Von 1988 bis 2005 war Beer Mitglied der Jungen Liberalen, davon im Zeitraum von 1994 bis 1998 Kreisvorsitzende der Jungen Liberalen Frankfurt.
Mitglied der FDP ist sie seit 1991. Seit 1992 ist sie Mitglied des Kreisvorstands der FDP Frankfurt. Seit 1995 ist sie Mitglied des Landesvorstands der FDP Hessen, seit 2007 Mitglied des Bundesvorstandes der FDP. Ferner ist sie Mitglied des Landesvorstands der Liberalen Frauen Hessen. Am 7. Dezember 2013 wurde Nicola Beer auf dem FDP-Bundesparteitag in Berlin mit 84,3 % zur Generalsekretärin der FDP gewählt.[2] Auf dem Bundesparteitag am 15. Mai 2015 wurde sie mit 88,4 % der Stimmen in diesem Amt bestätigt,[3] ebenso am 29. April 2017 auf dem 68. ordentlichen Bundesparteitag in Berlin, wo sie mit 79,54 % der Stimmen wiedergewählt wurde.[4] Am 26. April 2019 wurde sie auf dem 70. ordentlichen Bundesparteitag in Berlin mit 58,55 % der Stimmen zu einer der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der FDP gewählt.[5]
Abgeordnetentätigkeit
Im Zeitraum von April 1997 bis September 1999 war Beer Stadtverordnete in Frankfurt und im Jahr 1999 stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin.
Von April 1999 bis Februar 2009 war sie Abgeordnete im Hessischen Landtag. Sie kandidierte stets im Wahlkreis Frankfurt am Main III, wurde aber jeweils über die FDP-Landesliste gewählt. Im Landtag war sie wissenschaftspolitische, rechtspolitische und kulturpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion. Von April 2003 bis April 2008 war sie zudem Parlamentarische Geschäftsführerin, seit April 2008 stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP-Landtagsfraktion. Aufgrund der Unvereinbarkeit von Amt und Mandat musste Beer wegen ihrer Ernennung zur Staatssekretärin ihr Landtagsmandat 2009 niederlegen.[6] Für sie rückte Jochen Paulus in den Landtag nach. Bei der Landtagswahl 2013 wurde sie erneut über die Landesliste in den Landtag gewählt.
Auch bei der Landtagswahl in Hessen 2013 trat sie im Wahlkreis Frankfurt am Main III an. Über einen Listenplatz der Partei zog sie in den Landtag ein. Nach ihrer Wahl in den Bundestag legte sie zum 31. Oktober 2017 ihr Landtagsmandat nieder.
Auf dem FDP-Europaparteitag 2019 wurde sie am 27. Januar 2019 zur Spitzenkandidatin der FDP für die Europawahl 2019 gewählt. Am 26. Mai 2019 wurde sie ins Europaparlament gewählt, wo sie seit dem 3. Juli 2019 das Amt der Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments bekleidet. Ab Februar 2020 leitete sie eine überparteiliche Arbeitsgruppe von EU-Parlamentariern zum Antisemitismus. Beer forderte alle EU-Staaten auf, konsequent die Definition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) zum Antisemitismus umzusetzen und anzuwenden. Sie warnte vor einer Zunahme des Antisemitismus im Zuge der andauernden Corona-Krise. So werde beispielsweise unterstellt, die Pandemie sei von Israel oder anderen interessierten jüdischen Kreisen ausgelöst worden. Es gelte zu verhindern, dass sich Falschmeldungen und Antisemitismus ungehindert verbreiten.[12] Zum Jahresende 2023 legte sie ihr Mandat im Europaparlament nieder. Für sie rückte Michael Kauch nach.[13]
Europäische Investitionsbank
Im April 2023 wurde bekannt, dass sie von Bundesfinanzminister Christian Lindner als Vizepräsidentin der Europäischen Investitionsbank in Luxemburg nominiert wurde.[14] Am 15. Dezember 2023 gab die EIB ihre Ernennung in das Direktorium der Bank bekannt.[15] Mit der Ernennung trat sie – wie in dieser Position üblich – von allen politischen Ämtern zurück. Sie ist die erste Frau in dieser Position.
Persönliches
Nicola Beer ist evangelisch, verheiratet und Mutter von Zwillingen. 2018 heiratete sie den Rechtsanwalt und früheren Geschäftsführer der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer Jürgen Illing. Die kirchliche Trauung erfolgte im September 2018 in Budapest und wurde von dem Pfarrer Zoltán Balog, einem früheren Minister im Kabinett Orbán, gehalten.[16]
Im Dezember 2013 wurde Beer von dem Verfassungsrechtler Hans Herbert von Arnim wegen „öffentlicher Verschwendung“ kritisiert. Als die CDU/FDP-Regierung in Hessen im September abgewählt worden war, beförderten oder verbeamteten Beer und Wirtschaftsminister Florian Rentsch (ebenfalls FDP) ihre Sprecher und Büroleiter. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hielt Beer deshalb „unverblümte Günstlingsversorgung“ vor.[18]
Beer leugnete wiederholt öffentlich den Konsens der Klimawissenschaften.[19] Beispielsweise sprach Beer im Jahr 2017 in einem Tweet vom „angeblichen Auftreten von mehr Extremwettereignissen“ und benutzte dabei den Hashtag „#Fakenews“.[19] In einer Stellungnahme bezeichnete Beer die „Kausalität von Extremwettersituationen und Klimawandel“ als „wissenschaftlich widerlegt“.[19] Tatsächlich ist hingegen das vermehrte und intensivere Auftreten von Extremwetterereignissen durch den aktuellen Weltklimabericht des IPCC umfassend belegt.[20] Ein Video des YouTubers Rezo aus dem Jahr 2021 setzte sich mit klimapolitischen Aussagen Beers auseinander und folgerte, dass das Anzweifeln des wissenschaftlichen Konsens beim Klimawandel durch die Vizepräsidentin des EU-Parlaments kein gutes Licht auf die Ernsthaftigkeit mancher Ankündigungen werfe.[21]
Literatur
Beer, Nicola Internationales Biographisches Archiv 36/2012 vom 4. September 2012, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
↑IPCC, 2021: Summary for Policymakers. In: Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Masson-Delmotte, V., P. Zhai, A. Pirani, S. L. Connors, C. Péan, S. Berger, N. Caud, Y. Chen, L. Goldfarb, M. I. Gomis, M. Huang, K. Leitzell, E. Lonnoy, J.B.R. Matthews, T. K. Maycock, T. Waterfield, O. Yelekçi, R. Yu and B. Zhou (eds.)]. Cambridge University Press.