Olympische Sommerspiele 1976/Handball
Bei den XXI. Olympischen Spielen 1976 in Montreal wurden zwei Wettbewerbe im Handball ausgetragen. MännerQualifikationFür das olympische Handballturnier qualifizierte sich zunächst Gastgeber Kanada und bereits 1974 der amtierende Weltmeister Rumänien. Aus Afrika kam der im April 1976 ermittelte Kontinentalmeister Tunesien hinzu. Für den gesamtamerikanischen Bereich qualifizierte sich die Mannschaft aus den USA kampflos, da der Gegner Argentinien aus Südamerika seine Teilnahme an den Qualifikationsspielen zurückzog. Aus dem Bereich der AHF qualifizierte sich in einem bisher nicht näher bekannten Qualifikationsmodus das Team aus Japan für Olympia. Für die europäischen Mannschaften wurden am 13. April 1975 in Dortmund von der IHF die Qualifikationsgruppen ausgelost. Die Auslosung hatte insofern ihren sportlichen Reiz, als das nach dem deutsch-deutschen Duell bei der Fußball-WM 1974 nun auch im Handball sich zwei ambitionierte Mannschaften in regulären Qualifikationsspielen gegenüberstanden. Die Mannschaft des DHV war 1974 Vizeweltmeister im eigenen Land geworden, während der DHB nach dieser für ihn eher enttäuschenden WM den Trainer des Olympiasiegers von 1972, Vlado Stenzel verpflichtet hatte. Die Qualifikationsspiele fanden im Zeitraum zwischen dem 3. November 1975 und dem 7. März 1976 statt.[1] ModusGespielt wurde in sieben Dreiergruppen, aus denen sich jeweils der Gruppenerste für das olympische Handballturnier qualifizierte. Maßgeblich für die Platzierung waren zunächst die erzielten Punkte. Bei Punktgleichheit hatte die IHF allerdings einen besonderen Passus beschlossen. Nun wurden zunächst die beiden Vergleiche der punktgleichen Mannschaften herangezogen und dort nach dem Gesamtergebnis beider Spiele gewertet. Waren beide Mannschaften auch in diesem Vergleich torgleich, wurde erst an dritter Stelle das Gesamttorverhältnis als Kriterium herangezogen. Diese Regelung sollte in einigen Gruppen Relevanz entwickeln.[2] Qualifikationsgruppen in EuropaGruppe 1In der Gruppe 1 wurde der Olympiasieger und Weltmeisterschaftsdritte seiner Favoritenrolle gerecht und qualifizierte sich letztlich souverän. Allerdings machte die isländische Mannschaft das Geschehen spannender als gedacht. Erst im letzten Gruppenspiel fiel die Entscheidung und zur Halbzeitpause lag in Nove Mesto noch eine Sensation in der Luft. Die Isländer führten beim haushohen Favoriten Jugoslawien mit zwei Toren Vorsprung und hätten sich bei einem Sieg mit sechs Toren Unterschied für Olympia qualifiziert. Das ließen sich die Jugoslawen allerdings nicht bieten und entschieden das Spiel letztlich knapp für sich, womit sie sich verlustpunktfrei für Olympia qualifizierten.
Spielergebnisse
Gruppe 2In der Gruppe 2 kämpften der olympische Silbermedaillengewinner Tschechoslowakei und WM-Teilnehmer Schweden mit dem Außenseiter Italien um das Olympiaticket. Während die Schweden und Tschechoslowaken die Spiele gegen Italien jeweils mit deutlichen Siegen als Pflichtaufgabe erledigten, entspann sich zwischen den beiden Teams ein erbitterter Zweikampf. Durch einen knappen Heimsieg im schwedischen Malmö hatten allerdings die Skandinavier vor dem letzten Spiel in Trnava mit zwei Punkten Vorsprung die besseren Karten. In der slowakischen Handballhochburg gaben die Schweden jedoch das schon sicher geglaubte Olympiaticket noch aus der Hand. Nach einem beruhigenden 9:9-Halbzeitstand drehten die Tschechoslowaken nochmal auf und gewannen das Spiel mit vier Toren Unterschied. Nun war das Gesamttorergebnis der Spiele zwischen den beiden Kontrahenten entscheidend und da lagen die Tschechoslowaken in der Endabrechnung mit 32:30 vorn und qualifizierten sich somit für Olympia.
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Gruppe 3In der dritten Gruppe kämpften die WM-Teilnehmer Ungarn und Bulgarien mit Außenseiter Schweiz um den Olympiaplatz. Allerdings verhalf der vermeintliche Außenseiter durch einen etwas überraschenden Heimsieg gegen Bulgarien der ungarischen Mannschaft dazu, dass sie sich als einzige Mannschaft bereits nach dem dritten Gruppenspiel für Olympia qualifiziert hatte.
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Gruppe 4In der vierten Gruppe war die sowjetische Auswahl vom Losglück begünstigt und hatte mit den zweitklassigen Mannschaften aus Frankreich und Österreich keine ernst zu nehmenden Konkurrenten. Beide Teams hatten sich für die WM 1974 nicht qualifiziert und waren daher auch gegen den WM-Fünften in jedem Spiel auf verlorenem Posten. Durchschnittlich erzielte die Mannschaft der UdSSR in jedem Spiel fast 30 Tore und löste damit ungefährdet das Olympiaticket.
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Gruppe 5Nach dem legendären Spiel während der Fußball-WM 1974 zwischen der Bundesrepublik und der DDR ergab die Auslosung nun in einer weiteren Mannschaftssportart einen deutsch-deutschen Vergleich. Allerdings waren die Favoritenrollen anders als im Handball besetzt. Bei der WM im eigenen Land war die DDR-Vertretung Vizeweltmeister geworden, während die bundesdeutsche Vertretung einen eher enttäuschenden 9. Platz belegt hatte. Dennoch war man durch das Abschneiden der bundesdeutschen Clubs im Europacup gewarnt, der VfL Gummersbach mit Joachim Deckarm zählte in den 1970er Jahren zu stärksten europäischen Mannschaften im Männerhandball. Komplettiert wurde die Gruppe durch die eher zweitklassige Auswahl von Belgien, die nur als Sparringspartner angesehen wurde.
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Gruppe 6In der Gruppe 6 setzte sich erwartungsgemäß der WM-Vierte Polen durch. In der Gruppe spielte mit Norwegen eine ehr eher zweitklassige Auswahl und mit Großbritannien die schlechteste Auswahl des ganzen Turniers. Die Briten mussten im Schnitt fast 50 Gegentore pro Spiel hinnehmen, schossen selbst aber nur knapp sechs Tore pro Spiel. Bereits nach ihrem dritten Gruppenspiel war für Polen Montreal in Sicht, wenngleich die Norweger theoretisch im letzten Punktspiel gegen Polen mit einem Sieg mit mehr als 6 Treffern Differenz die Osteuropäer noch abfangen konnten. In Warschau ließen die Polen allerdings nichts anbrennen und siegten gegen die Norweger.
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Gruppe 7In der Gruppe 7 starteten mit Spanien und Dänemark zwei mehrfache WM-Teilnehmer, die mit der Auswahl der Niederlande um ein Olympiaticket kämpften. Wider Erwarten entwickelten sich allerdings die als Außenseiter eingeschätzten Niederländer als ernst zu nehmender Gegner, verlor man doch gegen die Spanier im Hinspiel nur knapp, während man den Dänen sogar ein Remis abrang. Da sich Spanien und Dänemark im Hinspiel auch Unentschieden trennten, hatten die Spanier vor dem letzten Gruppenspiel im dänischen Aarhus einen Punkt Vorsprung vor den Dänen und durch die Tabellenkonstellation hätte den Iberern ein Unentschieden gereicht. Im Umkehrschluss bedeutete dies für die Dänen ein Alles oder Nichts, was ihnen auch eindrucksvoll gelang. Bereits zur Pause mit 15:9 führend gelang am Ende ein 23:16-Sieg, womit man die Spanier noch überholte und das Ticket für Montreal löste.
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Qualifikation in anderen Kontinenten
MedaillengewinnerVorrundenspieleGruppe A
Gruppe B
EndrundeIn der Finalrunde spielten die Mannschaften der beiden Gruppen am 30. Juli 1980 gemäß ihren Gruppen-Platzierungen gegeneinander. Spiele um Plätze 5 bis 10
Spiel um Platz 3
Finale
Die Halbzeitergebnisse sind in Klammern gesetzt. Torschützenliste
FT – Feldtore, 7m – Siebenmeter Mannschaftskader Platz 4 bis Platz 114. BR Deutschland: Gerd Becker, Günter Böttcher, Heiner Brand, Bernhard Busch, Joachim Deckarm, Arno Ehret, Jürgen Hahn, Manfred Hofmann, Peter Jaschke, Peter Kleibrink, Kurt Klühspies, Rudi Rauer, Horst Spengler, Walter von Oepen Trainer: Vlado Stenzel 5. Jugoslawien: Abas Arslanagić, Vlado Bojovič, Hrvoje Horvat, Milorad Karalić, Radivoj Krivokapić, Zdravko Miljak, Željko Nimš, Radisav Pavićević, Branislav Pokrajac, Nebojša Popović, Zdravko Rađenović, Zvonimir Serdarušić, Predrag Timko, Zdenko Zorko Trainer: Ivan Snoj 6. Ungarn: Béla Bartalos, Ferenc Buday, Ernő Gubányi, László Jánovszki, József Kenyeres, Zsolt Kontra, Péter Kovács, Mihály Sűvöltős, István Szilágyi, István Varga, Károly Vass, Gábor Verőci, Zoltán Bartalos, Pál Kocsis Trainer: Mihály Faludi 7. Tschechoslowakei: Bohumil Cepák, Jozef Dobrotka, Vladimír Haber, Jiří Hanzl, Vladimír Jarý, Jiří Kavan, Jindřich Krepindl, Jiří Liška, Pavel Mikeš, Ján Packa, Jaroslav Papiernik, Ivan Satrapa, František Šulc, Štefan Katušák Trainer: Jiří Vícha 8. Dänemark: Søren Andersen, Lars Bock, Anders Dahl-Nielsen, Jørgen Frandsen, Claus From, Henrik Jacobsgaard, Palle Jensen, Kay Jørgensen, Bent Larsen, Thor Munkager, Thomas Pazyj, Jesper Petersen, Johnny Piechnik, Morten Stig Christensen Trainer: Jørgen Gaarskjær 9. Japan: Kenji Fujinaka, Seimei Gamō, Hiroshi Hanawa, Hiroshi Honda, Toyohiko Hozumi, Satoshi Kikuchi, Minoru Kino, Kozo Matsubara, Takezo Nakai, Kenichi Sasaki, Yoji Sato, Masaaki Shibata Trainer: Tomoaki Takeno 10. USA: Richard Abrahamson, Roger Baker, Peter Buehning junior, Randolph Dean, Robert Dean, Vincent DiCalogero, Ezra Glantz, William Johnson, Patrick O’Neill, Sandor Rivnyak, James Rogers, Kevin Serrapede, Robert Sparks, Harry Winkler Trainer: Dennis Berkholtz 11. Kanada: Wolfgang Blankenau, Christian Chagnon, François Dauphin, Hugues de Roussan, Pierre Désormeaux, Pierre Ferdais, Robert Johnson, Richard Lambert, Claude Lefebvre, Danny Power, Pierre St. Martin, Stan Thorseth, Luc Tousignant, Claude Viens Trainer: Eugen Trofin FrauenMedaillengewinnerModusFür das erste olympische Hallenhandballturnier der Frauen qualifizierten sich die vier erstplatzierten Mannschaften der Handball-Weltmeisterschaft des Jahres 1975 mit den Weltmeisterinnen aus der DDR und den Mannschaften aus Mannschaften aus der Sowjetunion, Ungarn und Rumänien. Hinzu kam Gastgeber Kanada und die Mannschaft aus Japan als Vertreter der Asiatischen Handballföderation, die sich in einem Turnier gegen die besten Mannschaften der PATHF und der CAHB durchsetzte.[6] TurnierverlaufGespielt wurde an insgesamt fünf Spieltagen mit jeweils einem Tag Pause zwischen den Spielen. Von Beginn an lief das Turnier auf einen Dreikampf zwischen den Mannschaften aus Ungarn, der Sowjetunion und den amtierenden Weltmeisterinnen aus der DDR hinaus. Während nach den ersten zwei Spieltagen die sowjetische Mannschaft führte, übernahm die DDR-Auswahl am dritten Spieltag nach dem hohen 29:3-Sieg über Gastgeber Kanada erstmals die Tabellenführung. Gleichzeitig gerieten die defensivstarken Ungarinnen durch eine Niederlage gegen die sowjetische Auswahl zunächst ins Hintertreffen. Der vierte Spieltag brachte eine Vorentscheidung. Während die sowjetische Mannschaft gegen Japan einen hohen Sieg einfuhr, entwickelte sich das Verfolgerduell zu einem verbissen geführten Duell. Die Weltmeisterinnen aus der DDR gingen zwar in Führung, allerdings gelang ihnen in den ersten 25 Minuten nur noch ein weiteres Tor. Mit dem Stand von 2:4 gingen beide Mannschaften in die Pause, nach der die DDR-Auswahl nun aber auch auf das körperbetonte Spiel der Ungarinnen einging und dadurch Strafwürfe herausholte. Insgesamt erzielte die DDR-Vertretung fünf von sieben Toren durch Siebenmeter. Erst reichlich eine Minute vor Schluss gelang in der torarmen Partie Marion Tietz der Ausgleichstreffer zum Endstand von 7:7. Durch die zusätzliche Niederlage gegen die Sowjetunion waren die Ungarinnen nun nur theoretisch in der Lage, den zweiten Platz zu erreichen. Durch die Tabellenkonstellation wurde nun das Spiel Sowjetunion-DDR zu einem echten Endspiel, denn durch einen Sieg konnte die DDR-Vertretung noch Olympiasieger werden, während der sowjetischen Mannschaft ein Remis reichte.[7]
WeblinksCommons: Olympische Sommerspiele 1976/Handball – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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