Olympische Winterspiele 1936/Ski Alpin
Bei den IV. Olympischen Winterspielen 1936 in Garmisch-Partenkirchen standen erstmals Wettbewerbe im alpinen Skisport auf dem Programm. Den Beschluss zur Aufnahme traf der Internationale Skiverband (FIS) auf seinem Kongress am 25. Februar 1934 in schwedischen Sollefteå. Über die endgültige Aufnahme in das olympische Programm entschied dann das Internationale Olympische Komitee während seiner 32. Session im Mai 1934 in Athen. In Abkehr vom Programm der Skiweltmeisterschaften sollten bei den Olympischen Spielen lediglich Medaillen für eine kombinierte Wertung aus Abfahrtslauf und Slalom vergeben werden, so wie sie seit 1928 im Rahmen des Arlberg-Kandahar-Rennens veranstaltet wurde. Austragungsorte waren für die Abfahrt die Kandahar-Abfahrtsstrecke am Kreuzeck und für den Slalom der Gudiberg. BilanzMedaillenspiegel
Medaillengewinner
VorschauIn einer Vorschau auf die Alpinrennen hielt «Sport Zürich» am 7. Februar 1936 fest, dass im Herrenbereich bis auf die Schweizer und Österreicher so ziemlich die Elite der Skifahrerwelt teilnehmen werde. Weil jedoch gerade jene Länder keine Fahrer ins Treffen schickten, die im Abfahren und im Slalom führend seien, könne der Olympiakonkurrenz nicht jene außerordentliche Bedeutung beigemessen werden, die ihr eigentlich zustehen würde. Es wurde auch an der reinen Amateureigenschaft von Émile Allais gezweifelt, der als Skilehrer Geld genommen haben soll. Auch die Italiener hätten die Angelegenheit weniger ernst genommen. Bei den Norwegern wurde Springerkönig Birger Ruud hervorgehoben, bei den mit einer ausgeglichenen Mannschaft antretenden Briten Peter Lunn. Die Japaner würden erstmals mit einer Skimannschaft in die „Alte Welt“ kommen. Polen könne auf Bronisław Czech zählen, die Kanadier und US-Fahrer sollten nach den Trainingsergebnissen nicht unter den Letzten zu finden sein. Im Damenbereich sei Deutschland mit Weltmeisterin Christl Cranz das Spitzenteam, die britischen Vertreterinnen dürften als deren größte Gegnerinnen bezeichnet werden. Dem Schweizer Otto Furrer war das Training der Kanadierinnen anvertraut. Bei den 125 gemeldeten Herren waren bei der Nennung 66 übriggeblieben, bei den Damen waren es 37 Teilnehmerinnen. Für die Startnummernauslosung einigten sich die Funktionäre darauf, das Feld in drei Gruppen nach Leistung und Können einzuteilen und die Auslosung innerhalb dieser Gruppen vorzunehmen.[1] ErgebnisseAlpine Kombination (Männer)
Abfahrt: 7. Februar, 12:00 Uhr Slalom: 9. Februar, 09:00 Uhr 66 Fahrer waren am Start, 33 von ihnen erreichten das Ziel. Alpine Kombination (Frauen)
Abfahrt: 7. Februar, 11:00 Uhr Slalom: 8. Februar, 11:00 Uhr 37 Fahrerinnen waren am Start, 29 von ihnen erreichten das Ziel. Anmerkungen zum RenngeschehenUngewohnt war die damalige Handhabung (somit auch bei dieser Olympiaentscheidung) für die Vergabe der Kombinationspunkte. Für einen Laufsieg wurden 100 Punkte vergeben und die weiteren Platzierten in einem komplizierten Rechensystem, in Relation zur Bestzeit, mit entsprechenden Punkten bonifiziert. Dazu gab es noch, um die Endpunkte zu vergeben, eine weitere Vergleichssituation zwischen den Abfahrts- und Slalompunkten, wobei ein Mittelwert gebildet wurde. AbfahrtBeide Abfahrten brachten Überraschungssiege, wobei besonders Laila Schou Nilsen für Erstaunen sorgte. Für Norwegen waren es die ersten Siege in einem großen alpinen Skirennen. Es war in eingeweihten Kreisen sowohl bei den Damen als auch Herren mit Siegen für das Gastgeberland gerechnet worden. Zwar hatten ein Jahr zuvor bei den Deutschen Winterkampfspielen auf der «Neuner-Strecke» im Herrenbereich sowohl Franz Pfnür als auch Gustav Lantschner gefehlt, trotzdem konnte prognostiziert werden, dass die beiden beste Streckenkenntnisse hatten.[2] Die auf der gleichen Strecke gefahrenen Abfahrten (bei den Herren erfolgte der Start auf 1.719 m Höhe vom Kreuzjoch, bei den Damen etwas weiter unten bei der sogenannten «Seele» auf 1.580 m, das Ziel lag auf 760 m bei der Kreuzeckbahn) waren äußerst selektiv. Obwohl es sonnig war, hatten die Teilnehmer nicht die besten Sichtverhältnisse, denn der Großteil der Abfahrt führte durch einen Wald und durch Unterholz. Etwa 10.000 bis 15.000 Zuschauer hatten sich eingefunden. Die Kurssetzung war offensichtlich darauf ausgerichtet, dass reines Tempofahren und freches Draufgängertum eines Birger Ruud nicht ausreichen sollten. Im «Labyrinth» spielte sicheres Schwingen zwischen den Tannen eine große Rolle. Die vier besten Deutschen hatten mit 19:55,2 eine bessere Zeit als die auch unter den ersten Zehn klassierten vier Norweger (20:02,6). Insgesamt lagen die Läufer in den Zeiten weiter auseinander als bei Kandahar-Rennen. Schou Nilsen nahm den Steilhang mit Leichtigkeit. Cranz war bei einer Traverse nicht vorsichtig, stürzte in ein Loch mit einer Schneeverwehung und verlor rund 20 Sekunden, bis sie hoch- und wegkam. Wegen einer Trainingsverletzung, die sie sich am 4. Februar zugezogen hatte, konnte die Schweizerin Anny Rüegg nicht starten.[2] Die jeweils zehn Besten der Abfahrt:
SlalomNachdem Christl Cranz in der Abfahrt auf Rang 6 gefahren war, bewies sie am folgenden Tag, dass sie die weltbeste Slalomläuferin war. Auch die übrigen Deutschen fielen sehr deutlich ab, doch zusammen mit Erna Steuri waren sie gegenüber dem übrigen Feld noch ein großes Stück voraus. Die Startreihenfolge im Slalom erfolgte aufgrund der in der Abfahrt erzielten Platzierung. Somit begann Laila Schou Nilsen vor Resch, Grasegger etc. (dieselbe Reihenfolge war auch im zweiten Durchgang gegeben). Im ersten Lauf war Cranz bereits um 4 s schneller als Grasegger. Ein Torfehler brachte Schou Nilsen bereits eine erhebliche Einbuße (sechs Strafsekunden). Steuri war im oberen Streckenteil kurz zu Fall gekommen und hatte fünf bis sechs Sekunden verloren, auch Lisa Resch war bei einer Schlüsselstelle hängengeblieben. Hady Pfeifer ließ sich keinen groben Fehler zuschulden kommen. Dybwad, Kessler und Schimmelpenninck gehörten noch zum Kreis jener Läuferinnen, die der Aufgabe gewachsen waren. Wenngleich die Norwegerin im zweiten Durchgang vorerst Bestzeit fuhr und großteils deutlich schneller als die anderen Konkurrentinnen war, enteilte ihr Cranz danach. Nach Graseggers Endzeit war bereits klar, dass Schou Nilsen nicht gewinnen würde.[3] Zum Slalom der Männer waren Menschenmassen eingetroffen, wie man sie bislang bei einem Skiwettkampf noch nie gesehen hatte. 52 Extrazüge aus München hatten 30.000 bis 40.000 Interessierte herangeführt, von denen viele ihren Proviant selbst mitbrachten. Die anderen wurden durch einen Hilfszug «Bayern» und die in drei Tagen errichtete provisorische Festhalle der Organisation Kraft durch Freude verpflegt. Wenngleich der Rennbeginn erst um 11 Uhr angesetzt war, gingen schon im Morgengrauen Tausende auf den Gudiberg, um sich einen guten Platz zu sichern. Auf den Haupttribünen gab es ab 10 Uhr keinen freien Platz mehr, die Schätzung der Zuschauerzahl lag zwischen 60.000 und 70.000. Der Parcours war sehr schwer; von den 60 aus der Abfahrt verbliebenen Läufern gingen vier nicht an den Start. Es galt einige heikle Kombinationen zu bewältigen, manche Stellen waren bald so blank gescheuert, dass viele Teilnehmer auf dem Eis den Halt verloren und abrutschten. Etwa 14 Fahrer zeigten wirklich gutes Slalomfahren, danach schnellten die Laufzeiten unheimlich in die Höhe. Während Franz Pfnür zweimal Bestzeit aufstellte, benötigten viele Läufer über 100 Sekunden oder gar das Doppelte. Die Abwicklung des ersten Laufes dauerte über zwei Stunden. Deshalb entschloss sich die Jury, für den zweiten Lauf 21 Läufer zu dispensieren (zwei weitere waren disqualifiziert worden). Dadurch nahmen nur mehr 33 Läufer den zweiten Kurs auf, und alle konnten sich klassieren.[3] Die jeweils zehn Besten des Slaloms:
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Einzelnachweise
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