Nikolaus BabelNikolaus Babel (* 15. November 1643 in Pfronten-Dorf; † 3. Mai 1728 ebenda) war mit seiner Pfrontener Werkstatt gut 50 Jahre lang, von etwa 1670 bis 1720, führend im Bau von Altarwerken im südlichen Allgäu. Auch im benachbarten Tiroler Außerfern fanden die Arbeiten Babels weite Verbreitung. LebenNikolaus Babel kam als jüngster Sohn des begüterten Schreiners Peter Babel (1601–1691) in Pfronten-Dorf zur Welt. Der Vater galt schon als „berühmter Meister“.[1] Zwei ältere Brüder, Hans (vor 1636–1719) und Andreas (1636–1695), wurden ebenfalls Schreiner und betrieben ihre Werkstätten in Pfronten. Allem Anschein nach waren auch sie bei entsprechendem Bedarf an den Schreinerarbeiten beteiligt, die ihrem Bruder als Unternehmer übertragen wurden. Erste Unterweisungen im Kistlerhandwerk dürfte Nikolaus in der väterlichen Werkstatt erhalten haben. Eine Lehre als Bildhauer, so ist anzunehmen, absolvierte er bei dem in Pfronten ansässigen Martin Schneider (um 1608–1664), für den seinerseits ab 1624 eine Ausbildung bei Sebastian Guggenbichel in Dillingen belegt ist. Schneider arbeitete bereits eng mit Peter Babel zusammen und fertigte Figuren für dessen Altarbauten. Um 1672 kehrte Nikolaus Babel nach Beendigung seiner Gesellenwanderung wieder nach Pfronten zurück. Am 2. April 1674 heiratete er die aus dem Montafon stammende Anna Paal (sieben Kinder aus dieser Ehe von 1675 bis 1683). Spätestens zu diesem Zeitpunkt übernahm er auch die väterliche Werkstatt. Nach dem frühen Tod seiner Frau Anna (am 16. Februar 1684) schloss Nikolaus schon am 17. April 1684 eine zweite Ehe mit Katharina Schraudolph aus Oberstdorf (acht weitere Kinder von 1685 bis 1699). Ein Sohn – Joseph, 1680 geboren – wurde ebenfalls Bildhauer, verließ jedoch Pfronten im Jahr 1701 und weilte einem Briefprotokoll zufolge 1731 noch in der Fremde.[2] In Pfronten bekleidete Nikolaus Babel wichtige Ehrenämter. Lange Zeit war er Heiligenpfleger und Pfarrgerichtsmann in seiner Heimatgemeinde, zweimal wurde er zum Pfarrhauptmann (= Bürgermeister) gewählt. Wie schon sein Vater, so erreichte auch Nikolaus Babel ein hohes Alter. Er starb fast 85 Jahre alt. WerkBabel bezeichnete sich selbst als „Tischler und bildthauer“.[3] Im Urbar von Weißensee erscheint er hingegen als „Bildhauer und Zieratschneider“. Tatsächlich war er ein Meister der Dekorationskunst. Dies wird an einem seiner erhaltenen Hauptwerke, dem Skapulieraltar in der Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Rain, besonders deutlich. Von der Anlage und vom guten Maß her wirken die Babel-Altäre zeitlos. Das hat manche von ihnen – freilich jedoch nicht alle – vor der Vernichtung bewahrt.[4] Die Qualität seiner Altarfiguren wird allerdings sehr unterschiedlich beurteilt. Am zutreffendsten ist wohl diese Beschreibung: „Bemerkenswert ist seine anmutige Figurenbildung, die vor allem Putten und Engeln einen vornehmen Liebreiz fern jeglicher Süßlichkeit verleiht.“[5] Ihr Erscheinungsbild macht Babels Figuren fast unverkennbar, so dass Zuschreibungen an ihn als sicher gelten dürfen. Schwierig ist hingegen oft die Datierung. Ein chronologisch angeordnetes Werkverzeichnis lässt sich deshalb nicht aufstellen. Soweit bekannt, wird das Entstehungsdatum jedoch angegeben. Wegen der überaus großen Zahl von mittlerweile identifizierten Babel-Arbeiten ist es nur möglich, die Standorte der wichtigsten Werke aufzuführen. Bei den genannten Altarbauten stammten in aller Regel auch sämtliche Figuren, Verzierungen und oft sogar auch die geschnitzten Altarleuchter aus der Babel-Werkstatt.
Literatur
Einzelnachweise
WeblinksCommons: Nikolaus Babel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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