederländischen Jacob van Heemskerck, sowie den Zerstörern Napier, Nepal, Nizam, der australischen Norman und den niederländischen Tjerk Hiddes und Van Galen. Der Flugzeugträger Illustrious und der Seeflugzeugtender Albatros, die von den Zerstörern Express, Fortune, Hotspur und Inconstant eskortiert wurden, waren für den Schutz aus der Luft verantwortlich.[15][16] Trotz Gegenwehr durch Maschinengewehrfeuer übernahmen die Briten die Kontrolle über das örtliche Postamt und beschlagnahmte kurz darauf die Residenz des Gouverneurs. Die Alliierten hatten mit natürlichen Widrigkeiten und Hindernissen der Vichy-Truppen zu kämpfen. Die Alliierten eroberten schließlich die Hauptstadt Tananarive ohne viel Widerstand und dann die Stadt Ambalavao (in der Region Haute Matsiatra). Die Operation Line wurde durch starke Brandung behindert. Als eine Barkasse des Kreuzers Birmingham auf die Küste zusteuerte, wurde sie von französischen Küstenbatterien beschossen. Umgehend drehte die Barkasse wieder um. Kurz darauf feuerte die Birmingham dann mit ihren Hauptgeschützen auf die Küstenbatterien und innerhalb von drei Minuten ergaben sich die Vichy-Franzosen und Tamatave war in britischer Hand. Die beiden Bataillone der South Lancashire und Royal Welch Fusiliers begaben sich nach Süden, um sich mit den dortigen Streitkräften zu verbinden. Nachdem sie die britischen Kommunikationslinien rund um die Insel gesichert und Tananarive erreicht hatten drangen sie nach Moramanga vor und schlossen sich am 25. September mit den King’s African Rifles zusammen, Zur gleichen Zeit machten sich die ostafrikanische Infanterie und südafrikanische Panzerwagen auf den Weg, um den geflüchteten Gouverneur Annet zu finden.[15] Die letzte große Aktion fand in Andriamanalina am 18. Oktober statt, wo die Vichy-Franzosen planten, die vorrückenden britischen Streitkräfte in einen Hinterhalt zu locken. Die Alliierten umgingen jedoch die Falle und griffen die Franzosen aus deren Rücken an. Die Vichy-Franzosen erlitten schwere Verluste, die dazu führten, dass 800 von ihnen kapitulierten. Am 6. November wurde in Ambalavao ein Waffenstillstand unterzeichnet. Annet ergab sich nahe Ihosy im Süden der Insel am 8. November.[15][17] Die Alliierten verloren etwa 500 Mann bei der Landung in Diego Suarez. In den Stream Line Jane Operationen nach dem 10. September wurden 30 getötet und 90 verwundet.[15] AuswirkungenPaul Legentilhomme, General der Truppen des Freien Frankreichs (France Libre), wurde neuer Hochkommissar für Madagaskar; die französische Kontrolle über die Insel war nach Kriegsende nicht mehr dauerhaft aufrechtzuerhalten. 1947 kam es auf der Insel zum Madagaskar-Aufstand, der von der Kolonialmacht niedergeschlagen wurde. Die Unabhängigkeitsbewegung konnte aber nicht weiter unterdrückt werden, so dass die Insel 1960 die Unabhängigkeit erhielt. Übersicht der beteiligten StreitkräfteAlliierte Streitkräfte
Vichy-Frankreich
LandstreitkräfteDie folgende Auflistung zeigt die madagassischen und Vichy-französischen Kräfte im Juli 1942.[19] Westküste
Ostküste
Inselzentrum
Andere
Japanische Marinestreitkräfte
Quellen
Literatur
WeblinksCommons: Operation Ironclad – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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