Oedingen (Lennestadt)
Das Dorf Oedingen ist ein Ortsteil der Gemeinde Stadt Lennestadt im Kreis Olpe (Nordrhein-Westfalen). Mit seinen 1036 Einwohnern Ende Juni 2020 zählt es zu den mittelgroßen Orten der Region, wobei der Bewohneranteil der Senioren mit 19,0 % über dem Anteil des Stadtgebiets (= 17,4) % liegt. Im Jahr 1000 wurde Oedingen zum ersten Mal in einer Urkunde, die Kaiser Otto III ausstellen ließ, erwähnt. Von 1962 bis 2002 gab es in unmittelbarer Nähe der dörflichen Bebauung die Sauerlandkaserne als Stützpunkt der Luftwaffe. Die Postanschrift lautet heute 57368 Lennestadt, von 1962 bis 1993 594 Lennestadt 13 oder 5940 Lennestadt-Oedingen. Davor gehört Oedingen im 1941 eingeführten System zum Postleitgebiet 21 (Westfalen) bzw. 21b (Südwestfalen). Die Ortsvorwahl des Telefons ist 02725, die sich die Einwohner nur noch mit den Nachbarn im etwas kleineren Bracht (Schmallenberg) und Burbecke (ebenfalls Lennestadt) teilen müssen. Folglich sind dreistellige Telefonnummern noch weit verbreitet. GeschichteBelege, die auf eine Existenz von Oedingen hindeuten, gehen zurück bis zum Jahr 1000 (beispielhaft seien genannt: 1000 in loco Odingi, 1175: in Odinge, 1202: Teodericus de Odenege, 1210: Tidericus et filii eiusde Odincge, 1325: ecclesie in Odingen u. a.). Die Nachsilbe „-ing“ (bzw. „-ingi“) deutet auf eine Stellenbezeichnung hin, die später zu einem Ortsnamen wurde. Durch Anknüpfung an das althochdeutsche „-odi“ (leer, verlassen, Einöde) könnte eine Deutung für den Ort als „abgelegene Stelle“ in Betracht kommen.[1] Durch das Freigericht Oedingen, die Kirchspielgemeinde und später die politische Gemeinde Oedingen waren die Orte Oedingen, Oedingerberg, Brenschede und Haus Valbert in ihrer Geschichte eng miteinander verbunden. Die Abfolge der Geschichte wird daher für die Ortsteile gemeinsam dargestellt.[2] Dorfgeschichte
Am 1. Juli 1969 wurde Oedingen durch das Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Olpe in die neue Stadt Lennestadt eingegliedert.[4] Dabei wechselte Oedingen vom Landkreis Meschede in den Landkreis Olpe (ab dem 1. Oktober 1969 Kreis Olpe). Ursprünglich hatten sich Vertreter der Gemeinde für eine Zusammenlegung mit den übrigens Gemeinden des ehemaligen Amtes Serkenrode und der Gemeinde Heggen zur neuen Großgemeinde Finnentrop ausgesprochen, schließlich wurde aus der Gemeinde Oedingen aber nur der Ortsteil Schöndelt nach Finnentrop eingemeindet.[5] Die geschichtlichen Ereignisse in Oedingen zur Zeit des Nationalsozialismus sind unter Lennestadt#Zeit des Nationalsozialismus dargestellt; die Ausführungen können sinngemäß als zutreffend für sämtliche Ortschaften im Bereich der heutigen Stadt Lennestadt angesehen werden. Religion
Im Rahmen der 1000-Jahr-Feier von Oedingen wurde am Aufgang zur Pfarrkirche eine Zeittafel angebracht; die Bronzetafeln stellen wichtige Ereignisse der Dorfgeschichte dar. Die Zeittafel wurde von Pater Jahn vom Kloster und Gymnasium Maria Königin entworfen (siehe auch Bildergalerie im Folgeabschnitt). OrtsentwicklungDas wirtschaftliche Umfeld von Oedingen wurde bis Mitte des 19. Jahrhunderts von der Landwirtschaft geprägt. Ein Wandel setzte mit der Verbesserung der Verkehrswege ein. Zu erwähnen sind insbesondere die Fertigstellung der durch Oedingen verlaufenden Minden – Koblenzer – Heeresstraße (heute Bundesstraße 55) im Jahr 1825 und die Öffnung der Ruhr-Sieg-Strecke im Jahr 1861 mit einer Bahnstation in Grevenbrück. Im Zuge dieser Entwicklung entstanden z. B. im Jahr 1864 die Firma Schröder (Schrödersche Uhren), aus der später die Firma Klein & Biermann hervorging, sowie im Jahr 1867 die Firma Schauerte (später Stöcker), die Karbid-Grubenlampen für den Bergbau herstellte. Außer bei den ortsansässigen Kleinbetrieben bot ab 1850 der Schwefelkiesabbau in Meggen und Halberbracht Beschäftigungsmöglichkeiten. Trotz der erwähnten positiven Aspekte breitete sich in Teilen der Bevölkerung bittere Armut aus. Gründe waren u. a. der Niedergang alter Handwerke wie z. B. der Leineweberei und magere landwirtschaftliche Erträge wegen mehrerer Missernten. Die Zahl der Oedinger, die wegen der Perspektivlosigkeit in dem Zeitraum 1840 bis etwa 1880 nach Amerika auswanderten, wird mit über 150 beziffert. Wenngleich der Bergbau 1992 und die erst 1962 eröffnete Sauerlandkaserne im Jahre 2002 geschlossen wurde, konnte der Verlust an Arbeitsplätzen durch eine Vielzahl neuer Betriebe in der näheren Umgebung von Oedingen in den Bereichen Metallver- und -bearbeitung sowie Maschinenbau aufgefangen werden. In Oedingen selbst befindet sich eine Betriebsstätte eines überregional bekannten Unternehmens für Spezialmaschinen und Biegetechnik.[6] Das Vereinswesen ist mit 16 Vereinen ausgeprägt, neben den traditionellen Bereichen (Schützenwesen, Gesang, Musik u. Sport) werden auch der Tauben-, Motor- und Tanzsport gepflegt. Für die Verwirklichung örtlicher Belange und Erforschung der Ortsgeschichte sind die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Oedingen e. V. (hervorgegangen aus der Arbeitsgemeinschaft 1000 Jahre Oedingen e. V.) und der Wander- und Karnevalsverein Oedingen e. V. im Rahmen eines Ortsentwicklungsplanes zuständig. Abgeschlossene Maßnahmen aus jüngerer Zeit sind die Neugestaltung der Ortsmitte (begrünte Ruhezonen, Spielplätze und Aushangtafel u. a.) sowie die Ausgestaltung eines „Historischen Wanderweges“. Der Wanderweg führt über 9 Kilometer und umfasst 15 Haltepunkte mit Erklärungs- bzw. Dokumentationstafeln.[7] Wichtige „Stationen“ sind u. a. der Lintloe-Brunnen (siehe Beitrag Haus Valbert), der Zeitbrunnen an der kath. Kirche St. Burchard sowie das Kirchengebäude, die Kapelle St. Johannes am Oedingerberg, die Andachtsstätte Madonna der Straße (früher: Heiligenhäuschen im Brömmeken) und das Projekt „Fabris Wiese“. Bei „Fabris Wiese“ handelt es sich um einen unter dem Motto „Bespielbare Landschaft“ geschaffenen Freizeitpark mit Wiese, Naturbachlauf, Teich, Baumhaus, Lagerfeuerplatz, Brunnen und Seilbahn u. a. Die Anfang Juni 2011 eröffnete Parkanlage fand auch überregional viel Beachtung,[8]
Kirche St. Burchard Oedingen→ siehe auch Hauptartikel:St. Burchard (Oedingen) Die heutige Kirche wurde 1832 unter dem damaligen Pfarrer Ritter erbaut, nachdem die Vorgängerkirche wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste. Die neue Kirche wurde als stattliche spätklassizistische Saalkirche, mit gut gegliedertem siebenachsigem Ausbau, großen Rundbogenfenstern und Archivolten sowie mit zwei Reihen dorischer Säulen erbaut, auf denen die Deckenbalken ruhen. Der Baustil verrät einen Architekten, der auf der Höhe seiner Zeit liegt. Das Baumaterial wurde von der abgerissenen Kirche des Klosters Grafschaft beschafft. Nur zwei weitere katholische Kirchen in Westfalen sind nach ähnlichem Muster erbaut worden. Der romanische Turm der alten Kirche aus dem 11. Jahrhundert blieb erhalten. Die Orgel mit 16 Registern aus dem Jahre 1894 wurde von der Orgelbaufirma Stockmann aus Werl erbaut und am 20. Januar 1895 eingeweiht. Im hinteren Teil der Kirche neben dem Eingang hängt die Kopie einer gotischen Statue um 1520 des Hl. Jakobus d. Ä. von dem Künstler Petrus Kolshusen. Das Original befindet sich im Diözesanmuseum Paderborn. Die umfangreiche Renovierung der Kirche in den Jahren 2016–2017 umfasste hauptsächlich folgende Bereiche: Neuanstrich des Kircheninneren, Überarbeitung der Kirchenbänke, Erneuerung der Heizungsanlage, Neugestaltung des Chor- und Altarraumes, Sanierung der Orgel, Erneuerung der Elektroanlage, Überprüfung und Reparatur des Geläuts und Erneuerung des Treppenaufgangs zur Kirche. Die Kosten der gesamten Maßnahme werden mit rd. 560.000 Euro veranschlagt.[9] Kommunale NeugliederungZur Gemeinde Oedingen gehören die Siedlungsflecken oder Gehöfte Brenschede, Oedingermühle, Haus Valbert, Obervalbert und Oedingerberg. Bis zur kommunalen Neugliederung der Regionen Sauerland und Paderborn im Jahre 1969 war Oedingen Bestandteil des Amtes Serkenrode im Kreis Meschede und umfasste zusätzlich noch Schwartmecke, Glamke, Leckmart, Schöndelt, Permecke, Elsmecke und Wiebelhausen. Die Gründung der Stadt Lennestadt im Jahre 1969 hatte zur Folge, dass sich die Amts- und Schulwege änderten – oft mit Erleichterungen, da der Neuzuschnitt der Gemeinden nach Tälern erfolgte. So besuchen Schüler seither nicht mehr die Realschule in Eslohe, sondern die in Grevenbrück, anstelle des Gymnasiums in Schmallenberg wird eine der Schulen in Altenhundem gewählt, wo sich auch das Rathaus befindet. Gleichzeitig wurde eine gewisse Eigenständigkeit aufgegeben, die dazu führte, dass die just neu errichtete Hauptschule zur Grundschule degradiert wurde und somit der Besuch einer weiterführenden Schule, vormals durch die Volksschule gewährleistet, am Ort nicht mehr möglich war. Persönlichkeiten
Panoramablick auf OedingenLiteratur
WeblinksCommons: Oedingen (Lennestadt) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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