Die Neue Akademie der Tonkunst, oft auch die Kullak-Akademie genannt, war eine von dem königlichenHofpianistenTheodor Kullak[1] (1818–1882) gegründete höhere Musikschule in Berlin, die von 1855[2] in der Großen Friedrichstrasse Nr. 94 bis 1890 bestand.
Kullak hatte 1850 zusammen mit Julius Stern und Adolf Bernhard Marx in Berlin das (spätere Sternsche) „Conservatorium der Musik“ gegründet, dieses Unternehmen jedoch 1855 verlassen und die „Neue Academie der Tonkunst“ gegründet.
Theodor Kullak war u. a. mit Franz Liszt (1811–1886) befreundet, das „Eleganz-Ideal“ seines Klavierspiels war dem Sigismund Thalbergs (1812–1871) verpflichtet „von absoluter Präzision und unübertrefflicher Genauigkeit jeder Gelenkbewegung“ (Bischoff).[3] Die Akademie konzentrierte sich vor allem auf die Ausbildung von Pianisten, hatte auch Klassen in Gesang, Violine, Violoncello, außerdem verschiedene Ensemble-Klassen und theoretische Fächer, dazu Sprachen. Die Akademie wurde bald zum größten privaten Musikinstitut in Deutschland. Sie befand sich in Berlin NW, Große Friedrichstrasse Nr. 94, unweit der Linden.
Zu den Schülern der Akademie und von Kullak persönlich ausgebildet gehörten so herausragende Pianisten der Zeit wie Xaver Scharwenka, Moritz Moszkowski und (zuvor) Anton G. und Nikolai G. Rubinstein. Moszkowski begann im Alter von 17 Jahren an der Akademie zu unterrichten, während Scharwenka und N. G. Rubinstein ihrerseits zu Gründern von musikalischen Bildungseinrichtungen wurden, dem Scharwenka-Konservatorium und dem Moskauer Konservatorium.
Nach Theodor Kullaks Tod im Jahr 1882 leitete sein Sohn Franz Kullak (1844–1913) die Akademie, aber dies war der Beginn ihres Niedergangs. Er löste sie 1890 überraschend auf.
Chronik (S. 16 ff.), in: Programm der neuen Academie der Tonkunst in Berlin. Berlin 1875 (Online unter scharwenka-stiftung.de)
Otto Reinsdorf, Theodor Kullak und seine Neue Akademie der Tonkunst in Berlin, Neusalz 1870
Hans Bischoff: Zur Erinnerung an Theodor Kullak. Rede bei der Gedächtnissfeier am 1. März 1883 im Saale der Singakademie zu Berlin, Berlin 1883 (Digitalisat)
↑Музыкальный словарь Римана. Москва—Лейпциг. Г. Риман, Ю. Д. Энгель. 1904 год.
↑vgl. Lena Haselmann: Agathe Backer Grøndahl – von Norwegen nach Berlin: Professionelle Musikausbildung im 19. Jahrhundert. Münster, New York: Waxmann 2018 (Online-Teilansicht)