Offenhauser

Offenhauser-Motor als poliertes Ausstellungsstück
Ein Offenhauser Midget-Rennwagen

Offenhauser Racing Engine, kurz Offy, war ein US-amerikanischer Hersteller von Rennwagen-Motoren. Der Offy-Reihenvierzylinder gewann erstmals 1935 das Indianapolis 500, und zuletzt 1976, weil Turboaufladung beim Indianapolis 500 1968 ein Offy-Comeback und ab 1972 eine späte weitere Siegesserie ermöglichte.

Geschichte

Harold Arminius Miller (1875–1943) baute erfolgreiche Rennwagen und Rennmotoren, diese gewannen von 1922 bis 1938 mehrfach das Indy 500. Er verkaufte infolge der Weltwirtschaftkrise 1933 an seinen Chefmechaniker Fred Offenhauser (1888–1973) der zusammen mit Leo William Goossen (1892–1974) zunächst den Miller-Vierzylinder-Bootsmotor in „Midgets“ einbaute, in einsitzige Kleinstrennwagen.[1]

Bemerkenswert am Reihenvierzylinder, der 1930 von Miller in der Größe 151 cu in (Kubikzoll, entspricht 2,47 Liter) eingeführt wurde, war die für Kompressoraufladung gut geeignete Konstruktion als Monoblockmotor, was unter Verzicht auf eine Zylinderkopfdichtung höhere Mitteldrücke zuließ. Aber auch als Sauger war der Offy dank zwei obenliegenden Nockenwellen (DOHC) und vier Ventilen pro Zylinder leistungsfähig. Für Midgets waren kleine 97 cu in (1.59 L) üblich, die Sprintcar-Monoposto hatten 220 cu in (3.6 L) gemäß Regeln von AAA (später USAC). In Indianapolis waren bis zu 270 cu in (4.4 L) erlaubt. Mit gut 108 mm Bohrung und 111 mm Hub wurden 420 hp (310 kW) bei 6,600 rpm (U/min) erzielt. Die Verdichtung war mit 15:1 ziemlich hoch.

Miller hatte ab 1935 Ford-V8-Motoren in Rennwagen eingebaut. 1946 übernahm der dreifache Indianapolis-500-Sieger Louis Meyer den Betrieb und setzte ihn äußerst erfolgreich fort. Nicht weniger als 27 Mal gewann ein mit diesem Motor, im Sprachgebrauch oft zu „Offy“ abgekürzt,[1] angetriebenes Fahrzeug das Indianapolis 500, darunter auch alle elf Rennen, die auch zur Automobil-Weltmeisterschaft („Formel 1“) zählten (1950–1960). Erfolgreichstes Team war dabei das US-amerikanische Kurtis-Kraft-Team.

Der Offy dominierte bis 1964 beim Indy 500, praktisch alle Wagen hatten den Vierzylinder-Sauger vorne eingebaut. Das hohe Preisgeld in den USA, wo Werbung erlaubt war und Rennautos wie Litfass-Säulen aussahen, lockte findige F1-Konstrukteure aus Europa an die mit ihren in der Formel 1 bewährten Mittelmotor-Monoposto anrückten, jedoch keine geeigneten Motoren hatten. 1961 war Brabham untermotorisiert am Start, ab 1963 das Team Lotus das Ford V8-Motoren bekam, 1963 noch einen seriennahen Stoßstangen-Motor, ab 1964 das höher drehende „Ford Indy V8 engine“ das mit DOHC ca. 4,2 Liter Hubraum haben durfte. Beim Indianapolis 500 1965 gewann mit dem Lotus-Ford von Jim Clark erstmals ein Mittelmotor-Auto, und Ford begann eine Siegesserie, ähnlich wie ab 1966 in Le Mans und ab 1967 in der Formel 1 mit dem Ford Cosworth V8. Den Indy-V8 ließ McLaren von Drittfirmen auf 3 Litern verkleinern, die F1-Einsätze 1966 waren wenig erfolgreich.

AAR Eagle 68, Indy-Siegerwagen 1968 von Bobby Unser, mit Offenhauser-Turbomotor. Da noch kein Heckflügel verbaut wurde, ist der Turbolader im Heck gut zu erkennen.

Nach drei Ford-Siegen konnte Offenhauser 1968 wieder in Indy gewinnen, durch Umstieg auf Turboaufladung, die bei LKW und Flugzeugen etabliert war und ab 1962 auch in US-Großserien-PKW wie Oldsmobile Jetfire und Chevrolet Corvair Einzug gehalten hatte. In Verbindung mit Benzineinspritzung und einer Verkleinerung auf zunächst 168 cu in (2.75 L, bis 1968) und ab 1969 159 cu in (2.61 L) bewährten sich die Offys durch Standfestigkeit bei 700 PS Leistung, somit mehr als in den 1930ern die deutschen Silberpfeile aus wesentlich größeren Kompressor-Motoren geholt hatten. Ansprechverhalten und Fahrbarkeit waren auf Ovalen weniger wichtig, jedoch wurden in der USAC Championship Car Series von 1965 bis 1970 auch normale Rennstrecken befahren, zudem zählten Dirt Track Ovale und das Pikes Peak Bergrennen zur Meisterschaft.

Auch Ford rüstete auf Turbo um, konnte ab 1969 erneut dreimal in Serie das Indy 500 gewinnen, zog sich dann werksseitig zurück, die V8-Motoren wurden von AJ Foyt unter seinem Namen weiter eingesetzt. Der Offy erlebte dank Turbo und wenig Konkurrenz einen zweiten Frühling mit Indy-Siegen von 1972 bis 1976, dann jedoch kam das Vierzylinder-Konzept an seine Grenzen. 1977 gewann noch einmal der alte Foyt-Ford-V8, dann wurde der vom Dreiliter-Sauger Ford Cosworth DFV abgeleitete moderne 2,65-Liter-Turbo Cosworth DFX Seriensieger für ein Jahrzehnt, überschattet von Streitigkeiten um Kosten und Regeln, auch um den Offy konkurrenzfähig zu halten, über Ladedruck und sonstige Bestimmungen. Leidtragende scheiterten beim Versuch einen Porsche-Interscope beim Indy 500 1980 an den Start zu bringen. Der 2,65-Liter-Boxermotor wurde stattdessen im Sportwagen Porsche 956 erfolgreich.

Der letzte Offy-Sieg wurde 1978 in Trenton erzielt, Gordon Johncock Wildcat. Der letzte Renneinsatz erfolgte 1982 in Pocono, in einem AAR Eagle von Jim McElreath. Zwei Vollstedt-Chassis mit Offenhauser konnten sich 1983 nicht für das Indianapolis 500 qualifizieren.

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Einzelnachweise

  1. a b Ucapusa – Internetseite: Indianapolis: The Offenhauser Story - The Power AND The Glory. Auf: ucapusa.com, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Januar 2014; abgerufen am 6. Januar 2013.

 

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