Hierbei handelte es sich um einen Pluralwahlkreis. Dies bedeutet, dass zwar mehrere Sitze zu verteilen waren, jedoch das Majorzwahlrecht zur Anwendung gelangte. Im Sinne der romanischen Mehrheitswahl benötigte ein Kandidat die absolute Mehrheit der Stimmen, um gewählt zu werden. Zur Verteilung aller Sitze waren unter Umständen mehrere Wahlgänge notwendig. Jeder Wähler hatte so viele Stimmen, wie Sitze zu vergeben waren.
Bezeichnung und Sitzzahl
Waadt-Ost ist eine inoffizielle geographische Bezeichnung. Im amtlichen Gebrauch üblich war eine über die gesamte Schweiz angewendete fortlaufende Nummerierung, geordnet nach der Reihenfolge der Kantone in der schweizerischen Bundesverfassung. Aufgrund der wechselnden Anzahl im Laufe der Jahre erhielten manche Wahlkreise mehrmals eine neue Nummer. Waadt-Ost trug ab 1851 (erstmalige Anwendung eines einheitlichen Bundesgesetzes) die Nummer 42, ab 1863 die Nummer 40, ab 1872 die Nummer 41, ab 1881 die Nummer 42, ab 1890 die Nummer 45 und ab 1902 die Nummer 43.
Aufgrund der steigenden Bevölkerungszahl erhielt Waadt-Ost bei Wahlkreisrevisionen mehrmals eine höhere Anzahl Sitze zugesprochen.
1848: 3 Sitze
1851 bis 1878: 4 Sitze
1881 bis 1899: 5 Sitze
1902 bis 1908: 7 Sitze
ab 1911: 8 Sitze
Ausdehnung
Das Gebiet des Wahlkreises wurde am 21. Dezember 1850 mit dem «Bundesgesetz betreffend die Wahl der Mitglieder des Nationalrathes» erstmals verbindlich festgelegt, wobei man den bereits 1848 von der Waadtländer Kantonsregierung geschaffenen Wahlkreis I unverändert übernahm.[1] Er umfasste:
Zur ersten Gebietsveränderung kam es mit dem «Nachtragsgesetz betreffend die Wahlen in den Nationalrath» vom 23. Juli 1863. Dabei wurde der Bezirk Echallens an den Wahlkreis Waadt-Nord abgetreten, während von dort der Kreis Mézières des Bezirks Oron zu Waadt-Ost gelangte.[2] Der Wahlkreis Waadt-Ost umfasste nun:
den Bezirk Aigle
den Bezirk Lausanne
den Bezirk Lavaux
den Bezirk Oron
den Bezirk Pays-d’Enhaut
den Bezirk Vevey
Gemäss dem «Bundesgesetz betreffend die eidgenössischen Wahlen und Abstimmungen» vom 19. Juli 1872 wurde der Bezirk Oron abgetrennt und dem Wahlkreis Waadt-Nord angefügt.[3] Somit umfasste Waadt-Ost:
den Bezirk Aigle
den Bezirk Lausanne
den Bezirk Lavaux
den Bezirk Pays-d’Enhaut
den Bezirk Vevey
Mit dem «Bundesgesetz betreffend die Wahlen in den Nationalrath» vom 3. Mai 1881 kehrte der Bezirk Oron zu Waadt-Ost zurück, somit entsprach das Gebiet wieder demjenigen von 1863.[4] In der Folge gab es keine territorialen Anpassungen mehr.
1919 wurden die drei Waadtländer Wahlkreise zum heute noch bestehenden Nationalratswahlkreis Waadt zusammengelegt, in welchem das Proporzwahlrecht gilt.