Der Vater von Nikolaus Dumba, Stergios Dumba (1794–1870), war 1817 aus Vlasti, einem Dorf in Makedonien, nach Wien emigriert, wo er sich als Händler niederließ. Das von ihm im Baumwollhandel erwirtschaftete Vermögen ermöglichte ihm 1865 die Errichtung des heutigen Palais Dumba durch das bekannten Wiener Architektenduo Johann Romano von Ringe und August Schwendenwein von Lonauberg im Wiener Neorenaissancestil.
Nikolaus Dumba besuchte das Akademische Gymnasium. In ihm wurden seine humanistischen wie künstlerischen Begabungen erkannt und gefördert. Die Revolutionszeit in den Jahren 1847 und 1848 verbrachte er mit seinem Bruder Michael beim österreichischen Gesandten Graf Prokesch-Osten in Athen. Im Jahr 1852 reiste er mit dem Weltreisenden Alexander Ziegler nach Ägypten.
Hochgebildet, schlug er entgegen seiner Ausbildung und seinen Fähigkeiten eine kaufmännische Laufbahn ein. Von seinem Cousin Theodor (1818–1880) übernahm er die exportorientierte k. k. priv. Baumwollgarn-Spinnerei in Tattendorf (Niederösterreich), die damals um die 180 Mitarbeiter beschäftigte und die er zu einem hochprofitablen Unternehmen ausbaute. Diese finanzielle Basis ermöglichte ihm, sich weiter den von ihm bevorzugten Gebieten widmen zu können. Dumba wurde durch den Kaiser ins Herrenhaus des Reichsratesberufen und war in dieser Rolle auch politisch aktiv.
In Liezen (Obersteiermark), wo Nikolaus Dumba seit spätestens 1861 jährlich die Sommer- und Herbstsaison verbrachte,[4] hatte er zunächst eine Gutsanlage mit (erhaltenem) Herrenhaus in Fachwerk errichtet, dem 1874/75 ein (1960 abgebrochenes) Jagdschloss nach Plänen des Wiener Architekten August Krumholz folgte.[5] 1892 erwarb er das unmittelbar benachbarte Schloss Grafenegg, das er historistisch ausbaute.[6]
1863 heiratete Dumba die aus einer griechischen Bankiersfamilie in Budapest stammende Marie Manno, ihre gemeinsame Tochter Irene (1864–1920) blieb unverheiratet. Sein Neffe und Erbe Konstantin Dumba wurde Diplomat und war zeit seines Lebens Pazifist.
Als Förderer der Musik übte Dumba unter anderem auch das Amt des Vizepräsidenten der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien aus. Für den Wiener Männergesang-Verein, dem Nikolaus Dumba von 1865 bis 1872 vorstand, komponierte Johann Strauss (Sohn) den WalzerAn der schönen blauen Donau als Chorwalzer, ihm selbst widmete der Komponist den Chorwalzer Neu-Wien. Nikolaus Dumba hinterließ dem Chor 50.000 Gulden, um diesen „vortrefflichen, künstlerisch fühlenden Verein“ vor Existenzsorgen zu bewahren. Er verknüpfte damit die Bitte: „Von Zeit zu Zeit soll zur Erinnerung an mich eine musikalische Aufführung in einer Kirche veranstaltet werden“ und verfügte außerdem: „Niemals darf das Geld zu einem Bau verwendet werden“. Die Tradition der „Dumba-Messen“, bei denen meist Franz Schuberts Deutsche Messe aufgeführt wird, hat sich bis heute erhalten.[10]
Während eines Besuchs in Athen mit seiner Frau Marie stiftete er der Athener Universität Mittel für deren Inneneinrichtung. Der Stadt Serres, die in der Nähe seines väterlichen Heimatdorfs liegt, stiftete er das Waisenhaus (heute Kindertagesstätte) und leistete einen bedeutenden Beitrag zum Bau der Berufsschule.[11] Diverse Quellen nennen als Inspiration für dieses sehr problemorientierte Stiften das Wirken des Wohltäters Georgios Averoff, mit dem er befreundet war und der ihn zu einem Engagement motiviert haben soll.
Durch die testamentarische Schenkung von 200 Schubert-Autographen an die Stadt Wien legte Dumba den Grundstein zu einer der größten Musiksammlungen der Welt in der heutigen Wienbibliothek im Rathaus (Wiener Stadtbibliothek).
Dumbas Sammlung von Schubertiana bildet heute den Grundstock der Schubert-Sammlung, die 2001 zum Weltdokumentenerbe erklärt wurde.
Die Dumbastraße verläuft vom Ring aus rechts des Hotels Imperial und mündet auf den Musikvereinsplatz. Die Straße hieß zunächst Künstlergasse (Erstnennung in Lehmann 1870; nach dem 1865–1868 errichteten Künstlerhaus, von dem eine Seitenfront an die Straße angrenzte). 1900 wurde die Verkehrsfläche – auf Stadtratsbeschluss vom 28. März – nach Dumba benannt. Die Hauptfront des Musikvereinsgebäudes lag bis 2012 an der Dumbastraße (seither heißt der Platz zwischen Künstlerhaus und Musikverein Musikvereinsplatz).
Weitere Plätze und Straßen in Österreich tragen Dumbas Namen.
1900 Medaille auf seinen Tod, 55 mm, gewidmet von der Ersten Österreichischen Sparkasse für ihren verewigten Oberkurator. Medailleur: Anton Scharff (1845–1903).[13]
Herwig Würtz (Hrsg.): Nicolaus Dumba, Portrait eines Mäzens. Die Schubert-Sammlung der Stadt Wien. (233. Wechselausstellung im Wiener Rathaus, März bis August 1997). Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Wien 1997.
↑Hans Petschar: Über die Konstruktion von Identitäten. Vergangenheit und Zukunft im Kronprinzenwerk. In: Elisabeth Röhrlich, Agnes Meisinger (Hrsg.): Migration und Innovation um 1900: Perspektiven auf das Wien der Jahrhundertwende. Wien, ISBN 978-3-205-20258-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Rudolf Polzer und Wolfgang Flecker: Nikolaus Dumba, Jagdherr und Mäzen. In: Liezen im Zeitenwandel, Folge 7, September 2002.
↑Johann Josef Böker: Die beiden Villen des Nicolaus Dumba in Liezen (Obersteiermark). In: Insitu – Zeitschrift für Architekturgeschichte VII, 2015, S. 235–246.
↑Elisabeth Springer: Geschichte und Kulturleben der Wiener Ringstraße (Die Wiener Ringstraße – Bild einer Epoche, VIII, 3). Franz Steiner, Wiesbaden, 1979 S. 539.
↑Tobias G. Natter: Die Welt von Klimt, Schiele und Kokoschka. Sammler und Mäzene. DuMont, Köln, 2003, S. 18–26.
↑Ludwig Hevesi: Das Heim eines Wiener Kunstfreundes (Nicolaus Dumba). In: Kunst und Kunsthandwerk, Monatsschrift des k. k. österreichischen Museums für Kunst und Industrie, II, 1899, S. 341–365.
↑Wiener Männergesang-Verein (Hrsg.): 150 Jahre Wiener Männergesang-Verein 1843–1993. Festschrift, Wien 1993
↑Rudolf Agstner: Die türkischen Konsulate in Österreich (-Ungarn). In: Österreich in Istanbul: K. (u.) K. Präsenz im Osmanischen Reich, herausgegeben von Rudolf Agstner (Forschungen zur Geschichte des österreichischen Auswärtigen Dienstes Bd. 1). LIT_Verlag, Münster 2010, S. 117, ISBN 978-3-643-50230-8.