Kühl studierte Slawistik, Osteuropäische Geschichte und Zeitgeschichte an der Freien Universität Berlin. 1995 wurde er mit einer Arbeit über den Zusammenhang zwischen Stil und Erotik im Werk von Witold Gombrowicz bei Professor Witold Kośny an der FU Berlin promoviert. Von 1988 bis 1996 arbeitete Kühl als Dolmetscher und Übersetzer des Regierenden Bürgermeisters von Berlin für die Sprachen Russisch, Polnisch und Serbokroatisch. Von 1996 bis 2021 war er Russlandreferent des Regierenden Bürgermeisters von Berlin. Er übersetzt literarische Werke aus dem Polnischen, Russischen und Ukrainischen.
2011 hatte Kühl eine Gastprofessur am Peter-Szondi-Institut der Freien Universität Berlin, gefördert durch den Deutschen Übersetzerfonds, inne. Im selben Jahr legte er seinen Debütroman Tote Tiere vor, in dem er eine Reise zum Straflager von Michail Chodorkowski in Ostsibirien belletristisch verarbeitet. Für seinen zweiten Roman Der wahre Sohn wurde er 2013 für den Deutschen Buchpreis nominiert, 2016 wurde seine Übersetzung des Romans Drach von Szczepan Twardoch zusammen mit dem Werk selbst mit dem Brücke Berlin Literatur- und Übersetzerpreis ausgezeichnet.[1] 2019 erschien der Politthriller Letztes Spiel Berlin. Dieser Roman zeichnet ein Bild der multikulturellen Spannungen zwischen unterschiedlichen Nationalitäten in Berlin.
2021 wurde Kühl Gastdozent am Institut für Philosophie, Literatur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte der Technischen Universität Berlin.[2][3]
2023 erschien das Sachbuch „Z. Kurze Geschichte Russlands, von seinem Ende her gesehen“ (Rowohlt Berlin). Kühl beschreibt darin die Entwicklung Russlands nach dem Zerfall der Sowjetunion und geht den Gründen für den russischen Überfall auf die Ukraine nach. In das Buch sind die langjährigen Erfahrungen des Autors als Berater mehrerer Regierender Bürgermeister von Berlin eingeflossen.
2015: Auszeichnung POLONICUM der Universität Warschau "für herausragende Verdienste um die Verbreitung der polnischen Sprache und polnischen Kultur im Ausland"
2018: Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis für die Übertragung des Romans Der Boxer von Szczepan Twardoch sowie für das übersetzerische Gesamtwerk Kühls aus dem Ukrainischen, Russischen und Polnischen
2021: Barthold-Heinrich-Brockes-Stipendium des Deutschen Übersetzerfonds[6]
2023: Platz 1 der Sachbuch-Bestenliste von «Die Literarische Welt», der Neuen Zürcher Zeitung, dem RBB Kultur und dem ORF-Radio Österreich 1 im Juli 2023 für "Z. Kurze Geschichte Russlands, von seinem Ende her gesehen"[7]
Gęba Erosa. Tajemnice stylu Witolda Gombrowicza. Przekład Krzysztof Niewrzęda i Maria Tarnogórska. Wstęp Włodzimierz Bolecki. Universitas, Kraków 2005, ISBN 83-242-0357-5.
Andrzej Stasiuk: Die Welt hinter Dukla. Roman. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000. ISBN 978-3-518-39891-3.
Andrzej Stasiuk: Wie ich Schriftsteller wurde: Versuch einer intellektuellen Autobiographie. edition suhrkamp 2236. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001. ISBN 978-3-518-12236-5.
Andrzej Stasiuk: Die Mauern von Hebron. edition suhrkamp 2302. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003, ISBN 978-3-518-12302-7.
Andrzej Stasiuk: Nacht. Theaterstück. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005.
Andrzej Stasiuk: Ostmark. Theaterstück. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006.
Andrzej Stasiuk: Dojczland. Eine Reise. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-518-12566-3.
Andrzej Stasiuk: Tagebuch, danach geschrieben. Suhrkamp Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-518-12654-7.
Adam Zagajewski: Solidarität und Einsamkeit. Essays. Hanser Verlag, München 1986, ISBN 978-3-446-14527-6.
Adam Zagajewski: Verteidigung der Leidenschaft. Essays. (Mit Henryk Bereska und Bernhard Hartmann). Hanser Verlag, München 2008, ISBN 978-3-446-25715-3.
↑„Olaf Kühl hat Großartiges geleistet. Er hat den oberschlesischen Dialekt gewissermaßen synthetisiert, indem er ihn in das uns ... nähere und hierzulande verständlichere Niederschlesisch transportierte. Jedes Wort musste recherchiert, jeder Satz auf den authentischen Klang geprüft werden. „Drach“ stellt Übersetzer darüber hinaus vor multiple Herausforderungen: eine verknappte, zuweilen karstige, von Staccato durchsetzte Diktion, Handlungssequenzen, die sich atemlos in einem Absatz zwischen Jahrzehnten und Jahrhunderten hin und her bewegen, Sätze, gespickt mit Details aus dem Bergbau, der Waffen- und der Automobilkunde, denn die Helden, das sei ganz wertfrei angemerkt, sind überwiegend Männer. Entstanden ist eine vielschichtige Textlandschaft, in der die Geschichte Oberschlesiens in einem unverwechselbaren Sound widerhallt.“ Sabine Berking in der Zeitschrift Übersetzen, 1, 2017 (online)