No Borders OrchestraDas No Borders Orchestra (NBO) ist ein Ensemble klassischer Musiker des ehemaligen Jugoslawiens. Es wurde 2012 gegründet und wird von Premil Petrović dirigiert. Das NBO setzt sich zum Ziel, durch künstlerische Klasse Nationalismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Homophobie zu überwinden. Geschichtlicher HintergrundDas ehemalige Jugoslawien bestand aus sechs Republiken und zwei autonomen Regionen. Innerhalb eines Jahrzehnts nach dem Tod des langjährigen Präsidenten Josip Broz Tito (1892–1980) stiegen nationalistische Spannungen in diesem multikulturellen und multireligiösen Staat stark an und gipfelten in dem Zerfall Jugoslawiens, dem darauf folgenden Gewaltausbruch, dem Bosnienkrieg und der ethnischen Säuberung. Sieben neue Staaten wurden gegründet, alle mit eigener Währung, eigener Armee und Grenzkontrolle. Inzwischen schlossen sich Slowenien und Kroatien der Europäischen Union an. Obwohl Slowenien, Montenegro und der Kosovo inzwischen den Euro als Zahlungsmittel nutzen, sind die Grenzen noch wie vor geschlossen, die Restriktionen gegen jeweils andere Staaten des ehemaligen Jugoslawiens und die Anfeindungen bestehen nach wie vor. ManifestoDer Gründung vorausgehend erklärte das Orchester seine Absichten in einem so genannten Manifesto:
Die Gründer des NBO erklären weiterhin, dass das Hauptanliegen des Orchesters, die Verbindung zwischen Musik und Leben sei, dass sie vom West-Eastern Divan Orchestra (WEDO) und deren Gründer Daniel Barenboim beeinflusst seien und dass sie vermeiden wollen, dass ihre künstlerische Klasse zur Selbstinszenierung diene und zum (freiwilligen) Ausschluss aus der Gesellschaft führe. Ziele und MotiveDas No Borders Orchestra hat sich ein Langzeitzeil gesetzt; jedes Jahr will das Orchester ein neues Programm auf diversen Festivals auf der Balkanhalbinsel und in Europa spielen. Start und internationale AnerkennungObwohl der ursprünglich geplante Start des Orchesters 2011 mit Mahlers 2. Sinfonie aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht realisiert werden konnte,[2] wies das Projekt dennoch einen beeindruckenden Beginn vor. Das NBO warb etwa 50 Musiker von beinahe allen Musik Zentren des ehemaligen Jugoslawiens an – von Belgrad, Ljubljana, Zagreb, Sarajevo, Skopje, Priština und Novi Sad. Sie wurden ausgebildet von namhaften Musikern einiger deutscher Orchester, zum Beispiel Musiker der Berliner Philharmoniker oder des WDR Sinfonieorchester Köln. Das Orchester wird von der European Festival Association (EFA) finanziert. 2012Am 9. Oktober 2012 hatte das NBO in Kanjiža im Banat den ersten Auftritt auf. Die Region ist bekannt für ihre Vielfalt in Bevölkerung, Sprache und Kultur. Symbolisch war auch die Auswahl des Programms – Sergei Prokofjews 1. Sinfonie, Charles Ives The Unanswered Question und Zoltán Kodálys Tänze aus Galanta. Zwei Tage später eröffnete das Orchester das Belgrad Musik Festival (BEMUS) mit dem gleichen Programm, ergänzt von Beethovens 5. Klavierkonzert mit Hinrich Alpers als Solist. Das Publikum und Kritiker waren beeindruckt. Das neue Orchester spielte so, als ob es schon seit Jahren bestehe: “On a specially arranged stage, in a whirlpool of electricity, in the audience vibrating with different generations and sensibilities, gathered for the event as if from an unknown planet and deeply immerged in expecting miracles of sounds, we finally met the No Borders Orchestra”, schrieb Zorica Kojić in der Belgrader Tageszeitung Danas.[3] 2013Das Orchester spielte 2013 das erste Mal am 16. März in der Synagoge von Novi Sad. Es spielte Isidora Žebeljans The Horses of Saint Mark, Isaac Albéniz Iberia mit Edin Karamzov als Solist an der Gitarre und nochmals Zoltán Kodály Tänze aus Galanta. Am Tag darauf wurde das gleiche Programm in Belgrad wiederholt. Im August des Jahres tourte das Orchester durch das ehemalige Jugoslawien und spielte auf diversen Festival, u. a. in Kotor und Herceg Novi (beides Montenegro), in Trebinje (Bosnien und Herzegowina) und in Ljubljana (Serbien). Als Solist für das Werk Concierto de Aranjuez von Joaquín Rodrigo spielte der Gitarrist Edin Karamazov. Stanko Madic, der 1. Violinist des Orchesters, beschrieb den Auftritt in Trebinje folgendermaßen:
Im Oktober desselben Jahres spielte das NBO Franz Schuberts Sinfonie in E-Dur (Schubert) (die 7. Sinfonie), Richard Wagners Siegfried-Idyll und nochmals Kodálys Tänze aus Galanta in der Mutter-Teresa-Kathedrale in Priština. Zehn Tage später trat das Orchester das erste Mal außerhalb der Balkanhalbinsel auf; im Radialsystem V in Berlin, mit den Werken von Žebeljan, Wagner, Kodály und Lera Auerbachs Sogno di Stabat Mater. 20142014 spielte das NBO Giuseppe Verdis Oper Macbeth in einer Neu-Produktion von Brett Bailey, zusammen mit einem südafrikanischen Chor. Die Premiere war am 13. Mai in Brüssel während der KunstenFESTIVALdesArts – einem Theaterfestival im KVS Theater. Danach spielte es die Oper auf weiteren Festivals in Europa – in Rotterdam, Wien, Montpellier, Braunschweig, London, Lissabon, Girona, Tarbes, Toulouse, Straßburg und Paris. 20152015 spielt das NBO Gustav Mahlers 2. Sinfonie in Srebrenica. Diese Sinfonie ist auch als ‘Auferstehungsinfonie’ bekannt und soll an den Genozid vor 20 Jahren in Srebrenica erinnern. Weblinks
Einzelnachweise
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